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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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unleserlicher Schrift geschrieben. Das verhärmte Gesicht des Typen in Lederweste rahmte ein dichter Bart ein. Hinter der Bar hing eine riesige schwarze Fahne. Treue Kameradschaft , stand in weißer Frakturschrift über einer geballten Faust.
    »Hey, Falk, auch mal wieder hier?« Das Johlen und die Pfiffe wurden lauter. Auch andere schauten sich nach ihm um und schlugen ein. Ein paar abfällige Bemerkungen fielen auch: »Nach all den Jahren traust’e dich mal wieder raus, Falki.«
    »Das nennt sich also Aussteiger.«
    Lukas Bruder ignorierte sie und setzte ein selbstbewusstes Gesicht auf.
    »Klar bin ich zurück.« Er hob die Arme wie ein gefeierter Boxer und fiel den fremden Männern in den Arm. Er hatte sich eine schwarze Jacke mit kariertem Innenfutter übergezogen. Die Bassgitarre hämmerte aus den Boxen: So sind wir und das ist unser Leben … so wird es immer weitergehen …
    »Tut gut, dich wiederzusehen«, rief einer an der Bar und fast jeder prostete ihm zu. »Drei Bier«, rief er dem Typen hinter der Theke zu, der die Bestellung mit einem stummen Nicken registrierte. Benjamin ließ sich das kalte Glas in die Hand drücken und nahm einen großen Schluck.
    »Auch eine?« Finn hielt ihm die offene Schachtel hin. Benjamin griff zu und versuchte vorher noch seinen Blick einzufangen, doch Finn wich ihm aus. Die Idee, sich mit Falk einzulassen, war ihm immer noch nicht geheuer. Benjamin ließ sich die Zigarette anstecken und nahm einen tiefen Zug. Das eiskalte Pils hinterließ ein wohliges Gefühl, als es die Kehle hinabperlte. Es war der erste Alkohol seit Sardinien. Als hätte er denselben Gedanken gehabt, hob Finn das Glas in dem Gedränge und stieß mit ihm an. Mit dem nächsten Schluck war der erste Zweifel vergessen. Es kam Benjamin auf einmal albern vor, dass er daran gedacht hatte, auf jedes Bier verzichten zu wollen. Es war nur eins und ändern würde sich nichts, ob er nüchtern blieb oder trank. Luka würde es nicht zurückholen.
    »Hey, Jungs«, meldete sich Falk und drückte ihnen das nächste Bier in die Hand. »Auf Luka. Weil er heute dabei ist. Ihr versteht schon. Also wir denken immer an ihn, Leute. Heute, morgen, einfach jeden verdammten Tag, Mann.«
    Ehe Benjamin sich überlegt hatte, ob er darauf anstoßen wollte, hatte er es schon getan. Inzwischen war die Musik noch lauter geworden. Auf gute Freunde, verlorene Liebe, auf alte Götter und auf neue Ziele, schallte es durch die Bar. Auf den ganz normalen Wahnsinn.
    »Wenn es nachher Ärger geben sollte«, rief Falk gegen den Lärm an. »Also wenn ihr merkt, dass es Schwierigkeiten gibt, haltet euch hinter mir, haltet euch raus, wir regeln das.«
    Sein Blick war so eindringlich, seine Worte so bestimmt, dass es keine andere Möglichkeit gab, als zu nicken. Ein zufriedener Ausdruck legte sich auf Falks Gesicht. »Ihr seid die Besten, Jungs!«
    Aus dem ausverkauften Stadion schallten schon aus der Ferne die Schlachtrufe und Trommeln. Benjamin folgte der Gruppe als Letzter, schwankte Stufe für Stufe höher. Der Abendhimmel hatte ein feuriges Rot angenommen. Das Flutlicht blendete Benjamin beim Betreten des Blocks.
    »Komm schon«, rief man nach ihm. Orientierungslos wandte er sich um. »Wir stehen hier.« Endlich erkannte er Finn zwischen den vielen Köpfen und drängte sich unbeholfen zu ihm durch. Benjamin trank bald sein zehntes Bier.
    Schnell war unwichtig, was unten auf dem Rasen passierte. Das Spiel wurde zur Randerscheinung. Null zu drei leuchtete nach sechzig Minuten auf der Videoleinwand. Aber der Sturm der Anfeuerung ließ deswegen nicht nach. Schalallaaa … schalalla … Die Niederlage würde noch höher ausfallen, doch niemand in der Kurve ließ sich davon beeindrucken. Nur die Haupttribüne quittierte die Leistung mit einem nervigen Pfeifkonzert.
    Unten im Block brannte die nächste Rauchbombe. Der weiße Qualm tauchte alles in eine dicke Wolke, die langsam über das Feld zog. Ein Bengalo leuchtete auf und flog in hohem Bogen auf den Rasen. Das grelle Licht färbte den Nebel rot. Oh wie ist das schön, sang auch Benjamin mit. Inzwischen heiser. Die schr illen Pfiffe von den Tribünen brandeten wieder auf und schienen die verrauchte Luft schwingen zu lassen.
    Eine Durchsage an die Fans in Block M. Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern ist nach wie vor untersagt , meldete sich die Stimme des Stadionsprechers aus den Lautsprechern. Finn lachte dreckig und klopfte Benjamin auf die Schulter. Schalallaaaaa , übertönte der Block den Rest

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