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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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mußt du schlafen. Ich bin zu dir gekommen, um dich auf den Weg der Besserung zu führen, aber um die Wahrheit zu gestehen - ich finde, daß du dich ebensowenig zu bessern brauchst wie ich, und es wäre anmaßend, wenn ich dir meine Weisheiten aufdrängen würde. Doch wenn du mit mir beten willst, wird der liebe Gott sicher auf uns hören.«
    »Das tu' ich gern.« Wie ein gehorsames kleines Kind sank Edwy auf die Knie, faltete ehrfürchtig die Hände und schloß die Augen. Und während sie beteten, zuckte ein kleines Lächeln um seine Lippen. Vielleicht erinnerte er sich an die eher weltlichen Worte, die der Wachtmeister ausgestoßen hatte, als er tropf naß aus dem Sumpf gekrochen war.
    Cadfael stand schon eine Stunde vor der Prim auf, um sich bereitzuhalten, falls die Eskorte des Gefangenen frühzeitig eintreffen würde. Prior Robert hatte sich maßlos über die Komödie am vergangenen Abend geärgert, fand jedoch eine gewisse Befriedigung in der Tatsache, daß er den Landrat mit Fug und Recht auffordern konnte, ihm den Missetäter, der ihn überhaupt nichts anging, schnellstens vom Hals zu schaffen.
    Dies war nicht der Junge, der eine Benediktinerkutte und ein Pferd aus einem Benediktinerstall gestohlen hatte, sondern ein Spitzbube, der das eine Diebesgut angezogen und das andere geritten hatte, um ein paar leichtgläubige Beamte zu hänseln.
    Sie sollten ihn nur mitnehmen! Aber der Prior fand, es wäre seiner Würde als Klostervorstand angemessen, daß der Landrat oder dessen Stellvertreter persönlich erschien, um wiedergutzumachen, was die Ordensgemeinde hatte erdulden müssen, und um jenes lästige Element zu entfernen. Robert wollte in aller Öffentlichkeit demonstrieren, daß die Verantwortung nun bei den weltlichen Amtsträgern lag und nicht mehr innerhalb seiner geheiligten Mauern.
    Bruder Mark stand an Cadfaels Seite, als die Eskorte um halb neun, kurz vor dem zweiten Gottesdienst, in den Hof ritt - vier Bewaffnete und ein dunkelhaariger, schlanker junger Edelmann auf einem großen, lebhaften, gescheckten Pferd, das alle Farben von Schwarz bis Weiß aufwies. Mark hörte, wie Bruder Cadfael beim Anblick dieses Reiters erleichtert aufatmete, und fühlte auch in seinem eigenen Herzen neue Hoffnung aufsteigen.
    »Anscheinend ist der Landrat in den Süden gereist, um mit dem König Weihnachten zu feiern«, sagte Cadfael beglückt.
    »Endlich hat uns Gott eine Gnade erwiesen! Dies ist nicht Gilbert Prestcote, sondern sein Stellvertreter, Hugh Beringar von Maesbury.«
    »Ich habe den Prior besänftigt«, berichtete Beringar eine Viertelstunde später, »und versprochen, ich würde ihn von diesem übermütigen Jungen befreien. Als sich seine Laune gebessert hatte, schickte ich ihn zur Messe und zur Kapitelversammlung und bat ihn, auf deine Teilnahme an beiden Veranstaltungen zu verzichten, mein Freund, da du mir einige Fragen beantworten müßtest.« Er schloß die Tür des Pförtnerzimmers, nachdem er seiner Eskorte befohlen hatte, im Hof zu warten, und setzte sich gegenüber von Cadfael an den Tisch. »Und das mußt du auch - allerdings in einem anderen Sinne, als es der Prior vermutet. Bevor wir die kleine Krabbe aus ihrer Schale holen, erzähl mir bitte alles, was du über diese merkwürdige Sache weißt. Sicher bist du darüber besser informiert als alle anderen, mag mein Wachtmeister auch noch so zuversichtlich glauben, daß er den Fall aufgeklärt hat. Die klösterliche Monotonie könnte niemals so eklatant durchbrochen werden, ohne daß du Wind davon bekämst. Also, sag mir alles.«
    Da Beringar die amtliche Verantwortung trug, während Prestcote pflichtschuldigst an der festlichen Tafel seines Königs saß, sah Cadfael keinen Grund, irgend etwas zu verschweigen - zumindest, was seine eigene Rolle in der ganzen Geschichte anging. Und so schilderte er freimütig, was er erlebt hatte.
    Beringar musterte ihn nachdenklich. »Er kam also zu dir, und du hast ihn versteckt.«
    Cadfael nickte. »Das würde ich wieder tun, unter solchen Umständen.«
    »Cadfael, du mußt ebensogut wie ich wissen, daß vieles gegen den Jungen spricht. Wer sonst könnte Vorteile aus Bonels Tod ziehen? Aber ich kenne dich, und deshalb bezweifle ich wie du, daß der Junge schuldig ist.«
    »Das bezweifle ich nicht nur - ich weiß, daß er den Mord nicht begangen hat«, entgegnete Cadfael mit fester Stimme.
    »Und der Gedanke, jemanden zu vergiften, wäre seinem Wesen völlig fremd. Ich unterzog beide Jungen einer Prüfung, als sie bei

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