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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Zustandekommen des Handels eine Vermittlerrolle. Unglücklicherweise sah es für die Hardliner unter den Cruzob so aus, als hätte er sich schlicht verkauft.«
    »Und was wurde aus diesen Hardlinern?«
    »Manche kämpften noch eine Weile weiter. Aber die Entwicklung der Tourismusindustrie änderte alles. Sie brachte Geld und Jobs ins Land, sodass den Hardlinern die Basis wegbrach.«
    »Und jetzt wollen sie den Tourismus untergraben.« Bartolomé sah mich argwöhnisch an. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wird das nicht das Ergebnis dieser terroristischen Aktivitäten sein, wenn sie anhalten?« Ich merkte, dass ich Sanchez’ Ansichten nachplapperte.
    »Hm…« Er dachte erneut stirnrunzelnd nach. Irgendetwas beunruhigte Bartolomé de Valdivia.
    »Warum, glauben Sie, ist Ihr Vater das Risiko eingegangen, bei den Terroristen zu intervenieren?«
    »Vermutlich meinte er, immer noch Einfluss bei ihnen zu haben, trotz seines Rufes bei den Hardlinern. Aber in deren Augen dürfte die Tatsache, dass er bei einer Untersuchung der Regierung mitwirkte, seine Schuld nur bestätigt haben.«
    »Wissen Sie, auf welche Weise er den Kontakt mit den Entführern herstellte?«
    »Meine Mutter sagt, er hätte an dem Morgen, an dem die Studenten entführt wurden, etwas gemurmelt und behauptet, er wüsste, wer dahinter steckt. Er führte einige Telefongespräche, und am Nachmittag kam dann ein Wagen und holte ihn ab. Das war das letzte Mal, dass sie ihn lebend sah.«
    Der Augenblick schien günstig, die letzte Äußerung seines Vaters zu enthüllen, und dieser Gedanke war auch Bartolomé gekommen. »Wir wär’s, wenn Sie mir jetzt erzählten, was mein Vater noch gesagt hat?«
    »Nur noch ein einziges Wort - Krater.«
    Bartolomé sah mich durchdringend an, sein Blick bohrte sich in meine Augen, als wollte er so den Wahrheitsgehalt meiner Worte ausloten.
    »Und das war alles?«
    »Das war alles.«
    Bartolomé lächelte. Er schien erleichtert zu sein. »Jetzt verstehe ich. Und Sie haben völlig Recht, mein Vater hat tatsächlich etwas über die Krankheit angedeutet, die Ihren Freund getötet hat. Sie sind Meeresbiologin, soviel ich weiß?«
    Ich nickte. Zweifellos wusste er das von Sanchez.
    »Dann habe ich noch eine Geschichte für Sie, eine, die Sie bestimmt auch beruflich interessieren wird. Aber sie beginnt vor fünfundsechzig Millionen Jahren.«

35
    Bartolomé zeigte auf den polierten Holzboden. »Wissen Sie, was genau unter uns liegt, während wir hier reden?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Einen Kilometer unter uns liegen die Reste eines Objekts, das vor fünfundsechzig Millionen Jahren in die Erde krachte. Sie wissen, wovon ich spreche?«
    Wir befanden uns im nordwestlichen Yukatan, und das bedeutete… natürlich, das war’s. »Der Komet, der die Dinosaurier ausgelöscht hat?«
    »Komet? Asteroid? Meteorit? Planetenbruchstück? Wer weiß. War wirklich ein Massensterben die Folge? Nicht alle Experten teilen diese Ansicht. Eines aber ist sicher, der Einschlag war das spektakulärste Ereignis im Sonnensystem seit Millionen von Jahren. Ein riesiger Feuerball, der im spitzen Winkel geflogen kam, das Meer verdampfen ließ, geschmolzenes Glas bis Wyoming spuckte, Milliarden Tonnen pulverisierten Gesteins in die Atmosphäre schleuderte, Tsunamis über die Ozeane rollen und Schwefelsäure aus den Wolken regnen ließ…« Bartolomé verströmte eine fast jungenhafte Begeisterung.
    »Der äußere Ring des Lochs, das durch den Aufprall entstand, hat einen Durchmesser von zweihundert Kilometern. Man nennt ihn den Chicxulub-Krater, nach einem Küstendorf, ein paar Kilometer von Mérida entfernt.«
    »Und der Krater wird vom Kreideplateau bedeckt?«
    »Ja, ohne augenfällige Vertiefung in der Landschaft. Als wäre nie etwas geschehen. Und die Hälfte des Kraters liegt unter der Halbinsel selbst, die andere Hälfte unter dem Golf von Mexiko.«
    »Aber warum hat Ihr Vater davon gesprochen?« Bartolomé stand erneut auf und stellte sich unter das Porträt der jungen Frau. Doch diesmal wirkten seine Gesten gelöst, sogar lebhaft.
    »Kehren wir zu dem jungen Urwaldarzt in den Fünfzigerjahren zurück. Während er die Kleinbauern behandelt, unterhält er sich mit ihnen, und sein Verständnis der Mayasprache wird immer besser. Er fragt sie nach ihren Arzneien aus, nach den Krankheiten, für die sie Heilmittel besaßen, bevor die Eroberung durch die Spanier eine Pandorabüchse mit neuen öffnete. Er hört ständig Hinweise auf eine tödliche Infektion namens

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