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Das Menue

Titel: Das Menue
Autoren: Robert Rankin
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den Trümmern seines Streitwagens. Er war groß und böse und nackt. Und er war nicht menschlich.
    Bis auf den Kopf und die Hände besaß er keine Haut. Der Körper, die Arme und Beine bestanden aus einer glänzend schwarzen Legierung aus Titan und Stahl. Ein Produkt der Crawford Corporation. Undurchdringlich für jedes Projektil außer einem atomaren Schlag. Und wahrscheinlich nicht einmal das. Eine Totalkörperprothese. Dank Mr. Russell und seinen Kameraden, die unter dem Eindruck ständiger Folter große Fortschritte auf dem Gebiet der Cyborg-Technologie gemacht hatten.
    »Ist das alles, was ihr habt?«, spottete Wormwood, während er seine Körperteile untersuchte und feststellte, dass alle noch wunderbar funktionierten. »Hahaha.« Er versteifte sich. »Wachen! Bringt diese Kerle zu mir! In einem Stück bitte!«
    Soldaten stürmten aus dem Nichts herbei. Die Treppen hinauf und auf den Balkon.
    »Wir geben auf!« Jack riss die Hände hoch. »Nicht schießen! Bitte nicht schießen!«
     
    »Es ist kaputt.« Byron schreckte zurück.
    Der Aufseher blickte auf ihn herab. »Sie haben es kaputtgemacht, geben Sie’s zu.«
    Byron nickte untröstlich. »Andauernd fallen irgendwelche Teile ab, Euer Lordschaft.«
    »Teile fallen ab, soso. Nun ja. Wie schätzen Sie Ihre Aussichten auf eine Beförderung ein, Byron?«
    Der Bursche machte ein vages Gesicht. »Sogleich oder jetzt?«, fragte er.
    »Irgendjemand muss nach oben gehen und dieses Durcheinander in Ordnung bringen. Wer, glauben Sie, soll das sein?«
    »Sie, Sir?«
    Der Aufseher schüttelte das schneeweiße Haupt.
    »Ich, Sir?«
    Ein weiteres Kopfschütteln.
    »Vielleicht Mr. Smith, Sir?« Mr. Smith schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein«, sagte der Aufseher.
    »Dann weiß ich es nicht, Sir. Wer?«
    »Ich«, sagte Gloria Mundi, denn sie war es.
    »Oooh!«, machte Byron. »Und wer, bitte sehr, sind Sie?«
     
    »Wer seid ihr?«, fragte Wormwood. Die drei knienden Männer in Handschellen machten angespannte Gesichter. Eine beeindruckende Vielfalt an Waffen war auf sie gerichtet.
    »Mundi«, sagte Rex Mundi. »Erfreut, Sie kennen zu lernen.«
    »Wie charmant. Und diese Kreatur?«
    »Leck mich«, sagte Elvis. Ein Gewehrkolben traf ihn im Nacken. »Ich bin der King. Das ist alles.«
    »Ich verstehe. Und du?«
    »Jack Doveston«, sagte Jack Doveston. »Ich gehöre nicht zu diesen beiden. Sie haben mich gekidnappt.«
    »Das glaube ich kaum.« Wormwood schüttelte den Kopf. »Was hast du da an?«
    »Einen holografischen Anzug, ganz einfach. Ich habe ihn von Jonathan Crawford. Er ist ein guter Freund von mir. Darf ich jetzt gehen?«
    »Nein, darfst du nicht.« Wormwood schüttelte einmal mehr den Kopf. Sein Hals wirkte angespannt über dem schwarzen Panzer seiner Brust. »Ich denke, wir beide haben uns eine Menge zu erzählen.«
    »Ich denke nicht«, sagte Jack.
    »Nun, dafür denke ich. Wer bin ich, Jack?«
    »Sie sind der Präsident, Mr. President.«
    »Und was bin ich noch?«
    »Ich weiß es nicht. Warum sollte ich?«
    »Ich denke, du weißt sehr genau, wer ich bin. Rex, was meinst du? Weiß er, wer ich bin?«
    »O ja«, sagte Rex. »Er weiß es sogar ganz genau. Deswegen hat er uns ja auch angeheuert, um Sie umzubringen, Sir.«
    »Rex! Was erzählst du da!«
    Wormwood wandte sich ab. »Niemand wird mich umbringen. Die gesamte menschliche Geschichte hat auf diesen einen Augenblick hingesteuert. Ihr versteht das nicht.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, es zu erklären?«, fragte Rex. Er dachte sich seine Handschellen weg und steckte die Hände in die Hosentaschen.
    Wormwood schien unbeeindruckt.
    »Es ist beinahe Mitternacht«, sagte er. »Und dann - ihr wisst schon was.«
    »Der große Knall? Das NHE?«
     
    Wormwood reichte Rex den Brandy-Ballon. Die beiden saßen in hohen Ledersesseln. An den Zimmerwänden standen leere Bücherregale. Ein indischer Teppich schmückte den Boden. Eine chromfarbene Stereoanlage spielte. Das war alles.
    »Es ist ein schwieriges Problem«, sagte Wormwood.
    »Was denn, der Sinn des Lebens und diese Dinge?«, fragte Rex.
    »Diese Dinge. Ja.«
    »Sie werden verlieren«, sagte Rex. »Sie müssen verlieren.«
    »Möglich. Aber wenn ich gewinne, nehme ich alles.«
    »Du gewinnst aber nicht.«
    »Irgendwann schon. Es gibt für alles eine Zeit. Und wenn diese Zeit gekommen ist, werde ich zur Stelle sein.«
     
    »Die Zeit«, sagte Rex. »Erzählen Sie mir über die Zeit.«
    »Ah.« Wormwood tippte sich an die Nase. »Es ist immer jetzt. Sogleich.
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