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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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mir Zuflucht suchten, und sie wußten nicht einmal, wie der Mann gestorben war. Sie glaubten mir, als ich ihnen sagte, er wäre erdolcht worden. Ich hielt Edwin das Gift unter die Nase, und er zuckte mit keiner Wimper. Er erinnerte sich nur, daß das Öl, mit dem man im Hospital Bruder Rhys'
    Schulter einzureiben pflegt, genauso scharf riecht.
    »Ich nehme das alles zur Kenntnis - aber es ist kein Beweis.
    Vielleicht unterschätzen wir alle beide die Tücke dieser Jungen - nur weil sie noch so jung sind ...«
    »Das wäre möglich«, stimmte Cadfael mit einem schwachen Grinsen zu. »Auch du bist jung an Jahren und ich weiß, daß deine Tücke keine Grenzen kennt. Aber glaub mir, diese beiden sind von anderem Schrot und Korn als du. Davon konnte ich mich überzeugen, denn im Gegensatz zu dir habe ich mich lange mit ihnen unterhalten. Ich muß meine Pflicht tun, so wie es meinen Erkenntnissen entspricht. Auch du mußt deine Pflicht erfüllen, so wie es dir dein Amt gebietet. Das bestreite ich nicht. Ich weiß nicht, wo Edwin Gurney steckt, ich kann es nicht einmal erraten, sonst würde ich ihn vielleicht bitten, sich zu stellen und auf deine Integrität zu vertrauen. Ich brauche dich nicht darauf hinzuweisen, daß dieser loyale Neffe, der seinem Onkel zuliebe einiges ertragen hat, über dessen Aufenthaltsort informiert ist. Du kannst ihn danach fragen, aber er wird nichts sagen. Und bei einem Verhör würden ihn weder deine noch Prestcotes Taktik zum Reden bringen.«
    Hugh trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
    »Cadfael, ich muß dich warnen. Ich werde nach dem Jungen suchen und dabei alle Finten anwenden, die mir zu Gebote stehen. Also sei auch du auf der Hut.«
    »Ich weiß es zu schätzen, daß du mich darauf aufmerksam machst. Wir waren schon einmal Rivalen in einem fintenreichen Kampf und gingen als Verbündete daraus hervor. Aber was meine Aktivitäten betrifft - die werden dich schrecklich langweilen. Hat es dir der Prior nicht gesagt? Er hat mir verboten, das Kloster zu verlassen.«
    Hugh hob die schwarzen Brauen. »Großer Gott, was hast du verbrochen?« Seine Augen funkelten belustigt. »Sicher etwas Ungeheuerliches ...«
    »Ich führte ein langes Gespräch mit Witwe Bonel, und ein allzu neugieriges Ohr entnahm unseren Worten, daß wir uns vor vielen Jahren, als wir noch jung waren, sehr gut gekannt hatten.« Cadfael hatte nicht geglaubt, daß es nötig sein würde, Hugh von diesen Dingen zu erzählen, aber er sah keinen Grund, ihm etwas zu verheimlichen. »Du hast mich mal gefragt, warum ich nie verheiratet war, und ich antwortete, ich hätte mich mit solchen Absichten getragen, bevor ich ins Heilige Land ging.«
    »Ja, ich erinnere mich. Du hast einen Namen genannt. Und jetzt hat die Dame Kinder und Enkelkinder ... Stimmt es, Cadfael? Ist sie deine Richildis?«
    »Sie ist Richildis -, aber nicht meine Richildis. Vor dem Tod ihrer beiden Ehemänner hatte ich vorübergehend gewisse Ansprüche auf sie - das ist alles.«
    »Ich muß sie sehen! Sicher lohnt es sich, die Bekanntschaft der Frau zu machen, die du einmal geliebt hast. Wärest du nicht der Mann, der du bist, würde ich sagen, daß dein Einsatz für ihren Sohn fragwürdig erscheint. Aber da ich dich kenne, weiß ich, daß du dich um jeden anderen unglücklichen Jungen genauso bemühen würdest. Jedenfalls werde ich sie besuchen.
    Sie wird Rat oder Hilfe brauchen, denn da gibt es offensichtlich einige Verwicklungen, die entwirrt werden müssen.«
    »Du kannst noch etwas tun. Und wenn deine Bemühungen zum Ziel führen, wirst du vielleicht ebenso an die Unschuld des Jungen glauben wie ich. Ich habe dir erzählt, daß er behauptet, er hätte eine kleine Holzschachtel mit einem Intarsienbild in den Fluß geworfen.« Cadfael beschrieb die Kassette, so gut er es vermochte. »Wenn sie wieder auftaucht, würde das zu seinen Gunsten sprechen. Ich darf das Kloster nicht verlassen, sonst würde ich selbst zu den Fischern und Bootsfahrern gehen und sie bitten, nach der Schachtel zu suchen - an den Stellen, wo solche Dinge normalerweise an Land getrieben werden. Aber du kannst dich drum kümmern, Hugh. Gib den Leuten Bescheid. Ich glaube, es ist der Mühe wert.«
    »Ja, das werde ich tun«, versprach Beringar bereitwillig. »Ich kenne einen Mann, dessen grimmige Aufgabe es ist, genau zu wissen, wo die Leichen armer ertrunkener Seelen an Land geschwemmt werden. Ich weiß nicht, ob kleine Gegenstände derselben Strömung folgen - aber er wird es wissen,

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