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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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kam die Sonne heraus und reflektierte blendend vom weißen Stuck der Villa. »Hier sind Sie aufgewachsen?«, fragte ich auf der Treppe, die von einem kunstvoll verzierten Eisengeländer flankiert wurde, das sich an ihrem Ende fächerförmig ausbreitete, um einen tiefen, schattigen Balkon zu umschließen.
    »Wir sind nach Mérida gezogen, als ich ein kleiner Junge war. Mein Vater trat die Stelle als städtischer Leichenbeschauer an, und das Haus gehörte dazu.«
    Ein adrett gekleidetes Dienstmädchen öffnete die Eingangstür, dann führte mich Bartolomé einen Flur entlang zu einem luftigen, halbrunden Raum mit hohen Fenstern, die auf einen Garten mit Sträuchern und üppigen Blumengruppen im scheinbar ungezähmten Stil der Gegend hinausblickten.
    »Bitte nehmen Sie Platz. Haben Sie eine lange Fahrt hinter sich?«
    Wir setzten uns auf zwei einander gegenüberstehende Ledersofas, und ich beschrieb meine Reise. Ich hatte gerade zu Ende erzählt, als das Dienstmädchen in der Tür erschien und auf Anweisungen wartete.
    Ich hielt einen Moment inne. »Sie können bestimmt einen Kaffee vertragen«, sagte Bartolomé. »Und wie wär’s mit einer Kleinigkeit zu essen?«
    Ich war tatsächlich hungrig. »Danke, gern.«
    »Eier, Schinken und Waffeln. Klingt das gut?«
    Er hatte meine Gedanken gelesen. »Das klingt großartig, danke.«
    Er redete in der Mayasprache mit dem Mädchen, das daraufhin wieder hinausging.
    »Captain Sanchez sagte, Sie würden möglicherweise zur Beerdigung kommen. Ich dachte, Sie wollten mich nach den Cruzob fragen.«
    »Und ich wollte Ihnen erzählen, wie Ihr Vater starb. Das heißt, falls Sie es wissen möchten.«
    Bartolomé erhob sich und stellte sich mit dem Rücken vor den Kamin, über dem das Porträt eines Eingeborenenmädchens hing. Er hielt die Hände nervös auf dem Rücken verschränkt.
    »Ja, das möchte ich gerne.«
    Ich berichtete im Wesentlichen alles und ließ nur den Umstand aus, dass mich das Stöhnen des alten Mannes an den Schauplatz gelockt hatte. Stattdessen behauptete ich, ich hätte eine Abkürzung durch den Ballspielplatz genommen. Ich erzählte ihm, wie sein Vater versucht hatte, einzugreifen, wie er noch einmal zu Bewusstsein gekommen war und dass er mehrmals das Wort Cruzob ausgesprochen hatte.
    »Und das war alles? Mehr sagte er nicht?«
    »Doch, da war noch etwas. Aber ich habe es gegenüber Sanchez nicht erwähnt, so, wie ich ihm auch nicht verraten habe, dass ich dort war, um Wasserproben aus dem Heiligen Brunnen zu entnehmen.«
    »Ach ja?« Bartolomé setzte sich wieder auf die Couch.
    »Ich war mir nicht sicher, inwieweit die beiden zusammenarbeiteten. Deshalb wollte ich erst mit Ihnen reden.«
    »Verstehe. Aber vielleicht ist diese andere Sache nicht so wichtig.«
    »Es schien mir, als wüsste Ihr Vater, dass ihm nur noch wenige Worte im Leben blieben und dass jedes Gewicht haben sollte.«
    »Das überrascht mich nicht. Er war ein bemerkenswerter Mann. Einer jener Menschen, die scheinbar mehrere Leben in der Spanne führen, die uns anderen dafür gewährt wird, uns durch dieses eine hindurchzuwursteln…«, Bartolomé blickte zur Tür.
    Das Dienstmädchen rollte einen Servierwagen mit einer Kaffeekanne, Teller und Besteck herein, Letzteres aus massivem Silber und mit Gravuren verziert. Sie stellte den Wagen längs vor meine Couch, verbeugte sich und ging wieder hinaus.
    »Lassen Sie mich ein wenig mehr über ihn erzählen, während Sie essen.« Ich nahm an, Bartolomé drängte mich nicht, zu enthüllen, was sein Vater gesagt hatte, damit ich entspannt und ruhig mein Frühstück genießen konnte. Wie höflich von ihm, dachte ich. »Vielleicht hat mein Vater das auch beabsichtigt.«
    Bartolomé legte die Finger wie zum Gebet zusammen, während ich mir Kaffee eingoss und Toast butterte. Die Eier sahen ausgesprochen lecker aus, und der erste Bissen schmeckte so gut, dass ich hoffte, der junge de Valdivia würde nicht bemerken, wie ich ihn hinunterschlang. Rasch ließ ich einen zweiten folgen und spülte mit ausgezeichnetem frischen Kaffee nach. Dann lehnte ich mich mit der Tasse in der Hand zurück und wartete.

34
    »Rafael de Valdivia zog 1950 in den Krieg«, begann Bartolomé.
    »Aber er war ursprünglich kein Mann des Militärs. Seine Feinde waren Krankheiten - vor allem Tuberkulose. Sie grassierte unter den Maya von Yukatan, besonders in Quintana Roo, wo das Volk sich bis in die Dreißigerjahre gegen Mexiko behauptet hatte und Krankenhäuser deshalb überaus rar

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