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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Augen. Wie ein Medium in Trance, das eine Botschaft aus dem Jenseits empfängt, kritzelte ich daraufhin flkeysdiver.com aufs Papier.
    »Sie geben die Position aller Unterwasserattraktionen rund um die Keys an.«
    »Und wer hat nun den Preis errungen?«, fragte Sanchez.
    »Den Ausflug nach Havanna, meinen Sie den?«, sagte ich.
    »Ja. Mit wem darf ich in Havanna tanzen?«
    »Eigentlich mit meinem Vater.« Sanchez verzog das Gesicht.
    »Er ist begeistert von diesen alten Künstlern, von denen Sie gesprochen haben«, neckte ich ihn.
    »Der Buena Vista Social Club?«
    »Ja. Los Superabuelos - die Supergroßväter, werden sie nicht so genannt?«
    »Freut mich, dass Sie beide wieder miteinander sprechen«, bemerkte Sanchez knapp und fing an, in einer alten Zeitung zu lesen, die er in der Kombüse gefunden hatte.
    Elena rief zu mir herüber. »Senorita Madison, ich habe die Position der Statue - sie ist achtzig Grad, siebzehn Minuten und achtzig Sekunden westlicher Länge.«
    Ich schrieb die beiden Ziffernreihen nieder - 23°26’ und 80°17’80". »Geben Sie das in die Datenbank Ihrer Computerkarten ein und sehen Sie nach, was herauskommt. Ich suche die Stelle hier.«
    Ich beugte mich über die Karte der Karibik und zählte an den winzigen Markierungen am oberen Rand entlang. Als ich die richtige gefunden hatte, legte ich den Anschlagwinkel mit der Spitze nach unten an. Dann stellte ich fest, wo er den Wendekreis des Krebses schnitt - am südwestlichen Rand der Cay Sal Bank, einem Kreis kleiner Inseln hundert Kilometer nördlich von Kuba. Die größeren davon, die alle im Norden des Wendekreises lagen, waren eingezeichnet und benannt. Falls es dort, wo sich unsere Koordinaten trafen, eine gab, war sie zu klein für den Maßstab der Karte.
    »Ich hab sie«, sagte Elena. »Sie heißt Blue Hole Cay.« Sanchez legte seine Zeitung beiseite, und wir traten beide zu Elena vor den Computerschirm. Die Insel auf der Karte war klein, flach und hatte die Form einer Acht. Bei näherem Hinsehen entdeckte ich, dass sie von einer Lagune mit einem Riff darum umgeben war; ein Strand im Süden lag einem Bereich mit Urwaldvegetation gegenüber. Ein breiter Mangrovenstreifen säumte die nördliche Küste, und dieser obere Lappen der Acht wies in der Mitte einen kleinen blauen Punkt auf. Das war offenkundig die Unterwasserhöhle, von der die Insel ihren Namen hatte. Direkt unterhalb des Lochs, dort, wo die Insel in der Mitte schmaler wurde, legte sich ein weiteres Mangrovenwäldchen wie ein Gürtel um ihre Taille.
    »Sie ist ungefähr einen Kilometer lang und maximal einen halben breit«, sagte Elena.
    Ich sah Sanchez an. »Sie kann höchstens hundert Kilometer nordöstlich von hier liegen. Wir könnten bis morgen früh dort sein und die O’Kellys abfangen.«
    »Ich nehme an, ›wir‹ bedeutet Sie, ich und die mexikanische Marine?«
    Genauso hatte ich es mir gedacht.
    »Äh… vorgesehen ist, dass wir in…«, er sah auf die Uhr, »… einer Stunde und fünfzehn Minuten wenden. Wir sind außerdem zwischen den Hoheitsgewässern zweier fremder Länder eingezwängt. Angesichts der jüngsten Ereignisse finde ich, dass wir den Vereinigten Staaten schon nahe genug sind, und wir wollen auch unsere guten Beziehungen zu Kuba nicht überstrapazieren. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    »Dann fahre ich allein. Ich werde den Zodiac aufpumpen und voll tanken.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Mag sein, aber ich würde ihnen wirklich gern in die Suppe spucken.«
    »Meinen Sie nicht, wir sollten einfach die US-Küstenwache alarmieren und der die Sache überlassen? Was können Sie gegen bewaffnete Terroristen ausrichten?«
    »Sie beschämen vielleicht?«
    Sanchez hob die Augen zum Himmel. »Dios mio!«, rief er und stürmte davon.

59
    Das erste Anzeichen für die Existenz des Blue Hole Cay war die Brandung, die gegen den Riffgürtel der Insel schlug. Das erzeugte die Illusion, das Land läge unter Meeresniveau, aber dieser Eindruck verging, als durch die von den Wellen aufgeworfene Gischt ein Strand in Sicht kam, der von Palmen und Buschwald gesäumt wurde. Der Karte nach erstreckte sich das Riff ringsum, ich musste also nach einer Lücke in der Brandung suchen, die auf eine Durchfahrt zur Lagune hinwies.
    »Ich sehe nichts«, sagte Sanchez, während er die Insel mit einem Fernglas absuchte, das er sich von Kapitän de Tajedo geborgt hatte.
    Sanchez hatte den Kommandeur der Holtzinger überredet, bis zum einundachtzigsten Meridian entlang des Wendekreises

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