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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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zu fahren, sechzig Kilometer vom Blue Hole Cay entfernt. Bevor sie sich am frühen Morgen auf den Rückweg in den Golf machten, hatte die Besatzung den Zodiac für mich aufgepumpt und voll getankt. Sie ließen ihn bereits mit der Winde über Bord, während ich eine Strickleiter hinabkletterte, als sich Sanchez über die Reling beugte und verkündete, er würde mitkommen.
    »Mexiko trägt immer noch einige Verantwortung in dieser Angelegenheit«, sagte er formell, als er mir gegenüber auf dem Kasten im Bug des Schlauchboots Platz nahm.
    »Wenn Sie schon mitkommen, dann können Sie auch was tun. Nehmen Sie eins von den Dingern hier« - ich zeigte auf einen Satz Ruder, die innen am Rumpf befestigt waren - »und stoßen Sie uns ab, wenn ich den Motor anlasse.« Ohne den Zündschlüssel musste ich den Außenborder im Heck starten und dann zurück zum Steuer klettern.
    Während wir uns von dem Marineschiff entfernten, erklärte mir Sanchez, dass er noch aus einem anderen Grund mitgekommen sei. Als er nämlich der US- Küstenwache mitgeteilt hatte, auf dem Blue Hole Cay würde toxisches Material umgeschlagen, das für die Vereinigten Staaten bestimmt sei, hatten sie zu seinem Entsetzen entgegnet, das Eigentumsrecht an der Insel sei zwischen den USA und Kuba umstritten, und sie würden erst Rat einholen, ehe sie sich in ihre Nähe wagten.
    »Sie wären also buchstäblich auf sich allein gestellt gewesen«, sagte er.
    »Sie hätten trotzdem nicht mitkommen müssen. Aber ich weiß es zu schätzen.«
    Ich bemerkte, dass er, wie immer, gut angezogen war. Er trug eines seiner weißen Guayaberahemden über weißer Hose und dazu einen weißen Panamahut. Ich selbst hatte mir damit geholfen, meine Unterwäsche zu waschen, und mir von Elena ein Paar Shorts und ein T-Shirt geborgt. Dann fiel mir auf, dass ich ebenfalls ganz in Weiß war, und da wir beide keine Reservekleidung mitgenommen hatten, waren wir offensichtlich alle zwei von der mexikanischen Marine ausstaffiert worden. Der Panamahut stammte vermutlich von Kapitän de Tajedo. Ich hatte Elenas Angebot abgelehnt, den Strohhut vom Vortag zu tragen, und mich stattdessen für eine Baseballkappe von ihr entschieden, auf der vorne in blauer Schrift Armada de Mexico geschrieben stand.
    Ich hatte die Lagekoordinaten der Insel in das GPS eingegeben, was das Navigieren sehr leicht machte, ich brauchte nur dem unbeirrbaren Kurs folgen, der wie eine Rolle Führungsleine auf dem kleinen Display vor mir abgespult wurde.
    »Was, glauben Sie, haben die O’Kellys mit dem Amhax vor?«, strengte Sanchez eine Unterhaltung an, als die Korvette zu einem Punkt in der Ferne hinter uns wurde. Da er soeben eine orangerote Schwimmweste angelegt hatte, wirkte er nicht mehr ganz so wie der gewandte Abenteurer, den er noch einige Minuten zuvor abgegeben hatte.
    »Davon habe ich eine ziemlich gute Vorstellung. Florida ähnelt geologisch der Halbinsel Yukatan. Ein Kalksteinplateau, das von so vielen Flüssen und Höhlen durchbohrt wird, dass es wie ein großer Blauschimmelkäse aussieht. Und das alles schwimmt auf einem riesigen Wasserreservoir, das Bartolomé de Valdivia zufolge derart erschöpft ist, dass man Oberflächenwasser dorthin zurückpumpen muss.«
    »Und womit wollen sie das verseuchen, mit den Zysten?«
    »Ich wette, sie wollen es versuchen. Aber das wäre eine langfristig angelegte Geschichte, deshalb vermute ich, sie haben auch noch eine unmittelbare Aktion im Sinn.«
    »Zum Beispiel?«
    »Stellen Sie sich Cancun als Laborexperiment vor, das Jade-Jaguar-Hotel als Probelauf. Florida ist Cancun hoch zehn. Eine Vielzahl von Zielen - Hotelanlagen, Themenparks, Wassersportzentren, was Sie wollen.«
    »Das ideale Schlachtfeld für den Großangriff einer Antitourismusbewegung.«
    »Richtig.«
    »Mir ist nur eins nicht klar. In Florida leben viele von uns Hispanios, die ebenfalls darunter leiden würden. Warum sollte eine Mayagruppe eine solche Untat unter Lateinamerikanern zulassen?«
    »Vielleicht waren die Cruzob über die Pläne der O’Kellys nicht im Bilde, genau wie es Xiu behauptet hat.« Sanchez runzelte skeptisch die Stirn. »Oder sie tun es , weil die Maya keine Hispanios sind, und genau das wollen sie deutlich machen.«
    »Warten Sie mal«, sagte Sanchez. »Ich sehe Hütten… irgendwelche alten Gebäude. Ein Stück oberhalb des Strands. Keine Anzeichen von Leuten.«
    Ich hielt einen Kurs etwa einen Kilometer vom Riff entfernt, da ich nicht auf eine Korallenbank auflaufen wollte. »Das

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