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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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hat mir etwas geschickt. Einen Umschlag. Vor zwei Wochen aus Guatemala. Ich weiß nicht, warum er ihn mir geschickt hat, aber er enthält …«
    Â»Vor zwei Wochen?« Mr Wiseman klang, als würde ihm im nächsten Moment die Stimme versagen. Elizabeth, Elizabeth, Daniel hat vor zwei Wochen etwas zur Post gegeben … Ich weiß nicht, ich spreche gerade mit dem Mann … Natürlich werde ich ihn fragen.
    Â» Hat er gesagt, wie es ihm geht?«
    Markus spürte, wie sich seine Kehle zuzog. Die Versuchung zu lügen war fast unwiderstehlich.
    Â»Er hat nichts dazugeschrieben. Es sind nur Fotos und Fahrscheine.«
    Auf der anderen Seite herrschte Stille, während Daniels Vater die Information verarbeitete.
    Â»Ich schließe daraus, dass er wohl etwas in Eile war«, sagte er langsam. »Was wollen Sie tun?«
    Â»Ihn suchen«, erwiderte Markus schlicht. »Soweit ich es sagen kann, war er die letzten acht Monate in Guatemala. Können Sie sich vorstellen, warum er dorthin gegangen ist?«
    Â»Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich war dort Anfang der Achtziger eingesetzt, für etwa fünf Jahre. Daniel war da noch ein Kind. Er besuchte die internationale Schule. Stimmt doch, nicht wahr, Elizabeth?«
    Markus hörte im Hintergrund jemanden murmeln.
    Â»Er liebte die gebackenen Auberginen. Davon konnte er gar nicht genug bekommen. Ich weiß noch ganz genau, wie er immer am Rockzipfel der Köchin hing und sie bat, ihm welche zuzubereiten.«
    Â»Wann haben Sie zuletzt von ihm gehört?«
    Â»Daniel hat uns seit Monaten nicht mehr angerufen. Da habe ich seinen Cousin Nathan gebeten, ihn in London zu besuchen.«
    Â»Und wie ging es ihm?«
    Â»Nicht gut. Gar nicht gut.« Es entstand eine Pause. Der Wunsch, über seinen Sohn zu sprechen, mit jemandem, der erst kürzlich von ihm gehört hatte, rang mit seinem Bedürfnis nach Diskretion. »Er hatte sich in seiner Wohnung verschanzt und ging nicht mehr zur Arbeit. Nathan musste ihn mit Engelszungen überreden, ihm überhaupt aufzumachen. Und dann …« Edward Wiseman hielt kurz inne, ehe er weitersprach. »Dann stellte sich heraus, dass Daniel die ganze Zeit in einem Zimmer hauste und seit Monaten nicht einmal mehr seinen Müll rausgetragen hatte. Sie können sich vorstellen, wie das gestunken hat, zumal die Fenster mit Brettern vernagelt waren. Überall lagen Blätter herum, und er redete immerzu davon, dass sie ihm sicher schon auf den Fersen waren, aber er sagte nicht, wen er damit meinte. Haben Sie Kinder, Mr Cartright?«
    Â»Eine dreijährige Tochter.«
    Â»Dann ahnen Sie ja vielleicht, wie weh das tut.«
    Â»Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen. Ich wünschte, ich hätte früher davon erfahren. Was hat Nathan unternommen?«
    Â»Oh, er tat, was er konnte. Er versuchte, Daniel zu überreden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wieder zur Arbeit zu gehen. Oder zumindest mal rauszugehen, um frische Luft zu schnappen. Ich habe dann einen Arzt angerufen, allerdings hat das alles noch viel schlimmer gemacht. In seiner Paranoia verstieg er sich in den Glauben, dass der Arzt es auf ihn abgesehen habe.«
    Â»Hören Sie, Mr Wiseman, ich weiß, dass das kein Trost für Sie ist, aber ich glaube nicht, dass Ihr Sohn paranoid ist.« Die Erinnerung an die Attacke am Morgen kam wieder hoch, an den Fremden, der seinen Nachbarn kaltblütig niedergeschossen hatte. Er versuchte, die Gedanken beiseitezuschieben. »Haben Sie eine Ahnung, woran er arbeitete?«
    Â»Er war wohl mitten in einer Wirtschaftsprüfung. Er hat Nathan erzählt, dass er Konten überprüfe und es zu riskant sei, darüber zu reden. Das hatte er mir zuvor auch schon anvertraut. Ich muss sagen, ich war ziemlich erschüttert. Er hatte gerade eine neue Stelle bei einer alteingesessenen Wirtschaftsprüferkanzlei angenommen und stellte sich dabei wohl ziemlich gut an. Ich sagte ihm, er solle nichts überstürzen, aber Daniel hatte schon immer eine lebhafte Fantasie. Er hat immer überall Gespenster gesehen. Meiner Meinung nach kommt das von den idiotischen Comics, die er immer las.« Er machte eine Pause. »Was glauben Sie? Warum hat mein Sohn Ihnen diesen Umschlag geschickt, Mr Cartright?«
    Â»Ich weiß es nicht. Ich bin Journalist, Fotojournalist, um genau zu sein. Und ich habe damals im Internat ein bisschen auf ihn aufgepasst. Er hatte ein besonderes Talent,

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