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Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weil sie sich in Situationen begeben hatten, die Männersache waren. Außerdem braucht ihr mich. « Sie sah ihn
herausfordernd an und deutete auf den Verletzten. »Ich habe
zwar meine Heilkräfte verloren, aber ich kann mich immer noch
zehnmal besser um ihn kümmern als einer von euch. Vielleicht
sagst du das Trautman. «
    »Und warum tust du es nicht selbst?« fragte Mike. Er konnte
sich lebhaft vorstellen, wie Trautman auf diesen Vorschlag
reagieren würde, und er verspürte wenig Lust auf eine mögliche
Diskussion. »Weil so etwas Männersache ist«, antwortete
Serena mit einem derart unverschämten Grinsen, daß Mike jede
Antwort im Hals steckenblieb. Das Mädchen wurde aber auch
sofort wieder ernst.
    »Geh und rede mit ihm«, bat es. »Er soll sich beeilen. Ich
weiß nicht, ob er bis zum Morgen durchhält. Und ich habe keine
große Lust, einen Toten an Land zu bringen. « »Also gut«,
seufzte Mike. »Ich kann es ja wenigstens versuchen. «
    Er verließ die Kabine, aber er war kaum draußen auf dem
Gang, als ihm Ben entgegenkam. Er wirkte sehr aufgeregt. »Ist
Serena da drin?« fragte er. Mike nickte. »Ja. Warum? Was ist
passiert?« Ben wollte einfach an ihm vorüberstürmen, aber
Mike vertrat ihm hastig den Weg. »Was willst du von ihr?« »Ich
muß noch einmal mit ihr über dieses Fern-Sehen reden«,
antwortete Ben. Mikes Augen wurden groß. »Wie?« »Aber es
ist wichtig!« antwortete Ben. »Versteh doch! Das ist vielleicht die Erfindung des Jahrhunderts! Mir sind da noch ein paar Ideen
gekommen, weißt du? Stell dir nur vor, man könnte zum
Beispiel Sendezeit verkaufen, damit die Leute, die heiraten
wollen, eine Braut oder einen Bräutigam finden! Weißt du, wie
viele einsame Menschen es gibt und was sie zahlen würden,
um–«

Mike versetzte ihm einen Stoß vor die Brust, der ihn einen
Schritt zurückstolpern und erschrocken mitten im Wort
verstummen ließ. Wütend schüttelte Mike die Faust vor Bens
Gesicht. »Wenn du nicht sofort verschwindest, verpasse ich dir
eine blutige Nase!« versprach er. »Untersteh dich, Serena mit
diesem Unsinn zu belästigen!«
    Ben war vollkommen verwirrt. Er war einen guten Kopf
größer als Mike und um einiges kräftiger, wie sich in zahllosen
freundschaftlichen Balgereien immer wieder bestätigt hatte.
Trotzdem widersprach er nicht, sondern blinzelte nur irritiert
auf Mike herab. »Was... was ist denn in dich gefahren?«
murmelte er. »Was hast du denn gegen ein gutes Geschäft
einzuwenden?« »Du hast mich verstanden«, grollte Mike. »Laß
Serena mit diesem Quatsch in Ruhe, oder es kracht!« Und damit
lief er an Ben vorbei und machte sich auf den Rückweg zum
Salon.
    Zu Mikes nicht geringer Überraschung war Trautman
keineswegs dagegen, Serena mit an Land zu nehmen. Er war
schon von selbst auf den Gedanken gekommen, daß Serena
wohl als einzige in der Lage war, sich um den Verletzten zu
kümmern, und so kam es, daß sie mit dem ersten Licht des
Tages zu dritt in einem der beiden Beiboote der NAUTILUS
saßen und in den Hafen von Glengweddyn ruderten.
    Der Ort, der so winzig war, daß er auf den meisten Karten
nicht einmal wiederzufinden gewesen wäre, lag in einer kleinen
Felsenbucht, die den Hafen nicht nur wie ein natürliches
Bollwerk vor der See und den Stürmen schützte, sondern ihn
auch für jedes Schiff, das größer als ein Fischkutter war,
unpassierbar machte. Das Wasser war so flach, daß sie bis auf
seinen Grund sehen konnten, und die hoch aufragenden Felsen
auf beiden Seiten der Einfahrt hatten es der NAUTILUS ermöglicht, bis auf weniger als eine halbe Meile an die Küste
heranzufahren, ehe sie in das Boot umsteigen mußten. Und als
hätte sich die Natur entschlossen, ihnen noch eine weitere Hilfe
zu gewähren, war mit der Dämmerung dichter Nebel
aufgekommen, der das Schiff auch vor jeder zufälligen
Entdeckung schützte: Alles, was weiter als zweihundert Yards
von der Küste entfernt war, lag hinter einer undurchdringlichen
grauen Wand verborgen.
    »Also, denkt daran«, sagte Trautman, als sie sich der
niedrigen Kaimauer näherten. »Wir haben den Mann draußen
auf dem Meer gefunden. Das Boot trieb im Nebel, und wir
haben keine Ahnung, wo er herkommt oder wer er ist. Und
Serena – stell keine Fragen, und tu nichts, von dem du nicht
sicher bist, daß wir es auch täten. «
    Serena nickte. Sie gab sich Mühe, sich nichts anmerken zu
lassen, aber sie war sehr nervös. Mit Ausnahme einiger
einsamer, weitab von aller menschlichen

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