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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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griff Grey an die Taille und löste das Seil, das sie umgürtete. Grey versuchte mit keiner Bewegung, sich zu schützen, obwohl ihn die Geste unter den gegebenen Umständen mit Erstaunen erfüllte.
    Dieses Erstaunen nahm im nächsten Augenblick noch zu, als Everett sich über das Bett beugte, der Toten die Kordel um den Hals schlang und sie fest zuzog, so dass ihr das Seil tief ins Fleisch schnitt. Er befestigte es mit einem Laufknoten, dann richtete er sich auf, lächelte Grey zu und schritt zum Tisch hinüber, wo er zwei Gläser mit Wein aus dem Krug füllte.
    »Hier.« Er reichte Grey eines davon. »Keine Sorge, es sind keine Drogen darin. Du stehst nicht unter Drogen, oder?« Er beugte sich vor, um Grey suchend in die Augen zu blicken, seine eigenen Augen dunkel im Kerzenlicht. »Nein, wie ich sehe, nicht; ich dachte mir schon, dass du nicht genug getrunken hast.«

    »Sag mir, was hier vor sich geht.« Grey nahm das Glas, machte aber keine Anstalten zu trinken. »Sag’s mir, in Gottes Namen!«
    George lächelte erneut, einen seltsamen Blick in den Augen, und ergriff das Messer. Es lag ihm gut in der Hand, trotz der exotischen Verzierungen des Griffes.
    »Etwas ganz Besonderes, John«, sagte er, und seine Stimme war belegt. »Nur für dich.« Er hob sein Glas, um Grey zuzuprosten; die Gläser bestanden aus geschliffenem Bleikristall, und der Wein glühte so rot wie die Augen des Dämons auf dem Messer.
    »Leg dieses lächerliche Ding hin«, sagte Grey kühl, »und erkläre mir bitte die Bedeutung dieser Scharade.«
    Everett hörte die Kälte in seiner Stimme und sah ihn an. Ein Lächeln umspielte seine langen, süßen Lippen, doch die Augen darüber waren so kalt wie Greys Herz.
    »Es ist die übliche Initiation der Bruderschaft«, sagte er mit einer knappen Geste in Richtung der Frau auf dem Bett. »Hat man den neuen Kandidaten für gut befunden, wird er getauft - es war übrigens Schweineblut - und dann in diesen Raum gebracht, wo man ihm eine Frau zu seinem Vergnügen zur Verfügung stellt. Ist seine Lust gestillt...« - sein Mund spannte sich zu einem Geierlächeln - »… kommt ein älterer Bruder, um ihn im letzten Aufnahmeritus zu unterweisen - und um diesen zu bezeugen.«
    Grey hob den Ärmel und wischte sich kalten Schweiß und Schweineblut von der Stirn.
    »Und dieser letzte Ritus ist…«
    »Ein Opfer.« George wies kopfnickend auf die Klinge in seiner Hand. Er hob die Messerspitze und drehte sie hin
und her, so dass ihre blank geschliffene Kante das Licht reflektierte. »Der Akt vervollständigt nicht nur die Initiation, sondern er versichert die Bruderschaft auch des Schweigens und der Loyalität des neuen Mitgliedes.«
    Die Kälte kroch Grey in die Glieder und ließ sie steif und schwer werden.
    »Und ihr habt … das getan? Ihr alle? Gewissenlos gemordet, und das wegen dieser… Bruderschaft?« Seine Lippen wehrten sich angewidert gegen das Wort.
    »Ja.« Everett betrachtete einen Augenblick die Gestalt auf dem Bett und strich mit einem Finger über die Klinge. Schließlich schüttelte er den Kopf, seufzte und murmelte erneut vor sich hin. »Nein, ich denke, nicht.«
    Er hob die Augen auf eine Höhe mit Greys. Sie waren klar und glänzten im Licht der Kerze. Ihre Farbe war das helle, weiche Braun der torfigen Highlandbäche, dachte Grey, die Farbe der Forellengewässer, in deren Tiefen sich schlanke, pfeilschnelle Schatten verbargen.
    »Ich hätte dich verschont, John, wenn ich es könnte. Das solltest du wissen. Wenn Bob Gerald nicht gewesen wäre… aber so ist es nun einmal.« Er zuckte mit den Achseln.
    Das Glas in Greys Hand fühlte sich glitschig an, doch er zwang sich, ruhig zu sprechen.
    »Also hast du Gerald doch gekannt.«
    Everett nickte langsam, ohne den Blick von Grey abzuwenden.
    »Oh ja. Es war der Gipfel der Ironie«, sagte er leise. »Ich strebte nach der Mitgliedschaft in dieser Bruderschaft, deren Passwort Laster lautet, deren Credo die Verderbtheit ist - und doch wären sie wie die Wölfe über
mich hergefallen, hätte Bob Gerald ihnen erzählt, was ich bin. Ihnen ist jede Abartigkeit heilig - bis auf eine.«
    »Und Robert Gerald wusste, was du bist?«
    Everett blickte zu ihm auf, und seine Augen schwelten im Kerzenschein. Das Haar lag ihm lose auf den Schultern, und die dunklen Wellen schienen mit dem Stoff seiner Robe zu verschmelzen.
    »Was auch du bist, John. Du bist genau so wie ich.«
    »Oh, ich denke, doch nicht ganz genau so.« Seine eigene Stimme überraschte ihn mit

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