DAS MODEL UND DER MILLIARDÄR
Güte, das klingt ja, als würde ich dir die Pistole auf die Brust setzen!“
Nicht die leiseste Regung zeigte sich auf seinem Gesicht. „Es ist mein erster Heiratsantrag, sodass ich keine Vergleichsmöglichkeit habe.“
Beschämt wich Lydia seinem Blick aus. „Wie es aussieht, weißt du nicht, wie du Nein sagen sollst. Keine Sorge … ich komme damit klar.“
Cristiano räusperte sich laut.
Erst da bemerkte Lydia, dass der Chauffeur ihr anscheinend schon eine ganze Weile den Wagenschlag aufhielt. Hastig stieg sie aus und hatte es sehr eilig, in den Palazzo zu kommen. Am liebsten hätte sie sich in ein Mauseloch verkrochen. Sie hatte Cristiano gebeten, sie zu heiraten! Wie hatte sie sich nur derart entblößen können? Tränen der Demütigung und der Wut brannten in ihren Augen.
In der Eingangshalle drehte sie sich unvermittelt zu ihm um. „Es ist, weil du mich für eine Diebin hältst, stimmt’s? Nun, vielleicht ist das ja gar nicht so erwiesen, wie du glaubst. Ich meine … vielleicht habe ich das Geld ja gar nicht unterschlagen! Ist dir der Gedanke je gekommen? Hast du dich überhaupt einmal gefragt, was ich mit zweihundertfünfzigtausend Pfund angefangen habe, wo ich in einem kleinen, gemieteten Häuschen gelebt habe, das unter die Treppe deines Palazzos gepasst hätte?“
„Einige Male“, gestand Cristiano. „Du besitzt keinen nennenswerten Schmuck, auch sonst nichts Wertvolles, und hast, soweit ich das beobachten konnte, keine kostspieligen Gewohnheiten. Dennoch hättest du hoch verschuldet sein können.“
Lydia schwieg. Urplötzlich bedeutete es ihr sehr viel, was Cristiano von ihr dachte. Sie wollte nicht, dass er sie für unehrlich hielt. Und nachdem das Geld ersetzt und die polizeiliche Untersuchung eingestellt war, musste sie da überhaupt noch so tun, als hätte sie das Geld gestohlen? Doch im nächsten Moment erkannte sie, dass sie immer noch einen guten Grund hatte, in diesem Punkt zu schweigen. Cristiano konnte sehr kompromisslos in seinem Gerechtigkeitsdenken sein. Es war durchaus möglich, dass er ihre Mutter trotz allem bei der Polizei anzeigte. Wenn sie ihm zu viel verriet, gefährdete sie vielleicht alles, was sie bislang unternommen hatte, um Virginia zu schützen. Augenblicklich war Cristiano nur bestrebt, ihr bei der Suche nach ihrer Mutter zu helfen, und er besaß die Mittel dazu. Würde er immer noch so entgegenkommend sein, wenn sie ihm gestand, dass eigentlich Virginia das Geld unterschlagenhatte? Sie konnte es nicht riskieren.
Cristiano wiederum, der sie aufmerksam beobachtet hatte, drängte sie, in den Salon weiterzugehen. „Du überlegst, ob du mir etwas sagen sollst, bella mia. Lass mich diese Entscheidung für dich treffen. Jetzt, da ich weiß, dass es ein Geheimnis gibt, werde ich sowieso nicht ruhen, bevor du mir nicht alles erzählt hast.“
„Es gibt kein Geheimnis.“
„Du kannst mir alles erzählen.“
„Es gibt nichts zu erzählen.“
„Es ist eine ganz schlechte Idee, mich anzulügen“, warnte er sie sanft. „Und du bist keine gute Lügnerin.“
Sie schluckte besorgt. „Bitte … es ist wirklich nicht wichtig“, protestierte sie.
„Wenn ich dich heiraten soll, muss ich dir vertrauen können. Denk darüber nach, und überlege, ob da nicht etwas ist, was du doch besser mit mir teilen solltest“, riet Cristiano ihr, während er langsam an das hohe Fenster trat und sich dann wieder zu ihr umdrehte.
„Das ist Erpressung!“, meinte Lydia empört.
Er zuckte ungerührt die breiten Schultern. „Ich sage dir nur, wie es ist.“
„Ich will dich sowieso nicht heiraten!“, entgegnete sie trotzig.
„ Dio mio , fang nicht schon wieder damit an!“
„Warum? Fällt es dir etwa so schwer, das zu glauben?“, fragte sie herausfordernd.
Seine dunklen Augen leuchteten auf. „Ich habe meine Gründe.“
„Dann erkläre sie mir bitte.“
Er seufzte gereizt. „Das wird allmählich kindisch.“
Diese Bemerkung machte Lydia natürlich nur noch wütender. „Du solltest keine Behauptungen aufstellen, die du nicht beweisen kannst. Ich mag eben auch keine Geheimnisse und möchte wissen, warum du dir so verdammt sicherbist, dass ich dich heiraten will!“
Cristiano riss der Geduldsfaden. Ohne zu überlegen, ging er zum Schreibtisch, holte etwas aus einer der Schubladen und hielt es ihr entgegen. „Du solltest mich nicht provozieren!“
Lydia blickte entgeistert auf das ihr so vertraute Foto, das sie zuletzt gesehen hatte, als sie in Wales ihre
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