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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Parkettfußboden; hinten schloss sich ein kleiner Garten an, den man über die Küche erreichte und einen Durchgangsraum, den Natalie hochtrabend »Frühstückszimmer« nannte. Die Ausstattung war edel und teuer, die Einbauschränke stammten aus Italien, und der Ofen konnte ein perfektes Soufflé backen, auf ein Zehntelgrad seine Temperatur gleichmäßig halten und sich auch noch selbstständig dampfreinigen. Das Einzige, was nicht zur Verfügung stand, war automatische Eheberatung – wie Markus in einer ihrer Auseinandersetzungen gestichelt hatte.
    Guy lümmelte in einem Sessel an der Terrassentür und telefonierte. Seinem Tonfall nach zu urteilen war es ein geschäftliches Gespräch. Allein der Anblick verursachte Markus ein unangenehmes Kribbeln. Dieser lässig-stylische Look aus fließenden Stoffen und Gucci-Slippern. Dieser Anstrich von Dünkel. Guy war die Sorte Mann, die im Restaurant so laut telefonierte, dass man sie noch drei Tische weiter hörte. Und wie er schon dasaß, die Beine über der Armlehne, den Kopf angelehnt, als gehöre ihm das Haus. Am liebsten hätte Markus das dürre Bürschchen gepackt und durch die Scheiben befördert.
    Â»Hallo, Guy!«, rief Mila fröhlich, ließ Markus’ Hand los und trippelte quer durch das Zimmer auf ihn zu. Er lächelte sie ziemlich unbeholfen an, ohne sein Telefon vom Ohr zu nehmen. Stattdessen hielt er es so, dass das Mikro verdeckt war, und tätschelte ihr mit der freien Hand den Kopf.
    Â»Natalie, meine Liebe, könntest du dich bitte um Mila kümmern, ich habe hier ein wichtiges Gespräch mit der Produktionsfirma.«
    Â»Komm her, Mila. Guy organisiert Mummys neue Show.«
    Markus riss die Augen auf. Wie hatte der Typ das geschafft?
    Â»Komm auf meinen Schoß, Mila«, sagte er.
    Â»Das ist es, was du gesucht hast, oder?« Natalie deutete auf die Küchentheke. Guy hatte den Pass offenbar gefunden, denn er lag dort neben einem Briefumschlag, auf dem zumindest ein Teil von Markus’ neuer Adresse stand.
    Â»Ja, danke.« Er nahm den Pass und schob ihn in die Tasche seiner Trainingshose. »Sind noch andere Klamotten von mir hier? Ich würde mich gern umziehen und den Rest in einen Koffer packen, wenn das okay ist.«
    Â»Vielleicht ist noch was in dem Verschlag unter der Treppe. Willst du mir nicht erzählen, was passiert ist? Was ist mit deinem Arm?«
    Markus blickte auf seine Schulter. Auf dem Sweatshirt hatte sich ein dunkler Fleck gebildet.
    Â»Und deine Hände …« Instinktiv ergriff sie seine Hand und strich rasch mit den Fingern über die geschwollenen Knöchel und den Bluterguss, der sich darum gebildet hatte.
    Markus zuckte zusammen.
    Â»Das könnte gebrochen sein. Ich gehe ein Coolpack holen.«
    Â»Brauchst du nicht, ehrlich.«
    Aber sie stand bereits am Gefrierschrank und holte eine Packung Tiefkühlerbsen, die sie ihm auf die Hand legte. Markus musste fast lächeln, und sie fing seinen Blick auf. Irgendwas war da immer noch zwischen ihnen, eine schwache Ahnung vergangener Zeiten. Guy bemerkte das auch. Plötzlich schien sein Telefonat gar nicht mehr so wichtig zu sein, denn er legte das Handy hin und kam durch den Raum geschlendert, um sich hinter Natalie zu stellen und ihr besitzergreifend den Arm um die Schultern zu legen.
    Â»Sie sollten nicht einfach so unangemeldet hier aufkreuzen. Zumindest sehen Sie diesmal aus, als wären Sie nüchtern. Was gibt es denn so Wichtiges?« Guy fixierte ihn durch seine eckige Designerbrille.
    Â»Ich werde Natalie erzählen, worum es geht, aber nicht Ihnen. Sie geht das nichts an.«
    Guy schürzte die Lippen zu einer schmollenden Grimasse. Markus war so anders als die Medientypen, die er sonst herumkommandierte. Er war nicht sicher, wie er mit ihm umgehen sollte. Es waren nicht nur seine breiten Schultern. Da war auch etwas in seinen Augen, wenn er einen ansah, bohrend, durchdringend, taxierend. Entweder wurde man dann beiseitegelegt wie ein schlecht gerahmtes Foto, oder man wurde weiter fixiert, bis einem der Schweiß ausbrach.
    Â»Ich denke, alles was Natalie betrifft, geht auch mich etwas an«, sagte er schließlich.
    Â»Es geht um meine Arbeit, Guy. Darüber werde ich mit Ihnen nicht diskutieren. Es sind vertrauliche Informationen, aber Natalie muss Bescheid wissen, wo sie mich in den kommenden Wochen finden kann – wegen Mila, klar?«
    Guys Augen

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