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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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lange Kriege mit gewaltigen Zerstörungen geprägtes Land. Aber der Vietnamkrieg hinterlässt auf dem Wohlstandspfad noch nicht einmal eine Delle in der Lebenserwartung – er war, trotz aller Grausamkeiten, eher ein Guerillakrieg, der die Nahrungsmittelversorgung weitgehend intakt ließ. Vietnam tätigte außerdem während der Kriegszeit massive Investitionen in die Volksgesundheit – und kompensierte so statistisch die Kriegstoten.
    Bemerkenswert ist die Geradlinigkeit, mit der hier eine bitterarme, über Jahrhunderte kolonialisierte Gesellschaft ihren Gesamtwohlstand vor allem in der jüngsten Zeit erhöht. Ein wichtiger Faktor
könnte dabei die gerade durch Kriegs- und Kolonialerfahrung gestärkte innere Einheit sein. Unabhängig vom politischen Modell, egal ob Kommunismus oder Kapitalismus, ist das Land von der Erfahrung des gemeinsamen Widerstands geprägt.

    Im 19. Jahrhundert war Russland ein Elendsland, mit zyklischen Hungerkatastrophen, die große Teile der Bevölkerung dahinrafften. Die Zarenherrschaft verschlimmerte das Problem durch brutalste Formen der Leibeigenschaft. Russland ist dank seiner schieren Größe ein Land großer Gegensätze. Es verfügt einerseits über enorme Rohstoffmengen, aber die für die Landwirtschaft nutzbaren Wachstumsperioden sind in weiten Teilen des Landes kurz, die Winter lang, und die Flüsse eignen sich nicht für Mühlenbau. Regionale Autonomie ist unter diesen Bedingungen nur sehr schwer herstellbar. Alle Infrastrukturen in Russland müssen gigantisch sein, und deshalb spielt ein oligarchischer Zentralstaat immer eine (fatal) dominierende Rolle.
    Ähnlich wie in Nauru führten die natürlichen Ressourcen eher zu Korruption und Spaltung der Gesellschaft. Die Eliten bedienten sich im zentralistischen Zugriff, der Mangel an Zivilgesellschaft führte zu einer gewaltbereiten Misstrauenskultur. Der Kommunismus verschlimmerte diese Situation, erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer langsamen Stabilisierung. Die Kurve des Wohlstands zeigt
hier die charakteristische Steilheit einer ökonomischen Stagnation bei Verlängerung der Lebenszeit. Nach dem Ende der Diktatur geht das Land durch eine Krisenschleife, scheint sich in den letzten Jahren aber wieder auf dem Pfad des Wohlstandsgewinns zu begeben.

    Ein interessantes Beispiel bieten Haiti und die Dominikanische Republik, Nachbarländer auf der Antilleninsel Hispaniola, deren Wohlstandskurven doch ganz unterschiedliche Entwicklungen zeigen. Beide Länder haben eine gemeinsame Wurzel in der Kolonialisierung der Insel durch die Spanier. Die Geschichte Haitis, das die westliche Hälfte Hispaniolas umfasst und sich als erstes Land in Lateinamerika selbsttätig vom Kolonialismus befreite, ist geprägt von Ausbeutung, Korruption und Sklaventum. Nachhaltig belastet bis ins 20. Jahrhundert hinein durch hohe Reparationszahlungen an die einstige Kolonialmacht Frankreich, schaffte es Haiti nie zu einer halbwegs stabilen wirtschaftlichen und politischen Verfassung. Hinzu kommen Erdbeben und Wirbelstürme, die die spärliche Infrastruktur immer wieder zerstören.
    In seinem »Law of Evolutionary Potential« analysiert der Historiker Elman Service 1960 die kollektiv-psychologischen Auswirkungen langer Unterdrückungsphasen. Besatzungen und Repressionen wirken wie eine kollektive Traumatisierung, die die Hoffnungs-und Vertrauenspotenziale beschädigen. 6 Haitianer haben nicht
viele positive Erfahrungen mit sich selbst und ihren Mitmenschen machen können. Ihr Glaube an die Zukunft ist brüchig geworden. Diese Einstellung wirkt auf die alltäglichen Handlungen zurück: Man kümmert sich eher um die eigene Gruppe, ums unmittelbare Überleben.
    Die Dominikanische Republik liegt auf derselben Insel in derselben Klimazone, teilt eine ähnliche Kolonialgeschichte und erlebte ebenfalls zahlreiche politische Wirren und Interventionen von außen, wurde aber nach der Unabhängigkeit nicht durch Reparationszahlungen gelähmt und nimmt in der Neuzeit einen anderen Wohlstandskurs. 1967 macht die Kurve der Dominikanischen Republik einen deutlichen Sprung nach rechts oben – Richtung Wohlstand. Nach einem Bürgerkrieg beginnt 1965 eine Phase der Demokratisierung, aus der im Lauf der vergangenen Jahrzehnte eine funktionierende Ökonomie entsteht – ohne die massive Korruption, wie sie in Haiti herrscht. Nur ein Faktor der Bedingungen, unter denen Menschen leben – die politische Verfasstheit –, kann den Wohlstandsprozess entscheidend

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