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Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Das Meer in seinen Augen (German Edition)

Titel: Das Meer in seinen Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.B. Roth
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Nicht, dass seine Mutter wieder einen Aufhänger fand, um doch noch mal ersthaft mit ihm zu reden.
    »Ach so, willst du nun mit uns zu Abend essen? Ich bin ja der Meinung, dass wir solche Traditionen auch weiterführen sollten, aber dein Vater meint, ich sollte dich in Ruhe lassen.«
    David dachte an den Jungen von nebenan. »Ich habe eigentlich keinen großen Hunger.«
    »Na dann komm halt für den kleinen Hunger mit runter.« Seine Mutter wandte sich ab und wollte schon hinunter gehen, als David sich entschied, dem Wunsch seiner Mutter nicht zu folgen.
    »Mam?«
    »Ja, was denn?« Sie drehte sich noch mal zu ihm um.
    »Ich glaube, ich bleibe wohl doch oben.«
    Sie sah ihn einen Augenblick prüfend an. »Du weißt wieviel Wert ich darauf lege?«
    David nickte. Aber er wollte jetzt nicht mit seinen Eltern zu Abend essen. Der Junge von nebenan war viel interessanter.
    »Gut, dann hat dein Vater wohl recht und du brauchst deine Ruhe«, sagte seine Mutter und gab sich keine Mühe, den vorwurfsvollen Unterton zu verbergen.
    Erleichtert atmete David aus, als er sie die Treppe hinunter gehen hörte. Kurz darauf folgte sein Vater ihr. Er lauschte noch einen Moment, bis er die leisen Gesprächsfetzen von unten vernahm. Dann schaltete er das Licht wieder aus, schnappte sich das Fernglas und legte sich zurück auf die Lauer.
    Drüben lagen sich die Frau und der Junge in den Armen. Was war passiert? Mit einem Mal ärgerte sich David über seine Mutter, die ihn immer störte. Hatten sie sich etwa gestritten? Dann sah er, dass die rotharige Frau weinte. Irgendetwas musste vorgefallen sein. Er beobachtete die Hände des Jungen, die über den Rücken der Frau streichelten und sie trösten wollten. Es irritierte David ein wenig, dass die beiden so liebevoll zueinander waren. Vielleicht waren sie am Ende doch ein Paar? Schließlich lösten sie sich aber voneinander. Gebannt beobachtete David, wie der Junge etwas sagte. Wie mochte wohl seine Stimme klingen? So ohne Ton war das, was dort unten vor sich ging, wie ein entfernter Traum. Gern hätte er gewusst, was die beiden sich zu sagen hatten.
    Es klopfte an der Tür. »David?«
    David legte hastig das Fernglas beiseite. »Was ist denn?«, fragte er, während er zum Bett hastete, um sich darauf zu setzen. Als die Tür aufging, tat er so, als hätte er sich gerade aufgesetzt.
    »Du hast ja schon wieder das Licht aus«, sagte seine Mutter und drückte den Schalter.
    David sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich habe noch keine Nachttischlampe.«
    »Was machst du?«
    »Ich liege ein wenig auf dem Bett und denke nach.«
    Sie sah sich aufmerksam um. In der Hand hielt sie ein Frühstücksbrettchen mit Broten. »Ich habe dir doch noch was zu Essen gemacht, Davi.«
    David seufzte. »Danke.«
    »Wenn du nicht willst, kann ich es natürlich wieder mit runter nehmen. Dann bekommst du die Brote eben morgen mit in die Schule.«
    »Das - wäre auch eine Idee.« David überlegte, wie er seine Mutter am Besten wieder los wurde - wirksam und dauerhaft. Aber ihm fiel nichts Gescheites ein.
    »Gut, dann habe ich mir die Mühe also umsonst gemacht.«
    »Du brauchst morgen nichts machen«, sagte David schnell. Er konnte es nicht leiden, wenn seine Mutter diese Psychotricks anwandte, aber wehren konnte er sich genausowenig dagegen.
    »Ach, morgen sind die Brote längst dröge.« Sie drehte sich ab.
    »Dann ...«, fing David an, hielt aber inne.
    »Ja?«
    Er überlegte einen Augenblick. Dann sagte er: »Vielleicht ist ein kleiner Snack doch nicht so schlecht.«
    »Wusste ich es doch.« Mit einem Lächeln brachte sie ihm die Brote. »Ich kenne doch meinen Sohn.«
    »Ja, das stimmt wohl«, antwortete David und nahm das Essen an.
    Seine Mutter entfernte sich wieder. Bevor sie die Tür schloss, sagte sie noch: »Ich komme nachher noch mal rein und hole das Brettchen ab. Du vergisst es sicher.« Das Licht ließ sie natürlich an.
    Unwillig biss David in ein Brot mit Käse. Er hatte wirklich keinen Hunger. Aber seiner Mutter zuliebe würde er alles aufessen, und er würde das Brettchen selbst in die Küche bringen, damit sie sich einen anderen Grund suchen musste, noch mal bei ihm vorbei zu schauen. Er grinste gequält. Warum konnte sie nicht einfach mal auf seinen Vater hören?
    Er schnappte sich wieder das Fernglas und beugte sich vor das Fenster. Diesmal wollte er das Licht nicht wieder ausschalten. Also musste er vorsichtig sein. Wenn er das Geschehen drüben verfolgen konnte, war es genauso möglich,

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