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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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gezündet hat, ist Wohlstand ein sich selbst verstärkender Prozess. Denn es ist eben nicht nur der abstrakte Markt, der den Fortschritt schafft, sondern eine Koproduktion verschiedener menschlicher Systeme, die alle etwas in den Korb der dynamischen Kohärenz zu legen haben. Unternehmenskultur, Familie, Verein, Vereinigung, Kooperationen, marktnahe und marktferne Verbindungen zwischen Menschen. Im Internetzeitalter kommen vielfältige Formen von Netzwerken hinzu. Diese Superkooperation der menschlichen Kultur erzeugt eine zivilisatorische Resilienz, die wir in diesem Buch ergründen wollen. Doch zunächst müssen wir uns kurz mit einem hartnäckigen Mythos auseinandersetzen, der uns den nüchternen Blick auf die Zukunft verstellt: dem Untergangsmythos.

3 Der Untergangsmythos
    Der junge Oswald Spengler war ein ängstliches Kind mit großer Phantasie und starkem Geltungsdrang. 1880 als Sohn eines Postsekretärs im Harz geboren, erinnerte er sich an seine Jugend als eine »durch Kopfschmerzen und Lebensangst geprägte Zeit«. Von 1899 an studierte er in Halle Naturwissenschaften und Pädagogik. Als er 1908 eine Gymnasiallehrerstelle in Hamburg angeboten bekam, erlitt er schon beim Anblick des Schulgebäudes einen Nervenzusammenbruch. So wechselte er in einen der ältesten und lukrativsten Berufe der Menschheitsgeschichte. Er wurde Apokalypseprophet. 1 Oswald Spengler sollte später über sich selbst schreiben:
    »Wenn ich mein Leben betrachte, ist es ein Gefühl, das alles, alles beherrscht hat: Angst. Angst vor der Zukunft, Angst vor Verwandten, Angst vor Menschen, vorm Schlaf, vor Behörden, vor Gewitter, vor Krieg. … Angst vor Bindung, vor Weibern (sobald sie sich ausziehen). Ich habe nie den Mut gefunden, das anderen zu zeigen. « 2
    Wie für einen Großteil seiner Generation bedeutete der Erste Weltkrieg für Spengler einen euphorischen Ausbruch von Gefühlen – dem eine tiefe Traumatisierung folgen sollte. In einer Denkschrift an Kaiser Wilhelm bezeichnete er den Kriegseintritt als »größten Tag der Weltgeschichte«. Umso mehr traf er mit dem Werk, für das er berühmt werden sollte – »Der Untergang des Abendlandes« –, die Zeitstimmung des Jahres 1918. Er gab der traumatischen Niederlage des Deutschen Reiches, dem Grauen des Krieges einen höheren Sinn. Er machte das Trauma erträglicher, indem er es in einen »höheren Geschichtszusammenhang« einordnete.

    »Wir Deutschen«, so Spenglers Diskurs, »sind Opfer eines gewaltigen Dramas, das sich über alle Geschlechter und Äonen in der Weltgeschichte stets wiederholt.« Die Weltgeschichte wird beherrscht von zyklisch auf- und absteigenden »Hochkulturen«. Diese Kulturen beginnen in einem Zustand erleuchteter, erhabener Reinheit, dem Ideal des Mythos. Dieser Mythos wird durch die profanen Kräfte der Rationalität, der Ökonomie, der »inneren Korruption« zur Zivilisation. Und damit ist der Untergang unausweichlich. Denn »Zivilisation« war für Spengler, ebenso wie »Politik«, ein Negativbegriff, eine morbide Gegenkraft zu allem »Heiligen« und »Heroischen« und »Erhabenen« und »Archaischen«.
    Acht Hochkulturen zog der Prophet Spengler zum Beleg seiner heroischen Zyklentheorie heran:
die ägyptische Pyramiden-Kultur unter Einschluss der kretischminoischen Kultur
die babylonische Kultur, seit ca. 3000 v. Chr.
die indische Kultur, seit 1500 v. Chr.
die chinesische Kultur, seit 1400 v. Chr.
die Antike, also die griechisch-römische Kultur
die arabische, auch frühchristliche und byzantinische Kultur, seit Christi Geburt am östlichen Mittelmeerrand
die mexikanische Kultur, seit ca. 200 n. Chr.
die abendländische Kultur, seit 900 n. Chr. in Westeuropa, später auch Nordamerika.
    Die Dauer dieser »Hochnationen« setzte Spengler mit einem Jahrtausend an – das Diktum des »Tausendjährigen Reiches« stammt aus dieser Quelle. Doch obwohl sich die Nationalsozialisten kräftig aus seinem Fundus bedienten, hielt sich Spengler von Hitler fern. Er starb vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, 1936, im Alter von nur 56 Jahren den Tod der Übersensiblen: plötzliches Herzversagen. Mit dem aktuellen Populismus teilt er die Ansicht, dass die Moderne ein »Zerfalls- und Verschmutzungsprozess« ist.
    Spenglers Zyklendenken war keine Ausnahme – und blieb auch nicht auf den deutschen Kulturraum mit seinem Hang zum wagnerianischen Pathos beschränkt. Der Historiker Arnold Toynbee
nahm den Niedergang des englischen Imperiums zum Anlass, in seinem Monumentalwerk

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