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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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anderen Ende der Insel. Als ich die Brennweite neu eingestellt hatte, sah ich dort eine leistungsstarke blau-weiße Motoryacht vor Anker liegen, schlank wie eine Pfeilspitze und etwa dreimal so lang wie der Zodiac. Ich stieß Sanchez in die Rippen, reichte ihm das Fernglas und deutete mit dem Kopf in die Richtung, in die er schauen sollte.
    »Warum ankern sie dort?«, flüsterte er, als er das Boot entdeckt hatte.
    Ich brachte meinen Mund an sein Ohr. »Dort ist der andere Eingang zum Blue Hole. Sie sind unter der Insel durchgetaucht und hier herausgekommen.«
    Seine Lippen formten ein lautloses »Wieso?«.
    Ich zuckte die Achseln. Unwahrscheinlich, dass sie sich einfach einen netten Tag machten. In der Hitze stiegen Gerüche von der Vegetation ringsum auf, vermischt mit einem schärferen Gestank. Ich bog ein paar Äste beiseite und beugte mich vor, um zu sehen, was zwischen dem flachen Damm, auf dem wir standen, und der ebenen, grasbewachsenen Umgebung des Wasserlochs lag. Dann sah ich den Grund dafür, warum sie unter Wasser von der Lagune herübergekommen waren.
    »Denken Sie an die Karte«, flüsterte ich. Er antwortete mit einem Achselzucken.
    Ich griff erneut zum Fernglas, um meine Vermutung zu bestätigen.
    »Mangrovensumpf«, flüsterte ich und beschrieb mit dem Finger einen Kreis, um anzuzeigen, dass sich dieser über das ganze Gebiet unterhalb von uns erstreckte. Blue Hole Cay bestand in Wirklichkeit aus zwei Inseln, voneinander getrennt durch wild wuchernden Mangrovenwald, der sich von einer Seite der Lagune zur anderen erstreckte und den Rest der Insel umgab, vor der die Motoryacht ankerte. Der einzige Strand war der, den Sanchez und ich gerade heraufgekommen waren.
    Zurzeit herrschte beinahe völlige Ebbe, was den widerlichen Geruch von freiliegendem Schlick und Wurzeln vor unserer Nase erklärte.
    Als ich den Kopf zurückzog, knickte ich einen Pflanzenschössling ab, auf den ich mich gestützt hatte. Ein Pelikan flog erschrocken von einem nahen Baum auf. Ich sah, wie Deirdre umherblickte und dem Vogel nachsah, bis er sich auf einem anderen Baum niederließ. Erst dann atmete ich aus. »Sie warten, bis vollständige Ebbe ist, deshalb lungern sie hier herum.«
    »Damit sie die Ladung hinübertragen können.«
    »Vermutlich. Aber wie sind die Arbeiter dort hinübergekommen?«
    »Da bin ich überfragt.«
    »Und wo haben sie einen solchen Hubschrauber her?«
    »Gemietet. Kostspielige Sache, aber sie sind zu haben.« Um den Chinook herum entstand nun Bewegung, eine Tür an der Unterseite ging auf und senkte sich langsam auf die Zementfläche herab, bis sie eine Rampe bildete. Ein weiteres Besatzungsmitglied schritt die Rampe herab, die vier Männer standen von der Bank auf, und Dermot sprach zu ihnen und zeigte auf ein Gebiet ein kleines Stück links von unserem Versteck. Dann marschierte das Quartett unter viel gegenseitigem Necken die Rampe hinauf und kam bald darauf mit verschieden langen Holzstangen, Frachtnetzen, Seilen und Macheten wieder zum Vorschein.
    Einer der Älteren blieb stehen, um einen Plastikbehälter vom Boden aufzuheben, von ähnlicher Größe wie die Amhaxflaschen, aber mit einem gebogenen Griff am oberen Ende. Er schien dem Gewicht nach mit Wasser gefüllt zu sein. Mit all diesen Gegenständen machten sie sich auf den Weg in unsere Richtung.
    Als die vier näher kamen, sah ich, dass sie die Ausrüstung mit der Lässigkeit von Arbeitern auf einer Baustelle trugen. Der Mangrovensumpf zwischen ihnen und uns war etwa zehn Meter breit. Als sie an seinen Rand kamen, schwenkten sie nach links, vermutlich zu einer schmaleren Stelle des Kanals, die ihnen O’Kelly gezeigt hatte. Aber der Jüngste von ihnen, der mit der Baseballmütze, konnte der Versuchung nicht widerstehen und probierte, ob er seinen Fuß auf die Mischung aus Sand und Schlamm unterhalb des Ufers setzen konnte. Der Untergrund hielt, deshalb versuchte er, mit einem Bein darauf zu stehen, während er den anderen Fuß auf eine Mangrovenwurzel stützte und sich mit einer Hand an einem Ast festhielt.
    Er rief seinen Kollegen, die bereits ein Stück voraus waren, auf Spanisch zu, sie sollten ihm zuschauen, wie er mithilfe der Wurzeln als waagrechter Leiter auf die andere Seite gelangte. Und in diesem Moment gab der Schlamm unter seinem Fuß nach, und er sank bis zum Schritt ein.
    »Mierda!«, rief er aus. Als er dann bemerkte, dass er noch tiefer sank, geriet er in Panik und schrie, die anderen sollten zurückkommen. Sie rannten zu ihm,

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