Das Matarese-Mosaik
einmal überlegen, ob er wirklich hinsichtlich Ihres Etats so beunruhigt sein sollte. Ihr seid verdammt geschickte Geschäftsleute.«
»Wenn wir ein günstiges Angebot sehen, dann erkennen wir das auch, Mr. Undersecretary.«
»Und wie ist es?«
»Sehr elegant und sehr abgelegen. Wir haben dort ein Minimum an Personal für den Unterhalt und benutzen die Anlage als Sicherheitsbereich für die höchste Geheimhaltungsstufe. Früher haben eine Menge sowjetischer Überläufer dort gelernt, Golf zu spielen.«
»So ein kapitalistisches Spiel…«
»Die meisten sind richtig süchtig darauf geworden, genauso wie auf den Sport, in den teuersten Restaurants von Washington Spesen zu machen.«
»Ja, ich erinnere mich an einige dieser Abrechnungen. Das waren noch Zeiten. Wo findet die Besprechung statt?«
»Es nennt sich Estate Four, ein Caddiewagen wird uns hinbringen. Es ist eine Fahrt von etwa einer Viertelmeile.«
»Werde ich eine Sauerstoffmaske brauchen?«
»In Ihrem Alter nicht. In meinem vielleicht.«
Sie saßen in bequemen Sesseln im Wohnzimmer einer eleganten Wohnung am Fuße der Great Smoky Mountains in den Appalachen. Scofield saß neben seiner Frau, Pryce und Lieutenant Colonel Montrose, die einen dunklen Faltenrock und eine weiße Seidenbluse trug, zu ihrer Linken. Ihnen gegenüber hatten der Deputy Director und Undersecretary Cranston Platz genommen.
Thomas Cranston war mittelgroß und neigte ein wenig zur Fülle. Sein Gesicht könnte von einem wohlmeinenden Bernini in Stein gemeißelt worden sein. Trotz seiner leichten Korpulenz verliehen ihm seine scharfgeschnittenen Züge das Aussehen eines Universitätsdekans in mittleren Jahren, der alles schon einmal gehört, sich aber seine intellektuelle Skepsis bewahrt hatte. Seine großen Augen, die die in Schildpatt gefaßten Brillengläser noch größer erscheinen ließen, vermittelten den ausgeprägten Wunsch, seinen Gesprächspartner zu verstehen, nicht, sich mit ihm zu streiten – außer, wenn es notwendig war. Er ergriff das Wort.
»Nachdem Ihre Freunde aus der Villa an der Chesapeake Bay mich lange genug angeschrien hatten, haben sie mir klargemacht, daß ich im Irrtum war. Ich wiederhole noch einmal, daß es mir leid tut.«
»Tom, ich wollte wirklich nicht, daß so etwas…«
»Wenn Sie es nicht wollten, ich wollte es und will es auch jetzt noch, kleines Mädchen!« fiel ihr Brandon Scofield verärgert ins Wort.
»Mein Name ist Montrose, Vorname Leslie, und ich bin Lieutenant Colonel in der Army der Vereinigten Staaten, und nicht Ihr ›kleines Mädchen‹!«
»Aber ein toller Nachrichtendienstoffizier sind Sie auch nicht, und unsere Kleiderpuppe hier ebenfalls nicht. Herrgott im Himmel, Sie haben da wörtliche Aufzeichnungen dieser Telefongespräche oder wenigstens beinahe wörtliche, und dieser Clown gibt sich mit Zusammen fassungen zufrieden?«
»Ich darf Sie vielleicht daran erinnern, Mr. Scofield«, sagte Montrose mit einer Stimme, aus der militärische Autorität klang, »daß Undersecretary Cranston ein Berater des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist.«
»Sie werfen ja ganz schön mit den Vereinigten Staaten von Amerika herum, wie? Ich wette, daß er Under secretary ist, denn als Sekretär würde ich ihn nicht einmal für meine Katze arbeiten lassen!«
»Jetzt reicht’s, Brandon.« Shields war aufgesprungen.
»Hören Sie auf, Bray«, sagte Pryce und beugte sich vor.
»Jetzt haben dich alle gehört, Lieber«, fügte Antonia hinzu.
»Mal langsam«, sagte Cranston, um dessen Lippen ein kleines Lächeln spielte. »Agent Scofield hat jedes Recht, über mich verärgert zu sein. Ich lerne immer noch hinzu, und wie ja bereits erwähnt wurde, bin ich bisher weder im Feldeinsatz tätig gewesen, noch verfüge ich über die Erfahrung, um denjenigen, die es waren, Ratschläge zu erteilen. Ich arbeite auf völlig anderem Gebiet, und meine Erfahrung nützt Ihnen auf kurze Sicht nur sehr wenig.«
»Dann versuchen Sie es mal mit einem langen Paß«, sagte Scofield halblaut.
»Ich werde sogar noch etwas Besseres versuchen, Agent Scofield. Ich werde es mit einem ›Heilige Maria‹ versuchen, wenn mein Footballjargon noch stimmt.«
»Und wie?« fragte Pryce.
»Ich habe Leslies Notizbuch studiert und den Text in einen Computer mit der neuesten Textverarbeitungssoftware eingegeben. Mein ehemaliger Kollege Frank mit seiner größeren Erfahrung hat mir gesagt, worauf ich achten muß, und ich bin möglicherweise auf etwas Interessantes
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