Das Midas-Kartell
nicht mein Geld. Kennen Sie den Mann, dem es gehört? Dem Daniel es gestohlen hat? Haben Sie eine Ahnung, wozu er in der Lage ist?«
Markus blieb stehen und sah Pieter unter schweren Lidern hervor an. »Helfen Sie mir auf die Sprünge.«
»Alphonse Ramirez. Er leitet ein Kartell. Er besitzt eine verdammte Armee. Er ist praktisch kein menschliches Wesen.«
Markus rieb sich die Augen. »Ach nein?«
»Wir werden nirgendwo mehr sicher sein. Weder ich noch Sie noch unsere Familien.«
»Machen Sie sich wegen Ramirez keine Sorgen. Ich werde mich um ihn kümmern.«
Pieter machte einen Schritt rückwärts, und die Furcht in seinem Gesicht verwandelte sich in Wut. »Wie können Sie so etwas sagen? Das wird sich nicht einfach so in Wohlgefallen auflösen. Sie haben keine Ahnung, womit Sie es zu tun haben.«
Markus ging voll grimmiger Ungeduld dem Schuppen entgegen. »Ich weiÃ, womit ich es zu tun habe. Gehen Sie mir aus dem Weg.«
»Nein. Sie wissen gar nichts. Er ist kein Mensch.« Pieter blieb stur an derselben Stelle stehen.
Markus seufzte. »Das sagten Sie bereits. Hören Sie, ich bin schon mein ganzes Leben lang hinter solchen Typen her; die tragen verschiedene Masken, manche treten als Generäle auf, manche als Politiker. Mein Vater war auch so einer. Hat sich selbst König von Soho genannt. Er hatte einen Riesenspaà daran, Leuten, die ihm in die Quere kamen, die gröÃtmöglichen Schmerzen zu bereiten.«
Ein Hauch von Erkenntnis spiegelte sich in Pieters Miene. Der Name kam ihm bekannt vor, und er erinnerte sich auch, etwas über den Tod des Mannes gelesen zu haben.
Markus fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Wenn man so einen Vater hat, hat man vor niemandem mehr Angst. Das Einzige, was einem Angst macht, ist die Frage, wie viel man von diesem Erbe in sich trägt.«
Pieter blickte Markus unverwandt an. Dessen Haut hatte inzwischen ein eigenartiges Schimmern angenommen, als würde sie das Restlicht der Sonne reflektieren.
»Wer auch immer der Mann ist, Sie rufen ihn an und vereinbaren ein Treffen«, sagte Markus. »Ich werde mich um ihn kümmern. Aber zuerst will ich meine Tochter sehen.«
66
Natalie saà am Steuer und lenkte den BMW über die gewundene LandstraÃe, die im Licht der Scheinwerfer vor ihnen lag. Sie fuhr schnell, konnte es gar nicht erwarten heimzukommen. Markus und Mila saÃen hinten und schliefen, die Kleine dicht an ihren Daddy geschmiegt.
Sie waren durch die stockfinstere Nacht zum Auto zurückgestolpert, nur geleitet vom Licht, das Markusâ Handy-Display auf den zerfurchten Weg vor ihnen warf. Markus hatte Natalie beinahe erdrückt, als er sie umarmte, hatte ihr Gesicht und Haar mit Küssen bedeckt, ebenso Mila, so erleichtert war er gewesen. Er hatte Mila erzählt, dass das alles ein groÃes Versteckspiel gewesen sei und dass er sie gefunden habe. Dann hatte er sie auf die Arme genommen und sie bis zum Auto getragen; als sie dort ankamen, sah er aus, als würde er jeden Moment in Ohnmacht fallen.
»Was ist mit den Männern auf der Farm?«, wollte Natalie wissen.
»Nichts«, erwiderte Markus, der sich lieber nicht erinnern wollte.
»Was meinst du mit âºnichtsâ¹? Werden sie uns verfolgen?«
»Niemand wird uns verfolgen. Ihr seid in Sicherheit.«
»Wie hast du das gemacht? Waren das Erpresser? Wie viel hast du ihnen bezahlt?«
Markus zuckte mit den Schultern und schob das groÃe Tor auf. »Der Wagen steht hier.« Er öffnete die Fondtür und hob Mila auf die Rückbank.
»Markus, bitte, sprich mit mir, um Gottes willen. Was ist mit der Polizei? Kommt die nicht? Müssen wir keine Aussage machen?«
»Nein. Die Polizei kommt nicht. Ich habe denen gegeben, was sie brauchten. Alles ist geregelt.«
Natalie runzelte die Stirn. »Was hast du ihnen gegeben?«
»Wir müssen los.«
Markus wollte um das Auto herum zur Fahrerseite gehen, doch Natalie stellte sich ihm in den Weg. »Nicht, ehe du mir gesagt hast, was hier los ist.« Sie fasste ihm in die Tasche, angelte den Autoschlüssel heraus und hielt ihn hoch.
Markus lehnte sich schwer atmend gegen den Wagen. »Informationen. Mehr nicht. Sie wollten Informationen. Es geht um eine Story, an der ich dran bin.«
»Ãber?«
Er sah sie an. Ihr Gesicht trug diesen besonderen Ausdruck. Solange er ihr nicht erzählte, was sie wissen wollte,
Weitere Kostenlose Bücher