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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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gleich?«
    Â»Samantha.« Daniels Kopf schwankte von einer Seite auf die andere. »Aber sie war keine gute Frau. Nicht wie Emily, meine Emily.«
    Â»Das mit ihr haben Sie vermasselt, schätze ich, nicht wahr?«
    Darauf kam keine Antwort von Daniel. Er sah aus wie ein Geschöpf der Tiefsee, mit seiner mondfahlen Haut, die im Wasser aufgequollen und schwammig geworden war. Seine violettblauen verästelten Venen zeichneten sich deutlich darunter ab. Sie mussten ihn dazu bringen, etwas zu essen, wenn er am Leben bleiben sollte. Wie lange ging das jetzt schon so? Zwei Wochen? Er konnte nicht einmal mehr ohne Hilfe stehen. Dass er im Tank nicht absoff, lag einzig und allein daran, dass Malcolm aus einem alten Schlauch und einem T-Shirt eine Art Rettungsweste gebastelt hatte.
    Malcolm stand auf und trat vor den baufälligen Schuppen. Die Drogen sollten noch etwas mehr Zeit bekommen, um ihre Wirkung zu entfalten. Über den umliegenden Zuckerrohrfeldern hing Nebel. Am Horizont erhoben sich drohend zwei große Vulkane, die im Abendlicht violett leuchteten. Sie waren beide noch aktiv. Paulo hatte ihm angeboten, ihn einmal hochzuführen, doch er hatte abgelehnt. Erst wollte er mit Wiseman weiterkommen.
    Wo waren seine Leute überhaupt? Das Team sollte eigentlich immer an seiner Seite sein, statt sich davonzuschleichen, um zu rauchen und Karten zu spielen. Nie waren sie da, wenn man sie brauchte, das war ihm in der letzten Woche verstärkt aufgefallen. Es war fast so, als würden sie ihn meiden. Sie aßen nicht mehr mit ihm und hatten sich auch zum Schlafen ein anderes Zimmer gesucht. Zeit ihres erbärmlichen Lebens waren sie Berufsverbrecher gewesen – José brüstete sich sogar mit zwei erfolgreichen Entführungen – und hatten mehr als genug Prügel eingesteckt. Aus unerfindlichen Gründen aber schienen sie mit dieser Sache hier nichts zu tun haben zu wollen.
    Es lag am Anblick des Amerikaners, der nackt aus dem Tank gezerrt, auf einen Stuhl gefesselt und mit Drogen vollgepumpt wurde. Sie waren erschüttert, wenn sie die seltsame Schrumpelkreatur sahen, die er geworden war, mit Augen, die fast immer geschlossen waren und blutrot unterlaufen, wenn er sie kurz öffnete. Je weniger menschlich er erschien, desto unbehaglicher fühlten sie sich. Als spiegelte seine körperliche Verwandlung irgendwie seine schier übernatürliche Fähigkeit, diesem Verhör standzuhalten.
    Weder Paulo noch José waren religiös, doch sie kamen aus einem katholischen Land mit fest verwurzeltem Aberglauben. Immer wenn José den Gefangenen ansah, musste er an die grausige Skulptur des heiligen Bartholomäus denken, die ihm als Kind immer Angst eingejagt hatte, wenn sie während der Prozessionen im August durch die Straßen getragen wurde: der Heilige, der seine abgezogene Haut in der Hand hielt, mit offen sichtbaren Muskeln und Sehnen, die der Bildhauer in schauriger Präzision nachgebildet hatte. Auch Danny sah so aus, als würde seine Haut bald von ihm abfallen, bis er sich als Klumpen aus blutigem, sehnigem Fleisch am Boden auf sie zu winden würde.
    Malcolm plagten solche Ängste nicht. Er betrachtete den Mann wie ein Wissenschaftler eine Laborratte. Außerdem war er selbst schon gefoltert worden – von einem KGB -Mann in Afghanistan. Er wusste, dass man es nicht ewig aushielt. Wenn er es damals nicht ausgehalten hatte, würde es dieser arrogante Schnösel erst recht nicht schaffen.
    Er rief nach José und Paulo, erhielt aber keine Antwort. Also ging er zurück in den Schuppen, zog einen Stuhl neben seinen Gefangenen und schob eines seiner Augenlider hoch. Die Pupille war geweitet, die Droge wirkte.
    Â»Was haben Sie mit den Daten gemacht? Sie durchgearbeitet?«, fragte er.
    Eine lange Pause entstand, während die Worte durch die verzerrten Schichten von Daniels aufgeweichtem Bewusstsein drangen.
    Â»Ja«, antwortete Daniel. »Ganz genau das habe ich getan.« Er hatte die Szene wieder vor Augen. Emily, die auf dem Sofa lag und fernsah, die Late-Night-Show mit Jonathan Ross oder etwas in der Art, er mit dem Laptop am Küchentisch.
    Â»Kommst du nicht mal kuscheln, Schatz? Du kannst doch nicht die ganze Nacht arbeiten.«
    Â»Tut mir leid, Liebes, aber das hier muss ich bis Montag fertig haben.«
    Er arbeitete sich inzwischen durch die Investmentkonten und verglich Daten und Tageszeiten der Transaktionen. Je länger er sich

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