Das Matarese-Mosaik
wiederhaben, und wenn ich dafür mein Leben geben muß – dazu bin ich bereit. Ich bin Soldat und kenne die Risiken, und ich werde vor nichts zurückschrecken, um zu bekommen, was mir zusteht. Und deshalb konnte ich mir, Gott sei Dank, ganz oben Hilfe holen. Sie sind Teil einer Organisation mit Schwachstellen, und deshalb werde ich Sie, wenn es nötig ist, um meinen Jungen zu bekommen, auch übergehen. Mein Mann und ich haben schon genug geopfert!«
»Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen?« fragte Pryce ruhig.
»Ich werde mir jeden Vorschlag anhören, solange ich glaube, daß der, der ihn macht, auf meiner Seite steht.«
»Ich bin auf Ihrer Seite, Colonel. Und Frank Shields auch. Und die Scofields.«
»Ich bin überzeugt, daß Sie das sind, soweit Sie das können.«
»Ich weiß nicht, was das bedeuten soll.«
»Sie haben Ihre eigenen Ziele und müssen Ihren Arsch sichern – vornehmer ausgedrückt, Ihren Ruf. Ich habe nur ein Ziel, die sichere Rückkehr meines Sohnes.«
»Nicht, um Ihnen zu widersprechen«, sagte Pryce leise, »das will ich nämlich nicht. Aber mir scheint, daß Sie Ihre Aufgaben äußerst gut erfüllt haben. Dabei war das ganz offensichtlich nicht Ihr Hauptziel.«
»Tom Cranston hat Ev Bracket gesagt, daß es da vielleicht eine Verbindung gibt, und deshalb haben die beiden arrangiert, daß ich diesen Einsatz bekam.«
»Vielleicht? Mehr wissen Sie nicht?«
»Abgesehen von der Existenz einer Gruppe von Terroristen, die es auf Sie und die Scofields, ganz speziell Mr. Scofield, abgesehen haben, erfahren wir Einzelheiten nur, soweit es unbedingt nötig ist.«
»Und Sie haben ihnen diese Scheiße abgekauft?« ereiferte sich Pryce. »Entschuldigen Sie bitte, aber das ist die reine Scheiße – höflicher würde man es vielleicht als Spitzfindigkeit bezeichnen.«
»Ich habe mich auf diese Scheiße oder Spitzfindigkeit eingelassen, weil ich an die Befehlshierarchie glaube. Ich räume ja ein, daß die auch ihre Mängel hat, aber sie ist häufiger angebracht als unangebracht. Information in den Händen Unerfahrener kann äußerst gefährlich sein.«
»Ein Beispiel bitte.«
»Ich glaube, am besten drückt es dieses alte Plakat aus dem Zweiten Weltkrieg aus. ›Ein unvorsichtiges Wort kann Schiffe versenken.‹«
»Auch bei denen, die am Steuer dieser Schiffe stehen?«
»Wenn sie es erfahren müssen, werden sie es erfahren.«
»Ist Ihnen je in den Sinn gekommen, daß auch nur ein nicht informierter Kapitän eines einzigen Schiffes allein aus diesem Grund mit einem anderen Schiff kollidieren lassen kann?«
»Ich bin sicher, daß solche Möglichkeiten immer in Betracht gezogen werden. Worauf wollen Sie hinaus, Mr. Pryce?«
»Sie spielen eine wichtige Rolle, Colonel, und Sie kennen nicht das ganze Bild – das sollten Sie aber. Ich würde meinen, Sie sollten darauf bestehen, daß man Sie einweiht, insbesondere wenn man Everett Brackets Tod bedenkt, seine Ermordung, genauer gesagt. Er war Ihr Freund. An Ihrer Stelle wäre ich äußerst traurig und verdammt wütend.«
»Ich habe meine eigene Art zu trauern, Mr. Pryce. Ich habe einen Ehemann verloren, erinnern Sie sich? Und wütend … glauben Sie mir, das bin ich. Wie lautet Ihr Vorschlag? Ich erinnere mich, daß Sie einen machen wollten.«
»Und Sie haben mir gerade ein zusätzliches Argument dafür geliefert, daß Sie ihn annehmen sollten.«
»Wie bitte?«
»Diese Befehlshierarchie, die Sie so schätzen – sie wird auf eklatante Weise mißbraucht. Eine Besprechung ist zwischen mir, den Scofields und Cranston anberaumt; Shields hat darauf bestanden. Aber Sie werden nicht daran teilnehmen.«
»Oh?« In Montrose’ Augen spiegelte sich instinktiver Argwohn und zugleich resignierende Hinnahme.
»Ich finde, Sie sollten da teilnehmen«, fuhr Pryce schnell fort. »Ich wiederhole, Sie spielen eine entscheidende Rolle, und für Sie steht viel auf dem Spiel. Sie sollten das ganze Bild kennen, nicht nur Fragmente. Manchmal treiben wir diese zurückhaltende Informationspolitik zu weit, bis die linke Hand nicht mehr weiß, wo die rechte ist. Glauben Sie mir, ich habe das am eigenen Leibe miterlebt. Sie sollten an dieser Besprechung teilnehmen.«
»Ich kann da nicht viel tun«, sagte Montrose bedrückt. »Undersecretary Cranston hat eine Entscheidung getroffen. Ich bin sicher, er hatte seine Gründe dafür.«
»Alberne Gründe. Er ist beunruhigt, weil Sie starke persönliche Motive haben. Er ist der Ansicht, Sie könnten schlappmachen.«
»Das
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