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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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zurückverfolgen konnten? Besser, er probierte es nicht aus. Er schob die Karte zurück und fischte stattdessen ein Bündel Banknoten heraus, die er auf die Theke zählte. Die Frau hinter dem Schalter hob die Brauen und warf ihrer Kollegin einen Blick zu.
    Markus hätte sich am liebsten in den Hintern gebissen. Ein einfaches Ticket, bar bezahlt, und das in der allerletzten Minute. Das reichte, um die Flughafensicherheit auf den Plan zu rufen.
    Â»Einen Moment bitte, Sir«, sagte die Kollegin mit bemühtem Lächeln und griff nach seinem Pass und dem Presseausweis, um durch eine weiße Tür hinter sich zu verschwinden. Markus blieb mit der Schalterdame in unbehaglichem Schweigen zurück. Er wandte ihr den Rücken zu und sah sich in der Halle um. Dann warf er einen prüfenden Blick auf sein Handy. Immer noch keine Nachricht von Steve. Hoffentlich war alles in Ordnung.
    In Gedanken versuchte er, sich das Gesicht des Angreifers vom Morgen ins Gedächtnis zu rufen, aber vergeblich. Alles, was er sah, war der Lauf der Waffe. Ob er ihn wiedererkennen würde? Zumindest dürfte er ein hübsches Veilchen um sein rechtes Auge haben.
    Â»Bitte sehr, Sir«, sagte die Dame von Air Iberia, reichte ihm seine Dokumente zurück und druckte ein Ticket für ihn aus.
    Offensichtlich stand er nicht auf der schwarzen Liste.
    Â»Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug, Sir. Der Check-in-Schalter öffnet in einer Stunde.«
    Markus suchte sich ein Café und bestellte einen Bagel. Das Ding war zäh und schmeckte nach nichts, aber ihm war das egal, denn sein Magen knurrte schon seit geraumer Zeit vor Hunger. Er setzte sich an einen Tisch und breitete den Inhalt des Umschlags vor sich aus, zumindest das Bild aus dem Reiseführer mit der Kathedrale und die Sorgenpüppchen. Die Blätter mit den Zahlen, mit den Einsen und Nullen, ließ er unberührt, ebenso die Polaroids.
    Unter dem Bild der Kirche stand »Blick auf Santa Maria«. Das Wort »Blick« war dick mit Kugelschreiber unterstrichen, und das Foto war von mehreren Rissen durchzogen, als hätte es jemand mit einem Stift traktiert. Markus stopfte sich den Rest des Bagels in den Mund, packte seine Sachen zusammen und kaufte in der Buchhandlung gegenüber einen Reiseführer und einen Stadtplan von Guatemala City. Hinter einem zu Werbezwecken ausgestellten Aston Martin stand eine Bank, von der aus er das Terminal genau im Blick hatte. Er nahm Platz und faltete den Stadtplan von Guatemala City auf.
    Die Stadt war gitternetzartig aufgeteilt. Er suchte im Register nach dem Namen der Kirche und fand sie in Zona 1 . Sie hatte einen großen Vorplatz.
    Meinte Danny den Blick von der Kirche aus oder den Blick auf die Kirche? Um den Platz herum gab es eine Reihe von Hotels. Hatte er dort übernachtet? Wenn dem so war, warum sagte er das nicht einfach? Eine Visitenkarte hätte genügt. Markus sah die Fahrscheine durch. Sie reichten mehrere Monate zurück und hatten für Buslinien gegolten, die aus der Stadt in entlegenere Ortschaften fuhren. Es gab keinerlei Hinweis auf das, was Danny gesucht haben mochte, wie lange er jeweils geblieben war, nur eine bestimmte Folge von Fahrten. Markus holte Block und Stift heraus und stellte einen zeitlichen Ablauf zusammen.
    Die Daten lagen alle gegen Ende eines Monats, manchmal war es auch der letzte Tag. Mithilfe von Steves Handy stellte Markus fest, dass nie ein Samstag oder Sonntag dabei war. Markus umkringelte die Daten und schrieb eine Notiz daneben: Letzter Arbeitstag des Monats? , als das Telefon klingelte, der Kalender verschwand und stattdessen die Meldung Unbekannte Nummer auf dem Display erschien.
    Â»Hallo?«, sagte Markus zurückhaltend.
    Â»Hallo, hier ist Edward Wiseman. Ich versuche, Markus Cartright zu erreichen.«
    Â»Am Apparat.«
    Â»Markus, hallo, ich habe vor ein paar Wochen bei Ihnen zu Hause angerufen. Danke, dass Sie zurückgerufen haben.«
    Â»Geht es um Danny?«
    Â»Ja. Wir haben seit mehreren Monaten nichts mehr von ihm gehört und tappen völlig im Dunkeln. Ich hatte gehofft, dass vielleicht einer seiner alten Schulfreunde etwas über seinen Verbleib weiß. In den letzten Wochen habe ich praktisch jede Nummer aus seinem Adressbuch angerufen.«
    Markus blickte voller Unbehagen auf die Fahrscheine und Papiere, die vor ihm lagen. Das war mit Sicherheit nicht das, was der alte Herr hören wollte. »Ihr Sohn … nun, er

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