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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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ihren Sohn aufs Bett. Ihre Hand streichelte über sein schwarzes Haar. »Irgendwann wirst du schon einen finden, der dir gefällt. Lass dich nicht von mir und meinen unromantischen Ratschlägen durcheinander bringen.«
    Merlin nickte. »Danke Ma.«
    »Weißt du eigentlich, dass wir seit heute neue Nachbarn haben? Paolo hat ja gesagt, dass sie einen Jungen in deinem Alter haben. Ich habe ihn heute gesehen. Vielleicht solltest du dir den mal näher angucken.«
    »Du fängst ja schon wieder an«, sagte Merlin und wischte sich lächelnd die Tränen aus dem Gesicht.
    »Na, er sieht echt gut aus.«
    »Ich glaube, ich habe momentan echt keine Lust auf eine Enttäuschung. Die Jungs, die ich toll finde, stehen nun mal auf Mädchen, da kann ich nichts machen.«
    Selma streichelte ihm über den Kopf. »Stimmt, du hast es ja schon bei so vielen versucht, ich vergaß.«
    »Jetzt wirst du gemein.«
    »Ach, Lin, lass dich nicht drängen. Du machst das schon.« Sie küsste ihn auf die Stirn. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch, Ma.«

    4

    David hörte seine Eltern streiten. Irgendwie plagte ihn das schlechtes Gewissen, dass er auf die Wünsche seiner Mutter keine Rücksicht genommen hatte. Er hatte diesen Umzug gewollt und seinen Vater in dieser Idee unterstützt. Immer wieder hatte sie ihn gefragt, ob er diesen Schritt denn wirklich gehen wolle und natürlich hatte er gemerkt, dass sie diejenige war, die es nicht wollte. Auch sein Vater war sich nicht wirklich sicher gewesen, das war ihm schnell klar geworden. Er hatte das Gefühl, dass sie nur hier waren, weil er es so wollte. Und nun gab es wieder Streit.
    Er kippte einen Karton mit Kram aus und wühlte darin herum. Die Hälfte würde er ohnehin nie wieder brauchen. Warum hatte er den ganzen Mist überhaupt eingepackt? Das Zimmer war mitlerweile viel zu dunkel, um noch unangestrengt etwas sehen zu können. Aber gerade als er sich entschied, das Licht anzumachen, fand er plötzlich das gesuchte Fernglas. Er nahm es auf und stellte sich vor das Fenster. Gegenüber stand die rothaarige Frau noch immer in der inzwischen beleuchteten Küche. Sie war aber nicht mehr allein. David hob das Fernglas vor die Augen. Im ersten Moment war alles schwarz. Er suchte das Ziel. Das Bild wurde heller und ein diffuses Licht erschien. Schnell stellte er die Schärfe ein. Dann stützte er seine Ellbogen auf das Fensterbrett ab, damit er nicht so wackelte. Vor seinen Augen unterhielt sich die Frau mit einem Typen. Sie lachten. David richtet seine Aufmerksamkeit auf sein neues Opfer. Viel konnte er nicht sehen, da der Kerl sich mit dem Hintern an die Arbeitsplatte gleich vor dem Fenster lehnte. Er hatte ein hellblaues T-Shirt an mit einem bunten Emblem darauf, das an die Siebziger erinnerte. Dazu Jeans und schwarzes Haar. Mehr konnte er nicht ausmachen. Aber der Typ machte eindeutig einen jüngeren Eindruck als die Frau. Vielleicht ihr junger Liebhaber? David grinste. Wenn dem so war, könnte seine Spannerei ja noch ganz interessant werden. Die Frau drehte sich plötzlich hastig um und Hantierte außerhalb seiner Sicht. Da musste sich wohl der Herd befinden. Jetzt drehte sich der Typ zur Seite und David sah, dass er ungefähr in seinem Alter sein musste. Das musste der Sohn der Nachbarfamilie sein, den sein Vater mal kurz erwähnt hatte. Demnach also der Sohn des Chefs seines Vaters. David wusste ja, wie sein Vater gegenüber seinem neuen Vorgesetzten eingestellt war, aber das hieß noch lange nicht, dass er nicht ein wenig spannen durfte. Und der Junge sah alles andere als schlecht aus. Das Shirt zeichnete einen athletisch durchtrainierten Körper ab und das Gesicht schien auf diese Entfernung sehr fein geschnitten. Er hatte wohl einen südländischen Einfluss.
    »Davi?«, rief seine Mutter plötzlich durch die Tür. Vor Schreck ließ er das Fernglas fallen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass die Fehde seiner Eltern zwischenzeitlich beigelegt worden war.
    »Ja?« Er drehte sich schnell vom Fenster weg, für den Fall, dass seine Mutter gleich wieder hereinplatzen würde.
    »Möchtest du nicht doch noch was essen?« Wie erwartet ging die Tür auf. »Du stehst ja im Dunklen!« Sofort knippste sie das Licht an. »Das ist schlecht für die Augen, das weißt du doch.«
    »Hab's vergessen.«
    Sie schaute irritiert auf den Kram, der auf dem Boden verstreut lag. »Weit bist du aber nicht gekommen.«
    »Ich glaub, ich hab ein wenig geträumt«, sagte David und versuchte, möglichst natürlich zu klingen.

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