Das Model und der Scheich
dafür entschuldigen, dass ich vor der Ehe mit dir geschlafen habe? Ich habe gehofft, dass du den Brief vielleicht nicht bei ganz klarem Bewusstsein geschrieben hast. Ich habe gewartet und gewartet. Aber umsonst. Du bist bei deinem selbstgerechten Urteil geblieben. Ich weiß nicht, wie du …“
„Was soll das heißen, drei Jahre später?“, unterbrach Salih mit heiserer Stimme.
„Ich war fast neunzehn, als Leo endlich am Ziel war. Willst du mir daraus einen Vorwurf machen? Du wolltest mich nicht mehr – und trotzdem sollte kein anderer Mann mich berühren? Drei Jahre lange hatte ich keine Beziehung! Ich möchte wissen, ob du auch so lang gewartet hast.“
Salih sah sie entsetzt an. „Aber … du bist doch direkt von mir zu ihm.“
„Nein! Bin ich nicht!“, rief sie verzweifelt. „Mein Gott, ich war sechzehn! Und er zweiundvierzig.“
„Also stimmt das gar nicht?“, fragte Salih voller Bestürzung.
„Was stimmt nicht?“, fragte Desirée verständnislos. Dann kam ihr ein Verdacht. „Du meinst doch nicht etwa …“
„Samiha hat mir einen Ausschnitt aus einer Zeitschrift geschickt: ein Bild von dir mit diesem alten Mann. Darunter stand …“
Desirée fühlte sich wie ins Gesicht geschlagen. Sie und Salih sahen einander an. Es ließ sich nicht sagen, wer von beiden bestürzter war.
„Das hast du geglaubt? … Und deswegen …? Wie konntest du nur?“
„Desi …“
„Ausgerechnet du hast das geglaubt? Wo mir so viel an deiner Meinung liegt! Kannst du dir tatsächlich vorstellen, dass ich in so kurzer Zeit …? Und noch dazu, während du im Krieg warst?“
Nach einem tiefen Atemzug fuhr sie empört fort: „Nur weil du es in diesem minderwertigen Klatschblatt gelesen hast? Das darf doch nicht wahr sein!“
Hilflos blickte sie zur Seite. „Es ist ein einziger Albtraum“, flüsterte sie.
Dann spürte sie unbändige Wut in sich aufsteigen. „Deshalb hast du mir diesen Brief geschrieben? So wenig Vertrauen hast du zu mir! So schwach war deine Liebe? Soll ich dir sagen, wer von uns einen schwachen Charakter hat? Du! Was ist die Liebe eines Mannes wert, der solchen Unsinn glaubt? Und nicht einmal geredet hast du mit mir darüber! Auf eine bloße Behauptung in einer Bildunterschrift hin hast du mich im Stich gelassen … Ich musste sehen, wie ich allein in der Welt der Mode zurechtkam, umgeben von zweifelhaften Verehrern. Nachdem du nicht mehr da warst, habe ich mich völlig schutzlos gefühlt. Hast du dir das je überlegt?“
Tief betroffen sah Salih sie an. „Nein“, gab er zu.
„Eine Bildunterschrift! Es war nicht mal ein Bericht. Ich wollte diese Unterstellung dementieren, aber Leo meinte, damit würden wir erst recht die Aufmerksamkeit auf uns lenken. Außerdem wurde es dadurch für ihn leichter, Zudringlichkeiten von mir abzuwehren – was er meinem Vater versprochen hatte. Ich war sechzehn, attraktiv und Single. Ohne Leo hätte ich mich vor dubiosen Angeboten kaum retten können.“
Doch gerade Leo hatte sie schrecklich enttäuscht. „Nur vor ihm selbst war ich nicht sicher. Er war der Schlimmste von allen und hatte von Anfang an ein Auge auf mich geworfen – aber er konnte warten.“
„Allah!“ , flüsterte Salih. So aufgewühlt hatte sie ihn noch nie gesehen.
„Wie habe ich all das gehasst! Auch wenn der Beruf als Model viele Mädchen fasziniert, nie wollte ich so ein Leben führen. Aber irgendwie musste ich damit klarkommen. Ich habe dich so vermisst! Immer wieder wünschte ich, ich hätte mich nie für diese Anzeige fotografieren lassen. Dann wäre es nie zu unserem Streit gekommen – und wir hätten geheiratet. Ich konnte mich einfach nicht mit unserer Trennung abfinden und habe x-mal einen Brief an dich aufgesetzt … Dann bist du verwundet worden. Plötzlich zählte alles andere nicht mehr. Ich wusste, dass ich nur dich liebe. Und wenn du gestorben wärst, hätte auch ich nicht mehr leben wollen. Ich habe gebetet, dass du wieder gesund wirst, und auf eine Nachricht von dir gewartet. Und dann endlich … kam dein Brief.“ Sie schloss die Augen. „Vor Freude bin ich fast verrückt geworden.“
Sie seufzte. „Dann habe ich ihn gelesen … Und weißt du was? Auch wenn noch drei Jahre vergingen, bevor Leo mir körperlich nähertrat, im Geiste ist die Entscheidung damals gefallen. Er muss irgendwie gespürt haben, dass ich verletzt und angreifbar war. Du wolltest mich nicht mehr – woran sollte ich da noch glauben? Ich habe alle Hoffnung verloren, und vor allem meine
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