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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Bellecote besaß zur Zeit kein Pferd, die Ordensgemeinde wollte Rufus loswerden, und Richildis würde sicher froh sein, wenn sie ihn bei ihrem Schwiegersohn einquartieren könnte. Dann wäre sie dem Kloster nicht mehr wegen der Unterbringung und Verpflegung des Hengstes verpflichtet. Sicher hätte es Beringar Spaß gemacht, dem Zimmermann einen Ersatz für Japhet zu bringen, unter dem Vorwand, er hätte die Abtei von einem lästigen Gast befreien müssen. Aber die zweite Sache war noch wichtiger. Cadfael hatte geplant, am vergangenen Tag das Ufer des Teichs nach dem Giftfläschchen abzusuchen. Statt dessen hatte er den Tag in den Klostermauern verbringen müssen. Warum hatte er vergessen, Beringar diesen Hinweis zu geben - obwohl er das kleine Reliquiar erwähnt hatte, das möglicherweise ans Ufer des Severn geschwemmt worden war? Jetzt war es zu spät, und er konnte Beringar nicht in die Stadt folgen, um den Fehler wieder gutzumachen. Wütend auf sich selbst ließ er sich sogar dazu hinreißen, Bruder Mark anzuschreien, als der treu ergebene junge Mann nach den morgendlichen Ereignissen fragte. Doch der Gehilfe nahm sich das nicht sonderlich zu Herzen und folgte ihm nach dem Mittagessen ins Gartensanktuarium.
    »Ich bin ein alter Narr«, gestand Cadfael, nachdem er seine Depressionen überwunden hatte, »und ich habe eine wunderbare Gelegenheit verpaßt, andere mit einer Aufgabe zu betrauen, die ich nicht selbst erfüllen kann, weil ich hier festsitze. Aber das ist nicht deine Schuld, und es tut mir leid, daß ich meinen Zorn an dir ausgelassen habe.«
    »Wenn irgend etwas außerhalb der Klostermauern erledigt werden muß«, warf Mark scharfsinnig ein, »warum sollte ich dir heute weniger nützlich sein als gestern?«
    »Da hast du recht, aber ich habe dich schon tief genug in diese Affäre hineingezogen. Wenn ich vernünftiger gewesen wäre, hätte ich Herrn Beringar auf diese mögliche Spur aufmerksam gemacht. Andererseits«, fuhr Cadfael zögernd fort, »sind keine Gefahren damit verbunden. Man müßte nur ein Fläschchen suchen ...«
    Mark runzelte nachdenklich die Stirn. »Neulich haben wir was gesucht, was alles andere sein durfte - bloß kein Fläschchen. Schade, daß wir's nicht finden konnten.«
    »Das stimmt - aber diesmal müßte es ein Fläschchen sein - falls das Omen, daß Beringar statt Prescote ins Kloster gekommen ist, irgendwas zu bedeuten hat. Und ich will dir auch sagen, wo man suchen müßte.« Cadfael weihte den jungen Mann in seine Überlegungen ein und wies ihn auch auf die Bedeutung des Südfensters hin, daß an jenem Tag offen gestanden hatte.
    »Bin schon unterwegs!« rief Mark. »Du kannst inzwischen guten Gewissens ein Schläfchen halten. Meine Augen sind jünger als deine.«
    »Nimm ein Taschentuch mit, und wenn du das Fläschchen findest, wickle es sorgfältig ein. Faß es nicht öfter an, als unbedingt nötig. Ich muß sehen, wo das Öl über das Glas geronnen und getrocknet ist.«
    Als das Tageslicht zu erlöschen begann, kam Bruder Mark zurück. Bis zur Abendandacht war noch eine halbe Stunde Zeit, aber selbst wenn die Notwendigkeit bestanden hätte - es wäre sinnlos gewesen, das hohe Ufergras im Dämmerschein nach einem winzigen Gegenstand abzusuchen. Die Wintertage beginnen so spät und enden so früh, wie die schnell dahinschwindende Lebensspanne nach drei Jahrzehnten.
    Cadfael hatte Marks Rat befolgt und den Nachmittag verschlafen. Er konnte nirgendwo hingehen und nichts unternehmen, und er hatte nichts Wichtiges zu tun. Plötzlich schreckte er aus dem Reich der Träume auf und sah Bruder Mark vor sich stehen, eine unscheinbare und dünne, aber stolz aufgerichtete Gestalt, ein gütiges Lächeln auf dem zeitlosen Priesterantlitz, das Cadfael bereits aufgefallen war, als jenes verängstigte, widerstrebende Kind sein Noviziat begonnen hatte. Die sanfte, frohe Stimme ließ die Jahre vergessen, die seither verstrichen waren. Immerhin war Mark erst achtzehn - ein sehr kindlicher Achtzehnjähriger.
    »Wach auf! Ich hab' was für dich!« Wie ein kleiner Junge, der seinem Vater ein Geburtstagsgeschenk überreicht und sagt: ›Sieh mal, das habe ich für dich gemacht ...‹
    Ein sorgsam zusammengefaltetes, weiches Tuch wurde auf Cadfaels Schoß gelegt. Bruder Mark öffnete es vorsichtig und zeigte triumphierend auf seinen Fund - eine kleine, unregelmäßig geformte Phiole aus grünem Glas, an einer Seite von gelblichem Braun überzogen, bedeckt vom Rest einer Flüssigkeit, die sich immer

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