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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Cancer piscis, hatte ich das Offensichtliche übersehen.
    »Ich hab’s!«, rief ich aus. »Es war die ganze Zeit unter uns.«
    Die beiden anderen warfen sich verwunderte Blicke zu. Ich sprang aus dem Drehstuhl vor dem Computer, in dem ich träge gelümmelt hatte, und lief zu ihnen hinüber, denn sie saßen vor einer großen Karte der Karibik, die auf einem schrägen Tisch ausgebreitet lag. Ich beugte mich über die Karte und fuhr mit dem Finger eine bestimmte Linie entlang. »Der Wendekreis des Krebses«, sagte ich triumphierend.
    Weder Sanchez noch Elena schienen zu begreifen.
    »Crabfish - das ist ein Koordinatenpaar«, sagte ich.
    »Der Längen und Breitengrad eines Zielortes.«
    Ich sah, wie die Erkenntnis auf ihren Gesichtern dämmerte.
    »Crab ist der Breitengrad, der Wendekreis des Krebses, der genau wo verläuft, Elena?«
    »Auf dreiundzwanzig Grad, sechsundzwanzig Minuten nördlicher Breite.«
    »Jetzt müssen wir nur noch den Längengrad herausfinden«, sagte ich.
    »Und was bedeutet also ›Fisch‹, oder soll es ›piscis‹
    heißen?«, fragte Sanchez.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht der Name einer Insel.«
    »Aber die könnte dann ja überall auf der Welt entlang des Wendekreises liegen«, sagte Elena.
    »Das stimmt«, erwiderte ich, »aber wir wissen, dass sie wahrscheinlich hier in diesen Gewässern zu finden ist. Sehen wir mal nach.«
    »Wir können die Karten im Computer befragen, wenn Ihnen das lieber ist«, schlug Elena vor.
    »Was halten Sie davon, wenn Sie das machen, und ich sehe hier nach?«
    »Und ich, soll ich vielleicht den Kaffee machen?«, beschwerte sich Sanchez.
    »Keine schlechte Idee«, entgegnete ich. »Dabei fällt mir ein, haben Sie schon die US-Küstenwache und andere Stellen in Florida davon unterrichtet, dass eine hochgiftige Fracht zu ihnen unterwegs ist?«
    »Ja, gleich nachdem ich mit Xiu gesprochen hatte. Aber soviel wir wissen, wurde das Amhax bereits an Land gebracht.«
    »Das bezweifle ich. Ich glaube, diese Koordinaten deuten auf einen Treffpunkt hin.«
    Sanchez runzelte die Stirn. Er verstand noch immer nicht.
    »Deirdre hat vielleicht diese rätselhafte Angabe als eine Art Gedächtnisstütze im Telefon gelassen, für die Vorbereitung eines Treffens mit einem dritten Beteiligten.«
    Mehrere Tassen Kaffee später hatte sich unsere Suche in einem dreihundert Kilometer breiten Gewirr von Riffen und Sandbänken verloren.
    »Das ist wie mit der Stecknadel im Strohhaufen«, sagte Elena.
    »Heuhaufen«, verbesserte ich sie.
    »Strohhaufen wär auch nicht einfacher«, sagte Sanchez.
    »›Fisch‹ muss die andere Koordinate sein«, beharrte ich , »der Längenmeridian. Wir müssen feststellen, was damit gemeint ist.«
    Sanchez rutschte unruhig in seinem Stuhl umher. »Aber wie? Und wozu überhaupt? Die O’Kellys sind wahrscheinlich längst weg, falls sie je dort waren.«
    Ich merkte ihm an, dass er müde war.
    »Okay«, begann ich, »überlegen Sie sich Folgendes: Deirdre hat wahrscheinlich mein Schlauchboot ein paar Mal zur Versendung des Amhax zur Verfügung gestellt, ohne dass ich das Fehlen des Zodiacs bemerkte. Aber das bedeutet, die Fahrten waren ziemlich kurz, weil es nach ein paar Stunden wieder zurück sein musste. Ich vermute, Dermot ist von Kuba herübergekommen und hat sich vielleicht in der Gegend der Isla Mujeres mit ihnen getroffen. Aber für die abschließende Lieferung erklärt sich Deirdre zu einer längeren Fahrt bereit - der Zodiac wird ja ohnehin nicht zurückgebracht -, deshalb überredet sie Alfredo, ihr zu helfen, weil die anderen Männer vermutlich keine Seeleute sind. Das GPS an Bord hilft ihnen, ihr Ziel zu erreichen, und ohne den Hurrikan wäre alles wie geschmiert gelaufen. So aber hatten sie kaum genug Zeit, die Fracht auf Dermots Schnellboot zu verladen, mit dem sie dann eilig in Kuba Schutz suchen mussten. Und dort waren sie mindestens bis gestern Mittag - denn um diese Zeit habe ich mit ihm telefoniert.«
    »Damit haben sie immer noch einen Tag Vorsprung.«
    »Aber die Motoryacht muss schwer beladen sein, deshalb fährt sie nicht so schnell. Das erklärt auch, warum sie keine Landung in Florida versucht haben - sie hätten der Küstenwache nicht entwischen können. Und darum haben sie diese Anlaufstelle - um die Ladung in kleinere Lieferungen aufzuteilen. Und als Folge der Verzögerung mussten sie wahrscheinlich einen neuen Termin für ihr Treffen mit wem auch immer vereinbaren.«
    »Wir suchen immer noch nach einer Nadel im Heuhaufen, es sei

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