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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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stundenlang über den Schriftstücken, bis die Rücken schmerzten und die Augen
tränten. Am schlimmsten waren die Finanzberichte: endlose Zahlenreihen, gefolgt von Prognosen und Wertanalysen. »Projekt M-113« beispielsweise wurde mit knappen Worten als »unterbewertet; siehe Abschnitt 17 in diesem Bericht und vergleiche dann mit Abschnitt 28 und 36« geschildert. Um es noch schlimmer zu machen, stammte die Sprache aus einem Lehrbuch für fortgeschrittene Betriebswirte – theoretisch und pragmatisch, jedenfalls auf wissenschaftlichem Niveau und für den Laien praktisch unverständlich. Aber eines war Brandon Scofield klar, diese absurden Einschübe hatten den Zweck, den Leser bis zur Unverständlichkeit zu verwirren; sie führten bis an den Abgrund der Illegalität, aber nicht darüber hinaus.
    »M-Einsdreizehn wird nie näher bezeichnet!« rief Scofield frustriert. »Und was mich am meisten ärgert, das braucht es auch gar nicht.«
    »Ich käme da nicht durch«, sagte Pryce. »Aber was meinen Sie?«
    »Das Prinzip des laissez-faire , das noch hinter das Malthusische Gesetz zurückfällt.«
    »Wie bitte?« fragte Leslie.
    »Konkurrenz«, antwortete Scofield. »Bis tatsächlich ein Angebot gemacht wird, haben widerstreitende Interessenten nicht das Recht zu wissen, daß ein solches Angebot geplant oder auch nur in Erwägung gezogen wird.«
    »Was hat das mit dieser Malthusgeschichte zu tun?«
    »Eisen, Bronze und Gold, junger Freund. Eisen möchte Bronze werden, und Bronze würde es vorziehen, Gold zu sein, und Gold will alles vereinnahmen. Jetzt raten Sie mal, wer Gold ist?«
    »Die Matarese«, sagte Pryce.
    »Heiliger Strohsack, mit der Zeit kapieren Sie es doch noch. Markieren Sie das hier. Das ist vielleicht ein Matarese.«
    »Welche Firma?« fragte Antonia mit Papier und Bleistift in der Hand.
    »Ein globales Konglomerat. Atlantic Crown, Zentrale in Wichita, Kansas.«
    »Wir brauchen mehr als nur einen Jahresbericht, Bray«, sagte Pryce.

    »Das ist nur der Anfang, junger Freund. Sobald wir ein Schema entdeckt haben – falls wir ein Schema entdecken -, wissen wir, wonach wir suchen müssen. Es überrascht mich, daß ich Ihnen das sagen muß.«
    »Entschuldige, Liebling«, sagte Antonia und beugte sich in ihrem Stuhl nach vorn. »Aber ich denke, wir sollten eine kleine Pause einlegen. Wir tun jetzt seit Stunden nichts anderes als schuften, und ich zumindest spüre, wie meine Konzentration nachläßt.«
    »Ich höre ungern auf«, sagte Leslie, einen Stapel Papiere in der Hand, »aber ich gebe Ihnen recht. Ich ertappe mich dabei, wie ich dieselbe Stelle immer wieder lese, damit mir das Ganze überhaupt etwas sagt.«
    »Schwächlinge«, murmelte Scofield und gähnte. »Aber vielleicht ist das gar keine schlechte Idee. Ich könnte einen Drink gebrauchen.«
    »Ein kleines Nickerchen könntest du gebrauchen, mein Liebling. Komm, ich bringe dich hinauf.«
    »Die Frau ist ein Tier«, sagte Scofield und blinzelte Pryce und Leslie zu. »Das reinste Tier. Kann es gar nicht erwarten, mich ins Schlafzimmer zu zerren.«
    »Sehr erfrischend«, sagte Leslie. »Gewöhnlich ist es ja umgekehrt, nicht wahr?«
    »Das gehört ins Reich der Legende, meine Liebe«, erwiderte Antonia. »Hunde rennen hinter Autos her, aber sie können nicht fahren.«
    »Ich bin von Pharisäern umgeben.« Scofield erhob sich aus seinem Sessel, gähnte erneut und ging dann mit Antonia zur Treppe.
    »Vielleicht sollte ich ihn beim Wort nehmen«, sagte Antonia und wackelte mit den Hüften.
    »Das könntest du bedauern, Liebes – denke ich.« Die beiden stiegen die Treppe hinauf und verschwanden.
    »Wirklich reizend, die beiden«, sagte Leslie.
    »Sie mag ich, er ist ein Ekel«, sagte Pryce leise.
    »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Nein, ist es nicht«, gab Pryce zu. »Er hat mehr Verstand in zwei Gehirnzellen als ich im ganzen Kopf. Aber dafür hat er
auch Dinge durchgemacht, die keiner von uns je erleben wird.«
    »Und leidet.«
    »Ja, an Ereignissen, die er nicht verhindern konnte«, sagte Pryce. »Er fühlt Schuld, wo gar keine sein sollte.«
    »Das muß jeder von uns selbst entscheiden. Nach gewissen Glaubensgrundsätzen ist Schuld etwas, was in uns allen schlummert.«
    »Grundsätze, an die ich nicht glaube, Colonel. Zweifel ja, aber nicht Schuld, es sei denn, man hat Schuld an etwas ganz Schlimmem, das man unter Kontrolle hat.«
    »Das hört sich sehr philosophisch an, Mr. Pryce…«
    »Cam oder Cameron, schon wieder vergessen?« fiel er ihr ins Wort.

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