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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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der Ansage. Sie sprangen mit, sprangen Arm in Arm, bis der Rhythmus einfach jeden erfasst haben musste. Das halb volle Bier schwappte in dem Becher hin und her. Die springende Kurve wogte wie eine Welle, wie ein einziges Meer aus Schwarz und Gelb. Und er und Finn mittendrin in dieser imposanten Masse, die keiner aufzuhalten wusste.
    Als sie wieder standen, trank Benjamin den Rest in einem Schluck aus. Den Becher warf er über den Zaun. Ein Hagel von Bechern ging auf die Helme der Polizisten nieder, die eine Kette vor dem Block bildeten. Fußballfans sind keine Verbrecher , wurde diesmal s kandiert und Benjamin hörte sich einstimmen. Komm t schon , wollte er schreien, kommt schon, wovor sollte ich noch Angst haben . Es war ihm gleich, sich mit der ganzen Welt anzulegen. Einige der Fans rüttelten an den Zäunen, dass es schepperte, während der kleine rote Stern erlosch und nur noch ein dicker Nebelschleier über ihnen schwebte.
    Das Spiel war inzwischen unterbrochen. Aber das war unwichtig, wie nichts mehr wichtig war.
    Kurz nach dem Abpfiff setzte sich die Menge in Bewegung, strömte aus dem Block die Treppen runter auf die Rampe Nord , die zu den Shuttle-Bussen führte. Benjamin ließ sich einfach treiben, bis er irgendwo auf dem riesigen Parkplatz angeschwemmt wurde und durch eine Pfütze stolperte. Ein feiner Nieselregen kitzelte im Gesicht. Die kleinen Tropfen zerstreuten das kalte weiße Licht der Flutlichtmasten. Die ganze Nacht zerfiel in kleine Kristalle.
    »Benny«, hörte er Finn rufen. Er drehte sich um, aber die Welt drehte sich mit. »Benny!« Wieder Finn. Seine Stimme war panisch. Das wohlige Kribbeln war fort. Die Geräusche, die Bilder, alles war wieder viel zu klar. »Hier, Finn«, schrie er zurück. Männer stürmten an ihm vorbei. Eine Hand packte ihn an der Jacke. Es war Falk, der ihm ins Ohr zischte: »Bleib hier, Benny. Bleib einfach hier, Mann.« Schon war er wieder weg. Benjamin starrte ihm hinterher. Da sah er Finn. Endlich hatte er ihn gefunden. Alles ging zu schnell. Finn machte noch einen Schritt zurück, wollte weglaufen. Aber dann flog die erste Faust und warf ihn zu Boden. Benjamin schaltete ab. Er stürmte los, sah die zwanzig Polizisten. Aber er konnte die Augen nur auf den Typen fixieren, der Finn niedergestreckt hatte. » Sofor t zurück! Treten Sie sofort zurück «, krächzte die Stimme eines Polizisten aus dem Megafon. Noch im Lauf holt e Benjamin aus und traf genau, wo er hatte treffen wollen. Finn stand wieder und auch seine Faust saß. Benjamin schlug weiter mit aller Kraft zu, streifte das Gesicht diesmal nur. Egal. Einfach draufhauen. Ka putt machen. Mehr ging ihm nicht durch den Kopf, während er immer und immer wieder ausholte. Der Stock traf genau ins Kreuz. Das gute Gefühl in seinem Kopf war gelähmt. Der Rausch jäh unterbrochen. Er knickte ein, drehte sich und krachte auf den stumpfen Asphalt. Stiefel, überall Stiefel. »Unten bleiben!«, schrien die Polizisten. Der nächste Tritt traf ihn genau in die Magengegend. Das Essen kam ihm hoch, schmeckte bitter im Rachen. Jeden Schlag nahm er mit Genugtuung hin. Er trat zurück, trat, so fest er konnte, und traf einen der schwarzen Stiefel. Und diesmal schlug ihn nicht ein Knüppel, sondern drei. Benjamin trat weiter, trat, bis der Schmerz ihn lähmte und er nur sabbernd und blutend in der Pfütze liegen blieb.
    »Hey, dein Vater ist hier. Du kannst gehen.« Benjamin erhob sich von der harten Bank, auf der er seinen Rausch ausgeschlafen hatte. »Machst du auch keinen Ärger?« Er schüttelte nur den Kopf. »Gut.« Benjamin streckte die Hände aus. Der Polizist mit Dreitagebart öffnete das Schloss und nahm ihm die Handschellen ab. Der Flur war viel zu kurz. Nur flüchtig erhaschte Benjamin einen Blick in die Nachbarzelle, wo Finn auf der Liege kauerte und noch zu schlafen schien. »Weiter«, wies ihn der Polizist an. Noch eine Tür. Dann sah er ihn schon im nächsten Raum stehen. Die Hände in den Jackentaschen vergraben.
    Benjamin senkte den Blick auf den grauen Linoleumboden, als ihn der Polizist hineinschickte. Natürlich hatte er schon das eine oder andere Mal etwas angestellt. In der sechsten Klasse hatte er mal einen Mitschüler beleidigt. Als Schwuchtel . Das konnte man einfach zu jedem Typen sagen, der drauf war wie ein Mädchen. Aber der hatte ihn verpetzt und es war irgendwie bis zur Rektorin gegangen. Er musste sich entschuldigen, das genügte. Denn Papa spendete viel an die Schule. Er war damals laut

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