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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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in der Flood Street antreffen und seinen Pass abholen können.
    Â»Hallo?«, meldete sich eine männliche Stimme.
    Â»Wer ist da?«
    Â»Hier ist Guy. Wer ist da?«
    Â»Guy, hier ist Markus.« Durfte dieser Schlappschwanz jetzt schon ihre Anrufe entgegennehmen? War er vielleicht so was wie ihr persönlicher Assistent? »Wo ist Natalie? Und warum benutzen Sie ihr Handy?«
    Â»Ich benutze nicht ihr Handy. Sie hat es in der Küche liegen lassen. Außerdem geht es Sie überhaupt nichts an, wer an Natalies Telefon geht.«
    Markus atmete tief durch. Es war jetzt nicht der richtige Moment, um einen Streit anzufangen. »Hören Sie, ich bin auf dem Weg zu Ihnen. Ich möchte meinen Pass abholen.«
    Durch den Hörer tönte ein knurrendes Geräusch. »Das wird ihr nicht gefallen, Markus, nicht nach gestern Abend. Sie will Sie hier nicht haben, weil sie das aufregt, und wenn sie sich aufregt, fängt Mila zu weinen an.«
    Markus krallte seine Hände fester um das Lenkrad.
    Â»Wissen Sie was?«, fuhr Guy fort. »Ich bringe ihn zur Post. So umgehen wir einen erneuten Streit. Bestimmt hat sie Ihre neue Adresse irgendwo aufgeschrieben.«
    Markus hörte, wie Schubladen aufgezogen wurden und Papier raschelte.
    Â»Guy, hören Sie, tun Sie das nicht, nein …« Doch die Leitung war bereits tot.
    Markus drückte den Fuß auf dem Gaspedal durch, bog gegen die Verkehrsrichtung in die Victoria Street ein und schlängelte sich zwischen den entgegenkommenden Autos hindurch und an der Ampel vor der U-Bahn-Station vorbei in die Vauxhall Bridge Road Richtung Chelsea Embankment – wenn er am Flussufer entlangfuhr, konnte er das Verkehrschaos am Sloane Square und in der King’s Road umgehen. Der alte Mercedes röhrte vertrauenerweckend und kraftvoll. Von der Uferstraße aus ging es einmal scharf rechts ab, dann war er in der Flood Street. Mit quietschenden Bremsen kam er vor seinem Haus zum Stehen. Natalie war gerade vor ihm angekommen und versuchte, ihren Range Rover in eine ziemlich kleine Lücke zu manövrieren. Er fuhr neben sie.
    Â»Natalie!«, rief er und kurbelte seine Scheibe herunter.
    Â»Markus«, erwiderte sie und stieg aus dem Auto. »Was machst du hier?«, fragte sie misstrauisch. »Da kannst du nicht stehen bleiben.«
    Â»Es wird nicht lange dauern«, sagte Markus, stieg ebenfalls aus, ging um den Mercedes herum und zog die Fondtür des Range Rovers auf. Er löste Milas Gurt und hob sie aus dem Kindersitz, um sie schwungvoll durch die Luft zu wirbeln. Sie quietschte vor Vergnügen.
    Â»Lass das doch, sonst ist sie wieder völlig aufgedreht, und sie soll gleich Mittagsschlaf halten.«
    Markus’ Lächeln verzog sich zu einer Grimasse. Es fühlte sich an, als wären die Wunden in seinem Arm wieder aufgegangen. So viel zum Thema Wundkleber. Er stellte Mila auf den Boden.
    Â»Was hast du heute im Kindergarten gemacht?«
    Â»Wir haben eine Geschichte gelesen über einen Jungen, der hat einen Kuchen gestohlen, und ich habe ein Bild gemalt, und Mummy hat mir kein Eis gekauft, obwohl ich den Eiswagen gehört habe und sie gesagt hat, sie würde mir eins kaufen.«
    Â»Na, dann kauf ich dir eins, wenn ich das nächste Mal vorbeikomme. Ich kenne die allerbeste Eisdiele, die es gibt.«
    Â»Versprochen?«
    Â»Versprochen«, sagte Markus und legte sich mit feierlicher Miene zwei Finger auf die Brust.
    Â»Und wann willst du mal wieder einen Tag mit Mila verbringen?«, fragte Natalie. »Bist du schon aus dem Atelier ausgezogen?«
    Markus schüttelte den Kopf. »Aber bald, vielleicht schon nächste Woche. Zuerst muss ich aber noch mal weg. Ein neuer Auftrag. Deshalb bin ich auch hier. Mein Pass ist, glaube ich, irgendwo da drin.« Er nahm Mila bei der Hand und führte sie die Stufen zum Eingang hoch. »Ist das okay, wenn ich mit reinkomme und ihn mir hole?«
    Fühl dich wie zu Hause . Natalie lag die sarkastische Bemerkung auf der Zunge, aber irgendetwas an seiner Erscheinung ließ sie innehalten. »Du siehst furchtbar aus, selbst nach deinen Maßstäben zu urteilen«, sagte sie. »Und warum trägst du diesen scheußlichen Trainingsanzug?«
    Â»Ich werd’s dir erklären. Drinnen«, erwiderte er.
    Das Haus war zweistöckig, ein typisch britisches Reihenhaus im georgianischen Stil, für Londoner Verhältnisse geräumig, mit großen Zimmern und

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