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Das Meer in deinem Namen

Das Meer in deinem Namen

Titel: Das Meer in deinem Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Koelle
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Er feierte bestimmt keine spontanen Grillpartys. Entweder übte er Golf auf dem Rasen oder er gab Empfänge und servierte Kaviar.
    Aber wenn das stimmte, war er vermutlich auch zahlungsfähig. Und Thore brauchte das neue Dach.
    Friederikes Töne holten sie aus ihren Grübeleien. „In Rixdorf ist Musike ...“
    „Komm, Carly“, sagte Daniel, fasste ihre Hand, ehe sie zögern konnte, „hier ist zwar nicht Rixdorf, aber tanzen können wir trotzdem.“
    Jakob hatte irgendwo Gartenfackeln aufgestöbert. Die Flammen kämpften in der Dämmerung tapfer gegen den aufkommenden Seewind an.
    „Hier, Anna-Lisa, du kannst die Friederike spielen, du weißt ja schon wie!“ Orje schob sie in Position und legte ihre kleinen Hände auf die Kurbel. „Wenn es zu anstrengend wird, hörst du auf.“
    Orje zog Synne mitsamt ihren Schmetterlingsärmeln in den Tanz, während Jakob behutsam Bratäpfel in die verbleibende Glut bettete.
    Daniel roch nach Tee, Kräutern und Meer.
    Morgen, dachte Carly, als er sie geschickt um Orjes Zelt herum steuerte, morgen gehe ich wieder an den Strand.

20. Schritte auf der Brücke
     

    „Ich muss nach Hause, Kunden anrufen und Papierkram machen. Und Anna-Lisa sollte ins Bett.“ Jakob sah sich um. „Hab ich was vergessen?“
    „Deinen Brotkorb“, meinte Synne und drückte ihm den in die Hand.
    „Wenn wir noch was finden, bring ich’s morgen rüber. Danke für den tollen Hecht und den wunderschönen Abend!“ Carly umarmte ihn spontan. Jakob hielt sie einen Moment fest.
    „Ich muss auch los.“ Daniel zog seine Jacke an. „Synne, soll ich dich mitnehmen?“
    Orje beobachtete Carly und Jakob, lauschte aber gespannt auf Synnes Antwort.
    „Nein, Carly will mir noch die Bilder zeigen.“
    „Stimmt. Tschüss, Jakob, Anna-Lisa, Daniel. Komm, Synne. Aber sei nicht enttäuscht, es sind nicht viele.“
    „Und wenn es nur eins wäre, wäre ich nicht enttäuscht. Aber – sie hat doch immerzu gemalt und wenig verkauft. Es müssten eine Menge Bilder da sein!“
    „Der Briefträger sagte auch, sie hätte fast jeden Tag gemalt. Glaubst du, sie hat sie irgendwo ausgelagert?“
    „Kann ich mir schwer vorstellen. Oh, wie schön!“ Synne hatte die Leuchtturmszene auf halber Treppe entdeckt.
    Sie dort wieder wegzubekommen, erwies sich als schwierig. Orje war es schließlich, der sie weiter zu den Schwalben im Gästezimmer lockte, ihr dann die Naurulokki-Bilder in Hennys Zimmer und schließlich die verschiedenen Möwenportraits, Strand-, Wald- und Wiesenszenen im Erdgeschoss zeigte.
    „Selbst wenn ich mir eins leisten könnte, ich wüsste nicht, für welches ich mich entscheiden sollte!“, sagte Synne erschüttert. „Gut, dass nicht noch mehr da sind!“
    Carly musste lachen.
    „Wenn du mir eine Liste machst, was für einen Wert sie haben, und ich Thore erzähle, wie sehr du damit geholfen hast, macht er dir bestimmt einen Sonderpreis oder schenkt dir eins.“
    „Meinst du wirklich?“ Synne drehte ein paar aufgeregte Tanzschritte. Orje betrachtete sie bewundernd. „Dann frage ich gleich Montag Elisa, wann sie kommt und die Bilder schätzt! Und jetzt lasse ich euch in Ruhe.“
    „Ich bringe dich nach Hause“, bot Orje an. „Ich brauch’ noch Bewegung und mehr von der schönen Ostseeluft.“
    Carly dachte daran, wie oft er heute schon auf die Leiter gestiegen war, von dem Spaziergang zum Strand, der Kistenschlepperei, dem Rasenmähen und dem Tanzen ganz abgesehen.
    „Der Hecht hatte ja auch so viele Kalorien“, meinte sie ernst.
    Orje ignorierte sie, hielt Synne höflich die Tür auf. Carly hörte, wie das Treibholzgartentor hinter ihnen zufiel.
    Wie sie sich schon an dieses Geräusch gewöhnt hatte! Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie es gern den Rest ihres Lebens gehört hätte: Menschen, die täglich kamen und gingen und das hölzerne Tor, das sie willkommen hieß und freundlich verabschiedete.

    So sehr sie den geselligen Abend genossen hatte, so angenehm war jetzt die plötzliche Stille. Carly räumte in der Küche auf, nahm dann ihren Computer mit in den Sessel in der Bibliothek unter die gemütliche Schmetterlingslampe.
    „Ich war am Meer! Mit dem Tageslicht. Und was für ein Licht! Ohne Orje hätte ich das nicht geschafft. Seit heute früh ist alles anders. Für mich ist die Welt viel größer geworden. Keine schwarzen Flecken mehr auf meiner Landkarte. In Zukunft muss ich keine Küste mehr vermeiden. Irgendwie war es vorher, als könnte der Boden zerbröseln, auseinanderfallen,

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