Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer in deinem Namen

Das Meer in deinem Namen

Titel: Das Meer in deinem Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Koelle
Vom Netzwerk:
Haus?“
    Thore runzelte die Stirn.
    „Versteck? Das müsste ich kennen, wir haben hier oft genug Versteck gespielt. Ist aber nicht wichtig. Ich will kein Vermögen an dem Erbe verdienen, ich will lediglich die Villa sanieren und dieses Haus ohne viele Komplikationen loswerden. Und das Gute ist: ich habe einen Käufer gefunden! Es ist noch nichts unterschrieben, aber so gut wie fest.“
    Ein Klumpen, groß wie Tante Alissas unbeholfene Kartoffelklöße setzte sich in Carlys Hals fest und ein zweiter rutschte in den Magen. Was stellte sie sich so an, sie hatte doch gewusst, dass das unvermeidlich war.
    „Doch der Herr Schnug?“
    „Nein, aber es gefiel ihm so gut, dass er es einem Freund empfohlen hat. Der ist begeistert und kommt es nächste Woche ansehen. Ein Herr … Herr … ich komme nicht auf den Namen.“
    Thore konnte sich nie Namen merken. Normalerweise soufflierte Carly ihm. Ohne sie würde er an der Uni in einige Fettnäpfchen treten.

    Im Haus sah sich Thore zufrieden um. Oben im Schlafzimmer betrachtete er das Schwalbenbild.
    „Seit du das am Telefon erwähnt hast, ging es mir nicht mehr aus dem Kopf. Als kleiner Junge habe ich es vor dem Einschlafen angesehen und mir vorgestellt, ich wäre klein wie Nils Holgersson und könnte auf dieser Schwalbe oben rechts fliegen und Abenteuer mit ihr erleben.“
    „Wie Joram“, sagte Carly erstaunt, mehr zu sich als zu Thore.
    „Wie bitte?“
    „Komm mit in die Bibliothek, ich zeig dir einen Vogel, auf dem du sitzen kannst.“
    Thore betrachtete die Holzgans mit Bewunderung, aber nur kurz. Viel mehr interessierten ihn die Bücherkisten, die ruckzuck im Auto landeten. Alle.
    Tut mir leid, Rita, dachte Carly. Wo Thore die noch unterbringen wollte?
    „Vielleicht solltest du das Haus doch behalten, damit du mehr Platz für Bücher hast.“ Einen Versuch war es wert.
    „Peer und Paul haben mir damit auch schon in den Ohren gelegen. Sie fanden es toll hier. Aber es geht nicht. Ich habe eine neue Vortragsreihe in Österreich angenommen. Für ein Haus an der Ostsee habe ich keine Zeit, kein Geld und ganz ehrlich auch kein Interesse. Und die schönen Erinnerungen gehen sowieso nicht verloren.“
    Da war nichts zu machen. Carly kannte ihn und den Ton in seiner Stimme gut genug. Er interessierte sich für vieles, aber wenn ihn etwas eben nicht interessierte, dann ließ sich das durch nichts ändern. Zu ihrem Ärger musste sie mit den Tränen kämpfen, dabei hatte sie nicht wirklich erwartet, dass Naurulokki eine Chance bei Thore hatte. Zum Glück merkte Thore ausnahmsweise nichts, weil er damit beschäftigt war, in Schränke zu sehen und Fensterläden zu überprüfen.
    „Gute Arbeit, Carly. Das Haus ist in wirklich präsentablem Zustand. Wenn du nächste Woche dem Freund vom Herrn Schnug alles zeigst, bin ich sicher, dass er es nimmt.“
    „Wann kommt er denn?“
    „Freitag wohl. Und damit kommen wir zum nächsten Thema. Ich hatte dir eine Überraschung versprochen. Weißt du was, lass uns essen gehen. Ich habe gesehen, dass es das Café Namenlos noch gibt. Haben die nicht diesen wundervollen Hirschbraten?“
    „Und den besten Kuchen der Welt“, sagte Carly so unbefangen wie möglich. Es machte keinen Sinn, um etwas zu trauern, was ihr nie gehört hatte. Aber sie musste wenigstens noch herausfinden, was mit Joram passiert war! Zum Glück hatte sie noch fast zwei Wochen Zeit.
    „Joram Grafunder hast du nie kennengelernt, oder?“, fragte sie auf dem Weg ins Café.
    Es war seltsam, mit Thore außerhalb Berlins unterwegs zu sein. Seltsam und wunderbar. Hier waren sie allein; kein Kollege, kein Student, keine Sekretärin, keine Familie, die Thore ablenkte.
    „Joram Grafunder. Warte, doch. Er hat Henny einmal besucht, als ich hier war. Er hatte ungewöhnliche Augen und er hat mir eine Geschichte erzählt. Von Wassergeistern. Oder waren es Waldgeister? Ich fand ihn nett, aber unheimlich. Jetzt erzähl, wie ist es für dich hier? Wie war es, am Meer zu sein? Hast du das Tabu überwunden? Trotz Tante Alissa?“
    „Ich war sogar schwimmen! Thore, es ist so toll!“ Spontan blieb Carly stehen und umarmte ihn. „Ich danke dir, dass du mich dazu gedrängt hast hierherzukommen. Es war richtig.“
    Er drückte sie fest.
    „Das hatte ich gehofft. Geahnt. Ach, das freut mich. Das Kleid steht dir übrigens gut.“ Er runzelte die Stirn. „Habe ich dir schon gesagt, wie ähnlich du Henny siehst?“
    „Ja. Myra sagt das auch. Komisch.“
    „Myra? Myra Webelhuth? Die, die

Weitere Kostenlose Bücher