Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Japhet auf einem Umweg in ein Unterholz am Fluß, wo wir früher oft spielten. Dort traf ich Meurig. Er gab mir ein Unterpfand, das ich seinem Großvater zeigen sollte, und beschrieb mir den Weg hierher. Am nächsten Tag kam er selbst - so wie er es versprochen hatte.«
    »Und was wirst du tun, wenn die Wahrheit für immer verborgen bleibt?« fragte Cadfael. »Wenn du nie mehr zurückgehen kannst? Wenn Gott auch verhüten möge, daß es so enden wird, und ich mit Gottes Hilfe alles darein setzen werde, um das zu verhindern ...«
    Das Gesicht des Jungen war ernst und furchtlos. Er hatte gründlich nachgedacht in diesem stillen Hafen und das edle Antlitz seines Gastgebers so oft betrachtet, daß seine eigenen Züge jetzt einen Teil dieser inneren Größe widerspiegelten.
    »Ich bin jung und stark, und wenn es sein muß, kann ich mir meinen Lebensunterhalt auch in Wales verdienen - sogar als Ausländer. So manche Männer mußten wegen ungerechter Anschuldigungen ihr Heim verlassen und machten ihren Weg in dieser Welt. Warum sollte ich das nicht schaffen? Natürlich möchte ich lieber zurückgehen. Ich will meine Mutter nicht im Stich lassen - jetzt, wo sie allein ist und einer Ungewissen Zukunft entgegenblickt. Und die Leute sollen mich nicht in schlechter Erinnerung behalten, als den Mann, der seinen Stiefvater vergiftet hat und davongelaufen ist - wo ich ihm doch niemals etwas Böses wünschte ...«
    »Das wird nicht geschehen«, versicherte Cadfael. »Bleib noch ein paar Tage in deinem Versteck und vertraue auf Gott.
    Ich glaube, daß wir die Wahrheit bald erfahren werden, und dann kannst du froh und stolz nach Hause zurückkehren.«
    »Glaubst du das wirklich? Oder willst du mir nur Mut machen?«
    »Ich glaube es allen Ernstes. Einen Jungen wie dich kann man nicht mit falschen Versprechungen ermutigen. Und ich würde dich niemals belügen - nicht einmal, wenn ich einen guten Grund dafür hätte.« Trotzdem - in diesem Haus lasteten Lügen oder unausgesprochene Wahrheiten schwer auf Cadfaels Seele, und so beschloß er, sich zu verabschieden.
    Das schwindende Tageslicht diente ihm als Vorwand. »Jetzt muß ich wieder nach Rhydycroesau reiten«, sagte er und stand auf, »denn ich habe Bruder Simon die ganze Arbeit überlassen.
    Bruder Barnabas steht immer noch ziemlich wackelig auf den Beinen. Ich habe vergessen, euch zu erzählen, daß ich zur Weide geschickt wurde, um einen Kranken zu pflegen und seine Pflichten zu übernehmen, während er genest.«
    »Wirst du wiederkommen, wenn es Neuigkeiten gibt?«
    Edwins Stimme klang ruhig, aber sein Blick war voller Angst und Sorge.
    »Ja - wenn es Neuigkeiten gibt.«
    »Vermutlich wirst du dich noch ein paar Tage lang um deinen Patienten kümmern«, meinte Ifor ap Morgan. »Sicher werden wir dich wiedersehen, sobald du etwas mehr Zeit hast.«
    Er begleitete seinen Gast zur Tür, die rechte Hand wieder auf Edwins Schulter. Plötzlich hielt er inne, streckte die andere Hand mit gespreizten Fingern aus, um ihnen zu bedeuten, daß sie stehen bleiben und schweigen sollten. Das Alter hatte Ifors Gehör nicht beeinträchtigt. Er war der erste, der die gedämpften Stimmen vernommen hatte. Nicht die Ferne dämpfte sie, denn sie waren vor dem Haus aufgeklungen und absichtlich gesenkt worden. Das trockene Gras raschelte. Zwischen den Bäumen wieherte eines der Pferde, die dort festgebunden standen, und kündigte die Ankunft mehrerer Artgenossen an.
    »Das sind keine Waliser, sondern Engländer«, wisperte Ifor.
    »Edwin, geh in das andere Zimmer!«
    Der Junge gehorchte augenblicklich und widerspruchslos, kam aber gleich wieder zurück. »Sie sind da - zwei Bewaffnete, vor dem Fenster ...«
    Die Stimmen hatten sich der Haustür genähert, das Flüstern wurde lauter und verriet tiefe Befriedigung. Nun bemühten sich die Männer nicht mehr, ihre Anwesenheit geheimzuhalten.
    »Das ist dieses gescheckte Biest - ganz unverkennbar!«
    »Was habe ich dir gesagt? Ich wußte es ja - wenn wir den einen finden, dann finden wir auch den anderen.«
    Ein triumphierendes Lachen ertönte, Fäuste hämmerten an die Tür.
    »Aufmachen, im Namen des Gesetzes!« Doch sie hielten sich nicht mit weiteren Formalitäten auf und öffneten die Tür.
    Sie flog nach innen auf, prallte krachend gegen die Wand. Der bärtige Wachtmeister aus Shrewsbury überquerte die Schwelle, begleitet von zwei Bewaffneten. Nur wenige Schritte trennten Bruder Cadfael von William Warden. Heißer Zorn erfüllte den einen - der andere

Weitere Kostenlose Bücher