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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Gefallen schuldig.«
    Â»Wie großzügig von Ihnen«, hatte sie gesagt. »Die Cupcakes da drüben müssen aufgestapelt werden, und falls die Töpfe auch mit ins Bild sollen, müssen sie vorher noch mal poliert werden. Beim Anrichten der Teller kann ich Ihnen helfen, aber wenn es darum geht, bei warmen Gerichten zu schauen, wie viel Dampf vom Teller aufsteigt, da muss dann ein Profi ran.«
    Er hatte versucht, aus ihren klaren blauen Augen zu lesen, ob sie es ernst meinte oder nicht, und dann lächelnd geantwortet: »Schon gut, tut mir leid. Es ist früh am Morgen, das ist gar nicht meine Tageszeit. Außerdem mache ich so was normalerweise nicht. Mein Ding sind eher Leute mit Waffen in der Hand.«
    Â»Würde es helfen, wenn ich eine Waffe in die Hand nehmen würde?«
    Â»Ich glaube nicht, dass Sie eine brauchen.« Er packte einen Cupcake aus und biss herzhaft hinein. »Außerdem – die Dinger hier sind mir definitiv lieber als Kalaschnikows.«
    Sie sah zu, wie er das restliche Törtchen in den Mund schob und nach einem zweiten griff. »Normalerweise ist übrigens der Star zickig und nicht der Fotograf, wussten Sie das?«
    Er nahm seine Kamera und schoss ein paar Bilder, um die Belichtung zu prüfen.
    Â»He, ich bin noch nicht so weit, meine Haare und das Make-up sind noch nicht gemacht.«
    Â»Sie sehen toll aus, ganz großartig. Halten Sie das mal.« Er drückte ihr das Buch eines anderen Kochs in die Hand. Sie blickte auf das Cover und runzelte die Stirn, während Markus immer weiter knipste.
    Â»Was soll ich damit? Die dürfen Sie gleich wieder löschen. Können wir jetzt bitte Haar und Maske machen?«, sagte sie zu einer der namenlosen Assistentinnen, die einen schwer behangenen Kleiderständer durch den Raum schob. Markus schoss ein Bild nach dem anderen. Sie warf das Kochbuch nach ihm, er duckte sich weg, und es landete auf den Cupcakes.
    Â»Können Sie das noch mal machen?«, sagte er. »Das Licht war nicht gut.«
    Â»Ach, hören Sie doch auf. Sie wissen schon, dass die Bilder nur rausgehen, wenn ich sie autorisiere?«
    Â»Ich will nur ein bisschen Leben reinbringen«, erwiderte Markus und klickte sich durch die digitalen Aufnahmen auf dem Kameradisplay.
    Â»Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Kriegsgebiete, in denen Sie fotografieren, erst so richtig kriegerisch werden, wenn Sie dort auftauchen«, sagte Natalie.
    Er sah auf. »Und ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich Sie zum Essen einladen möchte.«
    Zu Beginn hatten sie viel Spaß gehabt. Markus mit seiner rastlosen Energie war anders als alle Männer, die sie bislang kennengelernt hatte. Er vergötterte sie und gab ihr das Gefühl, der Mittelpunkt des Universums zu sein. Und dann das viele Geld. Sobald sie nur irgendetwas in einem Schaufenster genauer ansah, gehörte es ihr – ob Kleid, Auto oder das Haus. Für sich selbst gab er keinen Penny aus, doch sie überschüttete er förmlich mit Geschenken. Doch als sie wissen wollte, woher der Reichtum stammte, wurde er einsilbig. Er habe geerbt, war alles, was sie aus ihm herausbekam. Fragte sie hartnäckiger nach, wurde er ärgerlich. Bald bekam die Beziehung Brüche. Er weigerte sich, sein Arbeitspensum zu reduzieren, selbst nachdem sie schwanger wurde, und nahm weiterhin Aufträge aus der ganzen Welt an, war wochenlang unterwegs und verschwand anschließend in seiner Dunkelkammer.
    Natalie hatte gedacht, dass das Baby, seine Tochter, ihn verändern würde, aber da hatte sie sich geirrt. Er musste fotografieren. Er konnte nicht anders. Er musste das Böse aufspüren und dokumentieren, es ans Licht zerren, koste es, was es wolle. Fünf Jahre hatte sie gebraucht, um zu begreifen, dass seine Bilder allesamt Selbstporträts waren. Nachdem er ihr endlich von seinem Vater erzählt hatte und wie er ums Leben gekommen war.

19
    Steve kam in einem schummrig beleuchteten Raum zu sich. Ein Auge war zugeschwollen, und sein Kopf fühlte sich an, als hätte er sich mit einem Sack voller Schraubenschlüssel angelegt. Er versuchte, sich umzusehen. Da war etwas in seinem Mund, ein Lappen, der nach Benzin roch. Würgereiz stieg in ihm auf, doch er wusste, wenn er sich jetzt erbrach, würde er ersticken, und kämpfte dagegen an. Der Kerl mit der Waffe war aus dem Nichts aufgetaucht, mit emotionslosem Gesicht und dem Finger am Abzug. Steve hatte fest

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