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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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damit beschäftigte, desto unwahrscheinlicher kam es ihm vor, dass sie Teil der hastig improvisierten Tarnung eines Schurkenhändlers sein sollten. Dazu sahen die Transaktionen viel zu schlüssig aus. Das Geld kam von vier verschiedenen Konten und war bar eingezahlt worden. Die Einzahlungen waren bei verschiedenen Banken in Guatemala City erfolgt und dann auf die Investmentkonten verteilt worden, die zu einem Netz von Holdinggesellschaften gehörten. Von dort aus waren sie nach Singapur gegangen, wo sie als Kapitalanlagen von Händlern geführt wurden. Sämtliche Bewegungen fanden immer nur in einer Richtung statt – niemals kamen irgendwelche Summen über diese Gesellschaften zurück. Wer auch immer das Geld in dieses System pumpte, schien nichts davon wiederhaben zu wollen. Zumindest nicht über diese Kanäle. Daniel überschlug, wie viel Geld über die vier Konten gelaufen war, und kam auf siebzehn Milliarden Dollar über einen Zeitraum von zwei Jahren.
    Fassungslos legte er seinen Stift weg und nahm den Taschenrechner zur Hand, der ihm die gleiche Zahl lieferte. Irgendjemand hatte astronomische Geldsummen nach Singapur geschafft und nichts davon wiedergesehen.
    Wer?
    Warum?
    Â»Wie lange haben Sie gebraucht, um das alles herauszufinden?«
    Daniel runzelte die Stirn. Das war nicht Emilys Stimme. Sie lag nicht auf dem Sofa. Aber da war wieder dieser Mann, dieser Texaner.
    Â»Nicht lange. Eine Woche, vielleicht zwei.«
    Â»Und was passierte dann?«
    Â»Mein Chef aus der Kanzlei bestellte mich ein. Er sagte, er wolle etwas Wichtiges mit mir besprechen. Etwas unglaublich Wichtiges.« Daniel imitierte die Stimme seines Chefs und fing an zu kichern.
    Â»Hat er Sie gefeuert?«
    Das Kichern verstummte langsam.
    Â»Nein. Er wollte nur wissen, wovon Pieter Wittgenstein redete. Die warfen mir nämlich alles vor, was man sich nur vorstel len kann … Datenklau, Unfähigkeit, Fahrlässigkeit … und sie drohten, die Kanzlei zu verklagen und die Polizei einzuschalten.«
    Â»Hatten Sie keine Angst?«
    Daniels vom LSD vernebeltes Hirn schien eine Weile zu brauchen, bis es die Frage verarbeitet hatte. »Nein. Angst hatte ich nicht. Aber wütend war ich … und noch wütender wurde ich, als sie in meine Wohnung einbrachen und ein Riesenchaos anrichteten … Alles war durcheinander und kaputt, sogar die erste Ausgabe vom Silver Surfer, den ich gerahmt an der Wand hängen hatte, haben sie runtergeschmissen und zertrampelt.«
    Â»Die erste Ausgabe vom Silver Surfer?«, fragte Malcolm mit erhobenen Brauen und einem ersten leisen Anflug von Mitgefühl in der Stimme.
    Â»Weg … alles weg. Und dann tauchte auch noch so ein Idiot in der U-Bahn hinter mir auf und meinte, es könne doch sein, dass ich bald einen Unfall habe … vor den Zug auf die Gleise stürze oder so.«
    Â»Haben Sie das jemandem erzählt?«
    Daniel zuckte die Achseln und versuchte, die Knie ans Kinn zu ziehen, was ihm aber nicht gelang. »Emily, zumindest habe ich versucht, es ihr zu erzählen, aber sie hat ja nicht mehr mit mir gesprochen, nachdem sie ihr die DVD geschickt hatten.«
    Â»Sie und die geheimnisvolle Samantha?«
    Â»Ich und die geheimnisvolle Samantha, genau. Wobei sie auf dem Film weitaus weniger geheimnisvoll wirkt …«
    Â»Und das war der Moment, wo Sie beschlossen, das Geld zu stehlen, um sich zu rächen?«, fragte Malcolm in schmeichelndem Ton. Block und Stift in der Hand saß er auf der Stuhlkante. Er wusste, dass er ganz nah dran war. Danny war genau da, wo er ihn haben wollte. Wenn er ihn jetzt ganz vorsichtig weiterschubste, würde er erklären, wie er das Geld an sich gebracht und wo er es versteckt hatte.
    Â»Nein, da noch nicht. Das wäre dumm gewesen. Ich habe das Geld gestohlen, nachdem ich herausgefunden hatte, von wem es kam.«
    Daniels Kopf fiel ihm auf die Brust. Seine rot umränderten Augen öffneten sich unter schweren Lidern, doch sein Blick war wach und heftete sich starr auf Malcolm.
    Malcolm runzelte die Stirn.
    Â»Sie wissen es nicht, was?«, flüsterte Daniel. »Sie wissen nicht, für wen Sie arbeiten und wer Sie bezahlt?« Er kicherte leise. »Sie glauben, es sei Wittgenstein? Sie glauben, Sie bekommen Ihr Geld von einem harmlosen kleinen Banker im Nadelstreifenanzug?« Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf und hielt ein Büschel Haare in der Hand. Verwirrt blickte er

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