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Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kampf um die NAUTILUS davongetragen hatte, waren praktisch vor seinen Augen verschwunden.
Aber die Macht, Wunden zu heilen, war eben nur ein Teil dieses
Erbes gewesen. Der andere, viel gefährlichere Teil hätte sie alle
um ein Haar ins Verderben gerissen, und so hatte sie schließlich
freiwillig auf diese Kräfte verzichtet. *) Sie hatte es nie laut
gesagt, aber es waren Momente wie diese, in denen Mike ahnte,
wie groß der Verlust wirklich war, den sie erlitten hatte.
»Wir bringen ihn zu einem Arzt«, sagte Mike. Er bemühte
sich, aufmunternd zu klingen, aber er spürte, daß es nicht
gelang. Trotzdem fuhr er fort: »Es ist nicht weit zur Küste. Er
wird es schon schaffen. « »Wenn er den Morgen noch erlebt, ja.
« Serenas Stimme zitterte. Mike sah, daß sie für einen Moment
mit den Tränen kämpfte. »Ich verstehe eure Welt nicht«, sagte
sie. »Du hast mir so viel davon erzählt, aber das, was ich sehe,
das... das ist das genaue Gegenteil. « »Wie meinst du das?«
fragte Mike. »Ihr behauptet, daß mein Volk untergegangen ist,
weil es seine eigenen Kräfte nicht mehr beherrschen konnte und
nicht im Einklang mit sich und der Natur leben konnte –«,
antwortete Serena.
»He, das habe ich nie behauptet!« protestierte Mike, aber
Serena schien seine Worte gar nicht gehört zu haben, denn sie
fuhr ungerührt fort: »– und ihr habt recht damit! Aber ihr selbst
macht alles noch viel schlimmer! Ihr führt Kriege
gegeneinander! Ihr baut riesige Maschinen, die keinem anderen
Zweck dienen, als euch gegenseitig umzubringen! Habt ihr denn
gar nichts aus unserem Schicksal gelernt?« Wie könntet ihr? flüsterte Astaroths Stimme in Mikes Gedanken. Die meisten von
euch wissen ja nicht einmal, daß es jemals existiert hat. Sie
halten es für eine Legende. Mike sah sich suchend in der Kabine
um. Er hatte nicht bemerkt, daß Astaroth überhaupt hier war,
und er sah ihn auch jetzt nicht. Aber er hätte auch nicht geantwortet, hätte er den Kater gesehen. Astaroths Worte hörten
sich überzeugend an, und trotzdem war dies einer der seltenen
Momente, in denen der Kater irrte. Er hatte zwar recht – die
allermeisten Menschen hielten Atlantis für eine Legende. Und
trotzdem war das Wissen um seine Existenz tief in ihnen allen
verborgen und vielleicht auch zumindest das Ahnen um den
wahren Grund seines Unterganges. Er widersprach Serena nicht,
und das lag vielleicht daran, daß er ihn, so gerne er es auch
geleugnet hätte, tief in sich drinnen recht geben mußte. Sie alle
waren so stolz auf ihre Kultur, auf ihre Technik und ihren
Wissensstand, und trotzdem – was unterschied die Menschen
des zwanzigsten Jahrhunderts eigentlich von ihren Vorfahren?
Soweit sich Mike zurückerinnern konnte, war die
aufgezeichnete Geschichte der Menschen im Grunde nicht viel
mehr als eine Folge aufgezeichneter Kriege, mit kurzen, zumeist
viel zu kurzen Perioden des Friedens dazwischen.
He! sagte Astaroth erschrocken. Laß dich nicht von ihr
anstecken. Soooo schlimm seid ihr nämlich gar nicht. Glaub
mir, ihr Volk war auch nicht ohne. »Halt endlich den Mund,
Astaroth!« sagte Mike laut. Serena blickte irritiert auf, und
Astaroth antwortete schnippisch:
    Strenggenommen habe ich überhaupt nichts gesagt. Ich kann
nämlich überhaupt nicht sprechen, weißt du? Nicht in dem Sinn,
in dem ihr –
    »Schluß jetzt!« sagte Mike noch einmal und in noch
schärferem Ton. »Mir ist wirklich nicht nach Witzen zumute,
Astaroth. «
    Tatsächlich schwieg Astaroth, während Serena sich aus Mikes
Umarmung löste und das Tuch, mit dem sie die Stirn des
Verletzten kühlte, wieder ins Wasser tauchte. »Ihr bringt ihn
morgen früh an Land?« fragte sie.
    »Sobald wir von hier wegkommen«, bestätigte Mike. »Es gibt
einen kleinen Hafen, ganz in der Nähe. Zumindest auf der Karte
sieht er so aus, als könnten wir ohne allzu großes Risiko dort an
Land gehen. « »Ich komme mit«, sagte Serena.
    »Davon wird Trautman nicht sehr begeistert sein«, erwiderte
Mike. »Du weißt, was –« »Ich kenne den Unsinn, den er gerne
redet«, unterbrach ihn Serena. »Ich bin ein Mädchen, und
Mädchen dürfen sich nicht in Gefahr begeben, ich weiß. Noch
so eine Verrücktheit von euch. « »War es bei euch denn
anders?« fragte Mike. Serena legte dem Fiebernden das feuchte
Tuch wieder auf die Stirn und nickte. »Wir haben keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht. Und weißt du,
was? Bei uns sind die Frauen auch nicht reihenweise
umgekommen,

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