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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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zu und warf einen Blick ins Bad. Das Ganze sah aus wie ein exklusives Hotelzimmer, nur farbloser. Er fuhr mit der Hand tastend hinter den Spülkasten, klappte den Deckel auf, doch da war nichts. Er durchsuchte das kleine Möbel unter dem Waschtisch und den großen Wandschrank im Hauptraum. Nichts. Der einzige Platz, wo er jetzt noch suchen konnte, war das Bett. Er strich mit der Hand unter der Matratze entlang, bis seine Finger gegen etwas stießen. Eine harte Kante zwischen den Metallstreben. Er zog daran und hielt eine Visitenkarte in der Hand.
    CeLo Enterprises . Consulting in Industriesicherheit .
    Markus las den Namen mehrmals. Eine Telefonnummer stand nicht dabei, nur eine allgemeine E-Mail-Adresse.
    Â»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Markus wandte sich der Stimme zu. Ein Mann mittleren Alters stand in der Tür, mit kurz geschorenem grauem Haar und markantem Kinn. Um seinen sehnigen Hals hing ein Stethoskop. Er sah fast zu sehr nach Arzt aus, um ein richtiger Arzt zu sein. In einer Hand hielt er ein Klemmbrett, als wäre er auf Visite, die andere steckte in seiner Kitteltasche.
    Â»Ich wollte gerade gehen«, sagte Markus, schob sich an dem Mann vorbei und eilte durch das Treppenhaus nach unten in die Eingangshalle. Auf halben Weg hielt er inne, um auf Schritte zu horchen. Doch niemand folgte ihm. Vielleicht war der Mann ja doch ein Arzt. Ein Arzt, der Wert darauf legte, auch wie einer auszusehen.
    Â»Vielen Dank«, sagte Markus zu der Empfangsdame und gab den Pass zurück.
    Â»Keine Ursache. Hat es geholfen?«
    Â»Möglicherweise.« Er tastete nach der Visitenkarte in seiner Tasche. »Hatte er in den letzten Tagen Besuch?«
    Â»Nur sein Vater war hier. Kennen Sie Professor Wiseman? Ein vornehmer Mann. Ehemaliger Botschafter. Seine Pflegerin hat ihn gestern Nachmittag hergefahren. Zumindest konnte er noch ein paar Augenblicke mit seinem Sohn allein sein. Es muss schrecklich für einen Vater sein, den Sohn zu überleben. Er muss furchtbar traurig sein …«
    Â»Sonst keine Besuche?«
    Â»Nein, nur der Vater.«
    Das Haus war mit Holz vertäfelt, grau mit weißen Fensterrahmen, und auf der Veranda baumelte ein Hängesessel. Fünfundvierzig Minuten war er vom Krankenhaus hierhergefahren, über mit Bäumen gesäumte Straßen, in deren hohen Ästen die Sommersonne spielte.
    Markus stieß das Gartentor auf, ging über den mit roten Pflastersteinen ausgelegten Weg auf den Eingang zu und lehnte sich gegen die Türklingel. Noch wusste er nicht, was er sagen würde. Der letzte Mensch, den Daniel gesehen hatte, war sein Vater gewesen. Von ihm hatte er die Visitenkarte bekommen. Markus erinnerte sich gut, wo er den Namen schon einmal gesehen hatte.
    Drinnen wurden Türen geöffnet und geschlossen, dann näherten sich schlurfende Schritte.
    Â»Guten Tag, Sie müssen Elizabeth sein. Mein Name ist Markus Cartright.«
    Die Frau in der Tür sah abgezehrt aus. Sie hielt sich ein Taschentuch vor den Mund. »Markus?«, sagte sie und runzelte die Stirn. »Natürlich. Sie sind der Mann, mit dem Edward telefoniert hat. Daniel hat so sehnsüchtig auf Sie gewartet. Verzeihen Sie bitte, die Nacht war schrecklich.«
    Â»Ich weiß. Ich komme gerade vom Krankenhaus.«
    Â»Wer ist da?«, tönte eine Stimme aus dem Hintergrund. Edward Wiseman manövrierte seinen Rollstuhl in die Eingangshalle, und seine dunkle Silhouette zeichnete sich vor der Tür zu seinem Arbeitszimmer ab, das von der Sonne hell erleuchtet war.
    Â»Es ist Markus. Er wollte Daniel besuchen.«
    Edward rollte näher und streckte Markus die Hand hin. »Wie schön, Sie persönlich kennenzulernen. Wir sind Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.«
    Markus ergriff die Hand, die sich kühl anfühlte und trocken wie Pergament. Die Augen des alten Mannes waren blassblau, und sein Blick gleißte wie die Mittagssonne.
    Â»Es tut mir so leid, dass er es nicht geschafft hat. Dabei klang er noch so hoffnungsvoll, als ich zuletzt mit ihm gesprochen habe«, sagte Markus.
    Â»Folter, Hunger und Drogen haben seinem Körper extrem zugesetzt. Sein Herz war geschwächt. So hat es zumindest der Arzt erklärt.«
    Â»Furchtbar. Der arme Daniel. Ich habe mit dem Personal gesprochen. Er hat etwas hinterlassen. Hier …«
    Â»Vielen Dank. Was ist es?«, erkundigte sich Elizabeth.
    Markus nahm die Visitenkarte aus seiner Tasche und reichte sie

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