DAS MODEL UND DER MILLIARDÄR
Lydia hielt es für das Beste, das Thema zu wechseln, um von dieser für sie so peinlichen Geschichte abzulenken. „Ich möchte dir etwas Wichtiges sagen“, erklärte sie, sobald der Ober Cristiano seinen Drink gebracht hatte. „Nicht ich habe das Geld von ‚Happy Holidays‘ unterschlagen, sondern meine Mutter.“
Cristiano schloss kurz die Augen und atmete tief ein.
„Mein Stiefvater Dennis hat sie auf einem Berg Schulden sitzen lassen, weshalb sie sich das Geld von dem Wohltätigkeitskonto geborgt hat. Natürlich machte sie sich nichtklar, dass sie es niemals würde ersetzen können, sobald sie damit ihre Schulden bezahlt haben würde.“
„Und warum hast du mir das nicht schon vor Wochen erzählt?“, fragte Cristiano sichtlich betroffen.
„Irgendwann hätte ich es dir ja erzählt, aber anfangs habe ich überhaupt nicht gedacht, dass wir so lange zusammen sein würden“, gestand sie ehrlich. „Es war mir egal, was du von mir dachtest. Ich war nur an deiner finanziellen Hilfe interessiert, als mir klar wurde, dass die Polizei fest entschlossen war, meine Mutter aufzuspüren und anzuklagen.“
„Du hättest mir die Wahrheit sagen müssen!“
„Erstens dachte ich, es würde dich sowieso nicht interessieren, ob ich schuldig war oder nicht, und außerdem habe ich dir nicht vertraut. Woher sollte ich wissen, wie du reagieren würdest? Vielleicht wärst du gleich zur Polizei gelaufen. Nein, ich musste es geheim halten, um meine Mutter zu beschützen. Selbst jetzt fällt es mir schwer, dir davon zu erzählen, weil ich nicht möchte, dass du schlecht von ihr denkst.“
„Wie sollte ich?“, warf Cristiano sarkastisch ein und trank den letzten Schluck aus seinem Glas. „Warum sollte ich schlecht von einer Frau denken, die benachteiligte Kinder um eine viertel Million Pfund betrogen und ihre Tochter dafür hat geradestehen lassen?“
Lydia quittierte diese Frage mit einem vorwurfsvollen Blick. Schweigend sah sie dann zu, wie Cristiano die beiden Drinks bezahlte, bevor sie gemeinsam die Stufen zur Kirche hinaufstiegen. „Ich habe meiner Mutter nur Unglück gebracht“, versuchte sie zu erklären. „Deshalb war ich bereit, alles Nötige zu tun, um ihr zu helfen. Kannst du das nicht verstehen? Es war meine Entscheidung.“
„Einschließlich des letztmöglichen Opfers … mit mir ins Bett zu gehen?“ Er lachte hart. „Als ich vor einigen Wochen sagte, ich würde dir etwas schulden, hatte ich ja keineAhnung, wie viel!“
„Du schuldest mir gar nichts. Ich habe dich bewusst irregeführt. Und wenn du jetzt herausfindest, wo meine Mutter ist, werde ich dir auf ewig dankbar sein.“
„Es ist das Mindeste, was ich für dich tun kann. Steig in den Ferrari ein. Arnaldo kann den Lamborghini später holen.“
„Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass ich mit meinem Opfer ganz glücklich bin?“, fragte Lydia, als sie neben ihm im Wagen saß.
Er warf ihr einen unergründlichen Blick zu. „Ich wollte dich um jeden Preis, bella mia. Erst zu spät sind mir Begriffe wie Ehre und Anstand in den Sinn gekommen. Das werde ich immer bedauern.“ Gekonnt lenkte er den PS-starken Wagen die schmale, gewundene Straße den Hügel hinunter. „Aber ich verspreche dir, deine Mutter für dich zu finden, koste es, was es wolle.“
Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht. „Und du wirst sie nicht bei der Polizei anzeigen?“
„Ich bezweifle, dass die noch Interesse an ihr haben, da es keine Anzeige mehr gibt.“
Den Abend verbrachte Lydia zu ihrer Überraschung … und Enttäuschung allein. Cristiano entschuldigte sich bei ihr mit dem Hinweis, er habe noch viel zu tun. Verunsichert ging sie früh zu Bett und verbrachte eine unruhige Nacht.
Am nächsten Morgen wachte Lydia sehr früh auf und entschloss sich, einen Spaziergang durch den wunderschön angelegten Garten zu machen. Um diese frühe Stunde war es hier angenehm kühl und friedlich. Als sie sich schließlich umwandte, sah sie Cristiano vom Hause aus auf sich zukommen.
„Ich habe eine Adresse von deiner Mutter!“
Sie konnte es nicht glauben. „Du liebe Güte, wie hast dudas denn so schnell geschafft?“
Er zuckte nur die Schultern und berichtete ihr in kurzen Worten, was er herausgefunden hatte.
„In Frankreich?“, wiederholte Lydia irritiert. „Also gut …“
„Der Jet steht in Bereitschaft. Wir fliegen bald, cara mia .“
Lydia strahlte über das ganze Gesicht. „Wie soll ich dir je dafür danken?“
Für einen Moment schien ein
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