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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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darauf und ließ es dann zu Boden fallen. »Selbst für einen Texaner sind Sie ganz schön schwer von Begriff«, sagte er.
    Malcolm stand auf und verließ mit geballten Fäusten den Schuppen. Er musste sich schwer zusammenreißen, um diesem arroganten Arschloch nicht die Fresse zu polieren. Er war hier derjenige, der das Verhör leitete, er hatte die absolute Macht über den Gefangenen – warum also wurde er das Gefühl nicht los, dass Wiseman die Situation kontrollierte? Er holte sein Telefon heraus. Es war höchste Zeit, in London anzurufen und einen Statusbericht zu verlangen. Isaiah sollte jetzt besser gute Neuigkeiten für ihn haben.

26
    Markus legte die Digitalkamera im Duty-free-Shop zurück auf die Theke und sah auf seine Armbanduhr. Noch zwei Stunden bis zum Boarding. Und immer noch keine Nachricht von Steve. Was hatte das zu bedeuten? Der Ausflug in die Kamera-Abteilung war seine Art, sich abzulenken. Es war vertrautes Terrain. Wie von selbst prüften seine Finger die verschiedenen Funktionen des Gerätes, spielten mit dem Fokus und stellten die Belichtung ein. Selbst das profane Gespräch mit dem Verkäufer half ihm, sich zu konzentrieren und nicht von seiner Angst überwältigen zu lassen.
    Â»Sie hat eine sehr geringe Auslöseverzögerung, große Tiefenschärfe und den empfindlichsten Belichtungsmesser, der zurzeit auf dem Markt ist«, erläuterte der Verkäufer. »Da lässt sich bestimmt noch eine Speicherkarte drauflegen, wenn ich mit dem Filialleiter spreche.«
    Â»Bestimmt«, sagte Markus.
    Â»Das Modell wird gern von Profis genommen. So wie Sie damit umgehen, wissen Sie auch, was Sie tun.«
    Â»Ist nur ein Hobby, vielen Dank«, sagte Markus. »Haben Sie nicht was Kompakteres?«
    Der Verkäufer wirkte enttäuscht, nahm aber ein paar billigere Automatikkameras aus der Vitrine und legte sie auf die Theke. Markus griff nach einer Canon und drehte sie in den Händen. Unglaublich, wie leicht sie war und wie simpel in der Bedienung. Schon erstaunlich, was diese modernen Apparate alles konnten. Praktisch alles, außer Atmosphäre einzufangen. Und selbst das konnten sie zumindest ganz gut imitieren, wenn man die richtige Voreinstellung fand. Er hob sie an, aber da war kein Sucher, nur ein LCD -Display, seelenlos und kalt.
    Â»Wenn Sie die hier kaufen, bekommen Sie die passende Tasche günstiger«, sagte der Verkäufer.
    Markus hörte nicht zu. Die Bildschirme am anderen Ende des Ladens hatten seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie zeigten die Bilder der Camcorder, die überall aufgebaut waren, Kunden, die davor hin und her schlenderten. Manche blieben stehen, nahmen eine Kamera in die Hand und fingen an, daran herumzudrücken. Ein paar Kinder schnitten Grimassen in ein Objektiv, daneben standen junge Männer, die offensichtlich überlegten, ob dieses spezielle Modell sie vielleicht zum nächsten Steven Spielberg machen würde. Auf einem der Bildschirme war in einer Ecke ein Mann in einem Kapuzensweatshirt zu sehen, der auffallend wenig Bewegung zeigte. Als die Kamera herumschwenkte, stand das Bild kurz auf dem Kopf, um dann wieder in die Ausgangsposition zurückzukehren. Doch der Typ stand immer noch da, in Kapuze, Bermuda-Shorts und Turnschuhen.
    Markus wandte sich an den Verkäufer und sagte: »Ich glaube, ich lasse das lieber für heute.« Er blickte über die Schulter, sah sich im Laden um, konnte den Kerl aber nicht entdecken. In seinem Kopf ließ sich die Stimme seines Trainers aus dem Selbstschutzkurs vernehmen: Am Ende müssen Sie selbst beurteilen, wie groß die Bedrohung ist. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie in eine Falle tappen, gehen Sie nicht weiter. Wenn Sie gute Gründe haben, Ihrem Dolmetscher, Führer oder sonst wem nicht zu trauen, dann trauen Sie ihm nicht. Instinkt ist viel wert bei diesen Dingen. Wenn Sie glauben, dass Ihnen jemand folgt, dann stimmt das wahrscheinlich auch. Meiden Sie Sackgassen. Halten Sie sich in übersichtlichem Gelände auf. Es sei denn, Sie suchen die Konfrontation.
    Markus ging zu den Camcordern hinüber und suchte ein Gerät, das über einen längeren Zeitraum gefilmt hatte, klappte das Display auf und spulte zurück. Zuerst zuckten weiße Linien auf, dann sah man den Laden, eine Nahaufnahme von einem Teenager, eine Hand, die in die Linse winkte. Dann den Typ im Hintergrund. Markus sah sich über die

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