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Das Meer in deinem Namen

Das Meer in deinem Namen

Titel: Das Meer in deinem Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Koelle
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in die Küche geschlendert, reichlich mit Gras dekoriert.
    „Das habt ihr fein gemacht“, lobte Carly, „Da bekommt dieser Herr Schnug gleich einen besseren Eindruck vom Grundstück.“
    „Och, Carly, kannst du nicht hier wohnen bleiben?“, fragte Anna-Lisa. „Ich will nicht, dass schon wieder jemand weggeht. Und ich will keinen Herrn Schnug.“
    Carly musste lachen.
    „Momentan habe ich nicht mal eine Arbeit, weißt du. Ich kann mir kein Haus kaufen!“
    „Aber wir können noch schnell die Kisten in den Schuppen bringen, damit du wenigstens diesen Job fertig bekommst“, meinte Jakob.
    „Klar!“, stimmte Orje zu.
    Mit Mühe wuchteten sie die Kisten auf die Terrasse.
    „War da nicht eine Schubkarre im Schuppen?“, fragte Carly.
    „Mensch, klar! Komm, Anna-Lisa, wir holen sie!“
    Anna-Lisa ließ sich das nicht zweimal sagen und wurde von Orje bald in übermütigem Galopp den Hang herunterkutschiert.
    „So habe ich sie lange nicht lachen hören!“, sagte Jakob. „Ihr tut ihr gut.“
    „Sie mir auch.“
    „Hallo, hallo! Bin ich zu früh?“ Es war Daniel, der mit einer gewaltigen Thermoskanne über den Rasen kam. „Ich habe meinen besten Eistee mitgebracht.“
    „Ich habe drüben einen Zettel angehängt, dass wir hier sind“, sagte Jakob zu Carly. „Daniel, du kommst genau richtig zum Kistenschleppen!“
    Zu dritt schafften die Männer die Bücher mit der Karre ruckzuck in den Schuppen. „Oder soll ich die Carly-Kiste gleich in mein Auto packen?“, fragte Orje.
    „Nein, Thore muss die schon noch mal durchgucken. Ich kann die ja nicht einfach klauen.“
    „Rita wäre dir dankbar.“
    „Trotzdem. Im Schuppen ist Platz, das kann dem Herrn Schnug ja wohl egal sein.“

    „Die Kohlen sind so weit, der Hecht kann drauf“, verkündete Jakob. Mit Daniels Hilfe platzierte er das duftende Tier auf dem Rost.
    „Hallo! Hier riecht es aber gut!“ Synne, in einem wallenden vergissmeinnichtblauen Sommerkleid, schlüpfte strahlend durch die Hecke. „Jakob, auf deiner Terrasse stand noch ein Korb mit Baguette, den habe ich gleich mitgebracht!“
    „Ich wusste doch, dass noch was fehlt.“ Jakob umarmte sie herzlich. Daniel tat es ihm nach.
    Orje verschluckte sich bei Synnes Anblick an einem halbgegrillten Stück Paprika. Belustigt stellte Carly die beiden einander vor. Synne begrüßte Orje höflich, packte dann aber Carly an beiden Schultern. „Carly, bitte, zeigst du mir jetzt endlich Hennys Bilder?“
    „Oh, nein!“, sagte Jakob energisch. „Wenn das passiert, kommt ihr eine Stunde lang nicht wieder, und der Hecht ist in fünfzehn Minuten fertig. Das könnt ihr nach dem Essen machen.“
    „Hier, koste den Eistee! Meine beste Mischung!“ Daniel drückte Synne ein Glas in die Hand.
    Synnes Lachen kullerte hell durch den Garten.
    „Die wievielte neue beste Mischung ist das diesen Sommer?“
    Orje zog Anna-Lisa am Ärmel. „Hilfst du mir, noch Teller zu holen?“
    In der Küche klapperte er unnötig laut mit dem Geschirr, fragte allzu beiläufig: „Sag mal, dieser Daniel und Synne, sind die zusammen?“
    „Verliebt, meinst du?“ Anna-Lisa schüttelte den Kopf. „Die sind bloß gute Freunde, so wie Carly und du.“
    „Du beobachtest aber gut“, sagte Orje.
    „Ich will mal Künstlerin werden wie Henny. Aber ich möchte nicht immer nur Sand und Bäume zeichnen, ich will Menschen malen. Magst du Künstlerinnen?“
    „Klar mag ich Künstlerinnen. Ich male ja auch – nur nicht Kunst, sondern eher Dekorationen.“
    „Synne mag keine Künstler, glaub ich. Sie schimpft immer, dass die zickig sind.“
    Carly, die vor dem Fenster auf der Terrasse noch einen Stuhl holte, schmunzelte. Da bahnte sich ja ein nettes Durcheinander an.
    Zusammen fanden sie sich wieder unter der Birke ein. Anna-Lisas Lachen wetteiferte mit Synnes, Jakobs Bassstimme fügte sich dazu mit Orjes Tenor und Daniels hellerer Färbung nahtlos zu einem heiteren Chor, wie ihn Carly kaum um sich kannte. Eine tiefe Zufriedenheit füllte sie, so rund wie der Geschmack des fangfrischen Hechts mit dem Meersalz und der Zitrone und dem rauchigen Aroma der Glut.
    „Das ist schön, dass wir hier grillen“, sagte Anna-Lisa. „So sind Joram und Henny auch dabei.“
    So einfach war das.
    Jakob hat recht, dachte Carly, Naurulokki braucht Geselligkeit. So wie jetzt sollte es hier immer sein.
    Was wohl der unbekannte Herr Schnug mit dem Haus anfangen würde? Sie stellte ihn sich ähnlich steif und gebügelt vor wie ihre Schwägerin Christiane.

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