Das Meeresfeuer
Mike. »Aber wir könnten
in zwei oder drei Meilen Entfernung auftauchen, den Verletzten
in das Rettungsboot legen und eine Signalrakete abfeuern. Wir
sind längst wieder getaucht und meilenweit weg, ehe sie da
sind. « Trautman dachte einen Moment ernsthaft über diesen
Vorschlag nach, aber dann schüttelte er doch den Kopf. »Es
könnte funktionieren«, sagte er, »aber das Risiko ist zu groß.
Außerdem habe ich noch einen anderen Grund, um an Land zu
gehen. Wir müssen mehr über Winterfeld und die LEOPOLD
erfahren. Solange wir nicht einmal wissen, was er vorhat, haben
wir auch keine große Chance, seine Pläne zu durchkreuzen. Ich
will ein paar Zeitungen besorgen, und mich ein wenig umhören.
« Er hob besänftigend die Hand, als Ben erneut protestieren
wollte, und deutete mit der anderen auf seine Karte.
»Bisher hat er niemals zweimal hintereinander am gleichen
Ort zugeschlagen«, sagte er. »Und es lagen immer ein oder zwei
Tage zwischen den Überfällen. Wir haben noch ein wenig Zeit.
«
»Und wenn wir ihn aus den Augen verlieren?« fragte Ben.
»Die Gefahr, daß das passiert, ist viel größer, wenn wir
blindlings drauflosstürmen«, erwiderte Trautman. Er deutete
wieder auf seine Karte. »Das alles hier hat einen Sinn, Ben. Ich
weiß noch nicht, welchen, aber es gibt ihn. Ein paar Stunden,
die wir richtig investieren, ersparen uns vielleicht eine tagelange
Suche. « Er schloß das Thema mit einer entsprechenden
Handbewegung ab. »Geht auf eure Posten. Sobald die beiden
Schiffe weg sind, laufen wir die Küste an. Mike – vielleicht
gehst du und hilfst Serena?« Mike brauchte keine zweite
Aufforderung. Die Stimmung im Salon war so gedrückt, daß er
froh war, ihr entfliehen zu können. Rasch verließ er den Raum,
lief die kurze Treppe zum darunterliegenden Deck hinab, auf
dem die Mannschaftskabinen untergebracht waren, und betrat
die Kajüte, ohne anzuklopfen. Der schwerverletzte Mann lag in
der untersten der beiden übereinanderliegenden Kojen, die einen
Großteil des vorhandenen Raumes einnahmen. Trautman und
Singh hatten ihm die zerfetzte Uniform ausgezogen und ihn
verbunden, so gut es ging. Aber die Mittel, die sie an Bord der
NAUTILUS zur Verfügung hatten, waren beschränkt.
Sie hatten bald herausgefunden, daß das untergegangene Volk
der Atlanter, das dieses Schiff gebaut hatte, auch über ein
erstaunliches medizinisches Wissen verfügt haben mußte
–
jeder Arzt der Welt hätte vermutlich sehr viel dafür gegeben,
auch nur einen Teil der Medikamente zu besitzen, über die die
Bordapotheke des Schiffes verfügte. Seit sie an Bord
gekommen waren, war keiner von ihnen krank geworden, und
sie hatten eine Anzahl von Tinkturen und Salben entdeckt, die
kleinere Verletzungen und Schrammen mit nahezu
phantastischer Schnelligkeit heilen ließen. Aber dieser Mann
hatte keine kleine Schramme, und er hatte auch keinen
Schnupfen. Er war lebensgefährlich verletzt, und bei allen
Wundern, die die NAUTILUS bereithielt – sie hatten keinen
Arzt an Bord.
Der Mann bot einen bemitleidenswerten Anblick. Seine
Schulter war dick verbunden, aber der weiße Stoff hatte sich
bereits wieder dunkel gefärbt. Sein ganzer Körper war mit
Schweiß bedeckt, und er zitterte ununterbrochen. Serena stand
am Kopfende der Liege und kühlte seine Stirn mit einem Tuch,
das sie ab und zu in eine Schale mit frischem Wasser tauchte.
Als Mike eintrat, sah sie nur kurz auf und schüttelte traurig den
Kopf. »Ich kann nichts für ihn tun. Er hat hohes Fieber. «
Mike trat schweigend neben sie und legte ihr den Arm um die
Schulter. Normalerweise mochte Serena das nicht, obwohl sie
ahnen mußte, welche Gefühle Mike für sie hegte, und Mike fast
sicher war, daß sie sie insgeheim ein wenig erwiderte. Aber es
war eine Geste reiner Freundschaft, die ihr Trost spenden sollte,
und das schien sie zu fühlen, denn sie streifte seinen Arm nicht
ab.
»Ich fühle mich so hilflos«, sagte sie leise. »Ich habe ihm ein
Medikament gegeben, das das Fieber ein wenig senkt, aber das
ist auch alles, was ich für ihn tun kann. Wenn ich meine Kräfte
noch hätte! Ich könnte ihn in fünf Minuten heilen!«
Serena spielte damit auf die schier an Zauberei grenzenden
Fähigkeiten an, die Teil des magischen Erbes gewesen waren,
das ihre Eltern ihr als letzter Prinzessin von Atlantis mitgegeben
hatten. Mike hatte am eigenen Leib erlebt, wozu sie in der Lage
gewesen war
– sie hatte ihn nur flüchtig berührt, und die
Verletzungen, die er beim
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