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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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ihn kennenlernte.«
    Daniel starrte ins Leere. Er bemerkte nicht die Fliegen, die in dem fensterlosen Raum herumschwirrten, oder den Gestank der Farmtiere, der immer noch in den Wänden hing. Die Erinnerung an diese Frühlingsmonate in London, im neuen Job, in einer neuen Stadt, an die plötzliche Erkenntnis, dass ihm seine Arbeit wirklich Spaß machte, lief vor seinem inneren Auge ab wie ein Film.
    Â»Steckt ihn wieder in den Tank«, sagte Malcolm zu den zwei Männern, die hinter ihm standen. Bis jetzt hatte er nichts Verwertbares gehört, nichts, was er Pieter berichten konnte. Daniel war viel zu weit weg. Er musste den Cocktail etwas verdünnen, sich Zeit lassen und konkretere Fragen stellen. Mit ein wenig Geduld würde er schon noch etwas erreichen. Zumindest redete der Gefangene endlich. Mit physischer Folter hatten sie ihn nicht so weit gebracht.

16
    Isaiah sah die nervös wirkende Gestalt, die über den Parkplatz sprintete, im schmutzigen, zerrissenen Anzug, eine Kappe tief in die Stirn gezogen, eine braune Papiertüte an die Brust gedrückt. In seiner Hektik ließ der Mann seinen Autoschlüssel fallen, hob ihn wieder auf und rannte stolpernd auf den Peugeot zu.
    Der Wagen wendete rasch und krachte dabei fast gegen einen Betonpfosten. Isaiah, der in einer Seitenstraße parkte, ließ den Motor an. Das würde eine knifflige Sache werden. Der Typ durfte ihm nicht zu weit vorausfahren, denn er sollte auf keinen Fall eine Polizeiwache erreichen, und dennoch musste Isaiah einen gewissen Abstand wahren. Der Peugeot beschleunigte heftig und fegte bei Gelb über die nächste Ampel. Isaiah trat das Gaspedal durch, raste bei Rot hinterher und konnte gerade noch einem Motorradfahrer ausweichen, der bei umspringender Ampel gestartet war. Sie befanden sich auf einer breiten Durchfahrtsstraße. Vor ihnen staute sich der Verkehr. Als der Peugeot plötzlich links in eine Seitenstraße abbog, folgte ihm Isaiah. Die Straße war schmal, und hin und wieder musste er halten und den Gegenverkehr durchlassen. Die Zielperson entfernte sich immer weiter. Am Ende der Straße kam eine Kreuzung, der Peugeot schoss darüber und steuerte auf eine Siedlung mit heruntergekommenen Wohnblocks zu.
    Isaiah fuhr ihm nach. In Gegenden wie diese verirrte sich selten Polizei. Die Gebäude ragten zu drei Seiten eines Parkplatzes hoch, scheußliche Betonklötze, die das Licht abhielten, überzogen mit grünlich-schwarzen Schlieren, die der Regen hinterlassen hatte. An der Hälfte der Fenster hing die Flagge mit dem Georgskreuz. Eines der Wohnsilos war unbewohnt und verbarrikadiert.
    Wohin war er verschwunden? Da waren Müllcontainer, ein paar geparkte Pkws, einige Schrottkisten, aber auch mehrere richtig teure Karossen, wahrscheinlich Eigentum hiesiger Drogendealer. Isaiah fuhr im Schritttempo vorbei und spähte durch die Autofenster.
    Der grüne Peugeot stand schräg zwischen zwei Recyclingtonnen, die Vorderräder auf der Bordsteinkante. Leer. Markus Cartright hatte offenbar beschlossen, zu Fuß weiterzugehen. Bitte, wenn er Katz und Maus spielen wollte. Isaiah hielt an. Die Kameras, die Jacob in seine Rückspiegel eingebaut hatte, konnten Wärmebilder anzeigen – wenn Markus in der Nähe war, würden sie ihn farbig abbilden. Isaiah kletterte über die Sitze nach hinten, stieg über die Leichensäcke, die sie am Boden fixiert hatten, und schaltete die Monitore ein. Blaugrüne Konturen, die sich um ihn herum bewegten, und das rötliche Glühen des warmen Peugeot-Motors wurden sichtbar. Aber nicht nur das. Neben seiner Fahrertür kauerte eine rote Gestalt, als wollte sie im nächsten Moment die Wagentür aufreißen oder ihm eins verpassen, sobald er ausstieg. Nicht zu fassen. Isaiah griff zu seiner schallgedämpften Jericho 951, öffnete vorsichtig die Hecktür und richtete die Waffe auf die kauernde Gestalt. In dem Moment, als er den Abzugsfinger krümmen wollte, fuhr der Mann zu ihm herum. Es war nicht Markus Cartright.

17
    Â»Hallo? Natalie?« Markus hatte ihre Nummer in Steves Telefon getippt, ohne den Blick vom Verkehr abzuwenden. Immer war rot, wenn er an eine Ampel kam, und wenn sie dann endlich auf Grün umsprang, zockelten immer noch Touristen über die Straße. Er sah auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor zwölf. Da holte sie Mila aus dem Kindergarten ab. Mit ein bisschen Glück würde er sie gleich zu Hause

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