Das Millionen-Bewußtsein
verloren – Und das alles nur wegen eines fehlenden Nagels. Ja, ich glaube, jetzt verstehe ich. In einem Universum verlieren sie einen Nagel und deshalb bald darauf das ganze Königreich. Im anderen Universum verlieren sie den Nagel nicht und behalten das Königreich. Das also ist eine Logikkette, stimmt's?«
»Genau«, versicherte ihm Chaz. »Und da Entweder-Oder-Entscheidungen ständig vorkommen, könnte jemand, der vorhersehen kann, welche Kettenfolge jede der Entscheidungen nach sich ziehen würde, jene treffen, die ihn zum gewünschten Ziel führt. Verstehst du mich?«
»Ich denke schon. Rede weiter.«
»Gut. Unsere Welt ist krank und wird immer kränker. Mit den üblichen Wissenschaften ist es eine Unmöglichkeit, Raum und Zeit zu überbrücken, wie es nötig wäre, eine neue Welt zu finden, wohin die Menschheit flüchten kann, um zu überleben. Aber nichtphysikalische Wissenschaften können diese Unmöglichkeit vielleicht ignorieren und etwas erschaffen, das eine Welt für uns zu finden und uns auch dorthin zu transportieren vermag. Angenommen also, wir entschließen uns, uns der Kettenwahrnehmung zu bedienen, um diese nichtphysikalische Hilfe zu schaffen, die wir brauchen. Wir fangen lediglich mit dem Wissen an, was wir wollen – in unserem Fall etwas, das uns eine reine Welt beschaffen kann –, und mit diesem Ziel im Auge, beginnen wir die Auswahl zu treffen; zuerst von den unmittelbaren Entweder-oder-Alternativen, dann von jenen, die sich von den vorherigen Entscheidungen ableiten. Und so fort. Ein Mann namens James Pritcher tat vor fünfzehn Jahren genau das, nur so als wissenschaftliches Experiment. Er kam zu dem Ergebnis, daß wir zu versuchen beginnen könnten, irgendwo jenseits des Pluto ein nichtphysikalisches Gerät zu schaffen, eine psychische Maschinerie, die sich dazu benutzen ließe, eine Welt, wie wir sie uns vorstellten, zu finden und auch einen Weg, uns dorthin zu bringen.«
Chaz holte tief Luft nach der langen Erklärung. »Das ist alles«, schloß er. »Die Pritchermasse ist eine psychische Maschine, und sie ist schon fast fertiggebaut. Ich komme gerade von ihr. Ich beherrsche die Kettenwahrnehmung. Darum kann ich dir auch mit Sicherheit sagen, daß ich diese Seuche nicht bekommen werde und daß Eileen nur unter einem eingebildeten Befall leidet.«
Der rote Stromer starrte Chaz eine Weile nachdenklich an, dann Eileen, dann wieder Chaz.
»Eileen heißt sie also«, brummte er schließlich. »Sie haben mir nie gesagt, wie sie heißt.«
»Wer hat's dir nicht gesagt?«
»Na, die Leute von der Zitadelle.« Er erhob sich. Chaz griff nach dem Gewehr. »Leg's ruhig wieder hin«, brummte der Stromer. »Du hast recht. Wir müssen uns über eine Menge unterhalten. Aber erst mal muß ich hinaus und ein paar Anweisungen geben, sonst hast du alle vierzehn meiner Meute auf dem Hals, die mich von dir befreien wollen. Ich komme bei Sonnenuntergang zurück. Laß die Tür unten offen für mich.«
Chaz blieb am Bettrand sitzen und dachte nach. Eileen war immun, weil sie eine Hexe war, das heißt, weil sie über paranormale Fähigkeiten verfügte. Die Logikkette sagte ihm, daß auch er selbst immun war, ebenfalls weil er paranormale Fähigkeiten hatte. Aber der rote Stromer war genauso immun, und er glaubte nicht einmal an paranormale Fähigkeiten, noch viel weniger hatte er welche – oder doch? Es wäre interessant, es herauszufinden.
Am Spätnachmittag, Chaz war gerade eifrig dabei Xs und Os und Quadrate auf schmale Papierstreifen zu zeichnen, hörte er seinen Namen rufen.
»Chaz? – Chaz?« Es war eine schwache Stimme, aber unverkennbar Eileens. Sie blickte ihn mit klaren Augen an, und als er seine Hand auf ihre Stirn legte, stellte er fest, daß sie fieberfrei war.
»Wie kommst du hierher?« fragte sie fast flüsternd. Ihre Augen schweiften durch das Zimmer. »Wo sind wir denn?«
»Draußen«, erwiderte er und streichelte ihre Hand.
»Draußen? Ich dachte, ich bin wieder in der Zitadelle, und sie haben dich zurückgebracht. Chaz, wann bist du von der Masse hierhergekommen?«
»Gestern. Zerbrich dir darüber jetzt nicht den Kopf.«
»Aber du sagtest doch, wir sind draußen!« Sie hob mühsam den Kopf. Er drückte ihn sanft aufs Kissen zurück. »Ich erinnere mich jetzt. Sie haben mich hinausverbannt. Ich – ich habe mir die Seuche geholt. O Chaz – ich werde dich anstecken!«
»Nein, ich bekomme sie nicht, genausowenig wie du sie hast.«
»Aber – ich erinnere mich doch. Das Fieber,
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