Das Model und der Scheich
sich Salih nur dabei?“
„Er hat mir abgeraten, aber ich habe darauf bestanden. Ich habe nur im Sommer Zeit. Die erste Nacht haben wir in einem Beduinenlager verbracht und die zweite in der Oase am Hamilahfels.“
Kopfschüttelnd fragte Nadia: „War das Wasser überhaupt sauber?“
„Es war eher eine große Pfütze“, gestand Desirée.
„Und nun seid ihr den Vormittag durch die Hitze gefahren, um hierher zu kommen? Salih muss verrückt geworden sein!“
„So klebrig habe ich mich zuletzt mit fünf gefühlt, als ich mit meinem Vater in einem Vergnügungspark war.“ Desirée lachte.
„Desi“, bot Nadia an, „möchtest du vielleicht duschen?“
„Nichts lieber als das!“, rief Desirée erfreut.
Nadia zeigte ihr das Badezimmer, gab ihr Handtücher und frische Seife und ließ sie allein. Welche Wohltat Wasser sein kann!, dachte Desirée unter der Dusche.
Da es aber sicher auch hier im Wadi Daud eine Kostbarkeit war, beschränkte sie sich auf fünf Minuten. Sie drehte das Wasser ab, schlang die feuchten Haare zu einem Knoten – und fühlte sich wie neugeboren.
Da Nadia die kleine Safiyah füttern musste, blieben Ramiz und Salih allein im Wohnzimmer zurück.
„Zwei Tage durch die Wüste, in Richtung Westbarakat, um zur Ausgrabungsstätte deines Vaters zu gelangen?“, fragte Ramiz leise.
„Und wir haben erst die Hälfte der Strecke geschafft“, antwortete Salih scheinbar unbeteiligt. „Es ist eine Viertagesreise. Nadia wird doch nicht verraten, wo die Ausgrabung liegt?“
„Weiß sie es überhaupt? Selbst ich habe nur eine ungefähre Ahnung. Sanfte Form der Entführung, was? Desi ist eine sehr schöne Frau.“
„Sanfte Form der Befragung. Ich möchte wissen, warum sie dorthin will.“
„Aha.“ Ramiz nickte. „Nadia hat sie ja erkannt. Ein Topmodel. Sicher hat sie viele Beziehungen.“
„Du sagst es …“
„Ob sie vielleicht von jemandem benutzt wird, um etwas herauszubekommen?“
„Nein, das nicht. Aber irgendetwas verbirgt sie.“
Auf einmal fragte Salih sich, warum er Desirée in das Haus seiner Freunde gebracht hatte. Ein unbedeutender Zufall würde genügen, um alles auffliegen zu lassen.
Hatte er vielleicht selbst genug von dem Versteckspiel? Fürchtete er inzwischen nicht mehr, dass sie eine Gefahr darstellte? Hatte nicht die Nacht gezeigt, warum Desirée wirklich hergekommen war? Oder war er trotz aller Vorsätze nur weiblichen Listen erlegen?
„Seltsam, dass dein Vater zugestimmt hat. Obwohl die Ausgrabung geheim ist …“
Salih nickte. „Ich habe ihm geraten, abzulehnen. Doch jahrelang habe ich die Sommer bei Desis Eltern in Kanada verbracht. Deshalb konnte mein Vater schlecht Nein sagen – auch wenn uns klar war, dass wir womöglich ein Risiko eingehen.“
„Also soll die Wüstensonne es an den Tag bringen, richtig?“
Salih nickte.
„Und was noch?“, fragte Ramiz.
Überrascht zog Salih die Augenbrauen hoch. „Was meinst du damit?“
„Ganz offensichtlich verbindet euch mehr als eine mögliche Spionagegeschichte. Immer wenn du sie ansiehst, knistert förmlich die Luft … Was also soll die Sonne noch an den Tag bringen?“
„Jetzt habe ich eine Idee!“, rief Nadia.
Nachdem sie zu Mittag hauptsächlich Salate gegessen hatten, wollten sich Salih und Desirée auf den Weg machen.
„Ganz in der Nähe von Qabila gibt es zweitausend Jahre alte, in Fels gehauene Figuren, Desi! Wenn ihr hier bei uns übernachtet, könnt ihr sie heute Nachmittag besichtigen.“
Desi sah Salih an. Vor allem die Aussicht auf ein behagliches Bett und eine Dusche am Morgen fand sie sehr verlockend.
Doch sie war sich nicht sicher, ob die Regeln der Höflichkeit vielleicht verlangten, das gastfreundliche Angebot zuerst abzulehnen.
„Danke, das ist sehr nett“, sagte sie freundlich. „Aber es ist eine so lange Reise, und ich möchte so bald wie möglich aufbrechen.“
„Aber wenn ihr jetzt fahrt, kommt ihr frühestens bei Sonnenuntergang an, vielleicht auch erst in der Nacht“, sagte Nadia. „Dann bleibt doch lieber hier und fahrt morgen früh. Bei Tag ist die Straße viel ungefährlicher.“
Diesen Worten folgte betretenes Schweigen. Ramiz und Salih sahen einander an. Ramiz begann, etwas auf Arabisch zu sagen, doch Desirée war schneller: „Die Straße?“
„Ja. Es gibt dort oft Sandverwehungen, die man in der Nacht zu spät sieht. Auch wenn Salih ein guter Fahrer ist – wenn die Räder erst auf Sand kommen, kann man nicht mehr viel machen.“
„Und welche
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