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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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mit dem sie beginnt ...«
    »Das hast du dir selbst eingeredet, auch die roten Flecken am Hals, die jetzt wieder verschwunden sind.«
    Sie tastete nach ihrem Hals. »Seltsam, da ist nichts mehr, und doch habe ich sie ganz bestimmt gespürt.«
    »Ja, du warst überzeugt, du würdest die Seuche bekommen, weil du als Folge des Verlusts deiner Hexenkräfte keine Immunität mehr dagegen hast.«
    »Heißt das – heißt das, daß ich meine Fähigkeiten gar nicht verloren habe?«
    Er nahm ihre Hand in seine. »Denk darüber nach, in aller Ruhe.«
    Sie schwiegen eine lange Weile. Das Prasseln der Holzscheite im Kanonenöfchen, das eine gemütliche Wärme verbreitete, war das einzige Geräusch.
    »Es war tatsächlich nur ein psychologischer Block«, murmelte Eileen endlich. »Weil ich mir einbildete, ich müßte meine Hexenkräfte verlieren, wenn ich mich verliebte, was eine Hexe ja nicht darf, konnte ich sie nicht mehr benutzen. Aber es ergibt keinen Sinn.«
    »Doch tut es das. Ich hatte viel Zeit, über eine Menge Dinge nachzudenken. Der Überlebensinstinkt ist stärker als jeglicher bewußte Glaube und psychologische Block. Als man dich herausverbannte, übernahm er und sagte, ›zum Teufel mit all dem anderen, ich erhalte sie am Leben, soll sie sich später darüber Gedanken machen, wie das möglich war‹.«
    Sie antwortete nicht gleich. Schließlich fragte sie: »Hast du eine Kerze, oder irgend etwas, das eine offene Flamme macht?«
    »Eine Öllampe.«
    »Würdest du sie bitte anzünden? Aber laß sie am Tisch stehen und setz dich dann wieder zu mir ans Bett.«
    Er tat es. Sie legte ihre Linke um seine Hand, während sie mit dem Zeigefinger der ausgestreckten Rechten auf die Lampe deutete und leise im Singsang murmelte:
     
    »Flämmchen klein, Flämmchen hell,
    Wachs und zeig das Bild mir schnell!«
     
    Erstaunt sah Chaz, wie die Flamme hochzüngelte, immer höher, bis sie die Zimmerdecke erreichte, wo sie sich über die Wand hinab ausbreitete und ihr Schein vom strahlenden Gelb zu einem sanften Blau wurde. Sie spielte mit den Schatten, und Chaz sah fasziniert, wie die Zimmerwand zu verschwinden schien und sich statt dessen eine tropische Landschaft auftat, wo zwei Menschen fröhlich Hand in Hand am sandigen Strand eines blauen Meers entlangliefen. Die beiden waren Eileen und er.
    »Es stimmt!« jubelte Eileen. »Ich habe meine Kraft wieder. Und das ist eine Szene aus unserer Zukunft, Liebling. Alles wird gut werden!«
    Chaz' Gedanken tasteten sich nach der Masse, von der ihn Eileens Blockierung nun nicht länger trennte, und öffnete seinen Geist den Logikketten, die zu dieser Zukunft führen würden. Doch gerade diese Szene fand er nicht. Vielleicht war sie irgendwo verloren zwischen den unzähligen möglichen Zukünften, oder vielleicht waren auch Eileens Hexenkräfte größer als seine Logikfähigkeiten. Andererseits konnte es natürlich durchaus sein, daß das Bild, das sie heraufbeschworen hatte, keine wahre Szene war, sondern nur eine jener Zukunft, die sie sich erhoffte.
    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kam der rote Stromer die Treppe heraufgestapft und ließ sich ungebeten in den Sessel fallen. »Jetzt können ...« Verwirrt hielt er inne, als er Eileen im Bett sitzen sah. Er sprang hoch und betrachtete ihre Augen und den Hals.
    »Du hattest recht«, wandte er sich an Chaz, und dann an Eileen: »Du bist immun!«
    »Das war ich immer.« Sie lächelte.
    »Da kannst du aber von Glück reden«, brummte er. »Wie viele der armen Teufel, die hier herumirren, beten darum – ohne Erfolg.«
    »Vielleicht könnten sie aber Erfolg haben«, orakelte Chaz.
    »Was soll das nun schon wieder?«
    »Ich zeig es dir. Rück deinen Sessel näher an den Tisch und sieh dir das an.«
    Stromer blickte auf die Papierschnitzel mit den Xs und Os und den Quadraten. Chaz drehte sie um, so daß die leere Seite oben war.
    »Was willst du damit?« brummte der rote Stromer.
    »Ich möchte, daß du dir entweder die Xs oder Os oder die Kästchen aussuchst und dann alle davon aussortierst.«
    »Ah, der Rhine-Test. In meiner Nachbarschaft gab's viele ähnliche Spiele, bloß so zum Zeitvertreib, aber ich war nie gut darin.«
    »Damals warst du auch noch nicht der Seuche ausgesetzt. Als es dann soweit war, hörte etwas wie das auf, Zeitvertreib zu sein. Dein Leben stand auf dem Spiel. Seither hat sich vieles für dich geändert. Versuch es jetzt.«
    Stromer brummelte, aber er beugte sich über die nun alle mit der Zeichnung nach unten liegenden

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