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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Werke zu vollbringen. Bruder Barnabas, dessen Genesung rasche Fortschritte machte, konnte wenigstens dazu überredet werden, vorerst keine schwere Arbeit zu verrichten und noch ein Weilchen länger in der Wärme des Hauses zu bleiben. Und Bruder Simon sollte sich heute ausruhen, denn am nächsten Tag würde er erneut auf Cadfaels Hilfe verzichten müssen. Außerdem wollten sie pünktlich die Gottesdienste abhalten, als wären sie daheim in der Abtei von St. Peter. Gott würde die geduldige Deklamation der vorgeschriebenen Texte sicher als innige Bitte um seine Hilfe auffassen.
    Während Cadfael das Futter für die Hühner ausstreute, die Kuh melkte, das alte rotbraune Pferd striegelte und die Schafe auf eine neue Bergweide führte, fand er viel Zeit, um nachzudenken. Mittlerweile würde man Edwin ins Gefängnis gebracht haben, aber erst - wie Cadfael hoffte - nach einem langen, beruhigenden Gespräch mit Hugh Beringar. Hatte Martin Bellecote schon von der Festnahme des Jungen erfahren? Wußte Edwy, daß sein tapferer Ritt vergeblich gewesen war? Und Richildis ... Hatte Beringar es als seine Pflicht betrachtet, sie aufzusuchen und über die Verhaftung ihres Sohnes zu informieren? Er würde es ihr so schonend wie möglich beibringen - doch wie könnte er ihren Schmerz lindern?
    Cadfaels Gedanken wanderten auch zu dem alten Ifor ap Morgan, der nun wieder allein war nach der kurzen Begegnung mit einem vertrauensvollen jungen Menschen, der ihn an die eigene Jugend erinnert haben mußte. Das heftige Ungestüm, das Edwin zur Rebellion und zum verbissenen Kampf gegen Gervase Bonel verleitet hatte, war von Ifor ap Morgan in kluge Einsicht und Pflichtbewußtsein verwandelt worden. Wir alle sind sowohl die Opfer als auch die Erben unserer Mitmenschen ...
    »Morgen muß ich mich früh auf den Weg machen«, sagte Cadfael beim Abendessen, während die Kohlenpfanne über harzigem Brennholz zischte und blaue, zitternde Rauchschwaden aufsteigen ließ, so wohlriechend wie in seinem Gartenschuppen hinter den Klostermauern. Das Bezirksgericht würde zusammentreten, sobald der Tag heraufgedämmert war, damit alle, die an der Sitzung teilnahmen, noch vor dem Abend heimkehren konnten. »Ich werde versuchen, rechtzeitig zurückzukommen und die Schafe in den Pferch zu bringen, bevor es dunkel wird. Übrigens - ihr habt mich gar nicht gefragt, wohin ich morgen reite.«
    »Nein, Bruder«, bestätigte Simon sanft. »Wir haben dir angesehen, daß du Sorgen hast, und wollten dich nicht mit unserer Neugier belästigen. Wenn du es wünschst, wirst du uns einweihen.«
    Aber es war eine lange Geschichte, und hier, in der stillen, ungestörten Einsamkeit, hatten sie nicht einmal erfahren, wie alles begonnen hatte. Es war wohl besser, wenn er schwieg.
    Er stand vor dem Morgengrauen auf, sattelte das Pferd und nahm denselben Weg, den er vor zwei Tagen geritten war. An der Furt, wo er den Nebenfluß durchquert hatte, um zu Ifors Haus zu gelangen, bog er diesmal nicht nach rechts, sondern lenkte den Rotbraunen weiter ins Tal des Cynllaith. Eine Holzbrücke führte ihn ans andere Flußufer. Von hier aus brauchte er nur noch eine Meile bis Llansilin zurückzulegen. Die Sonne war aufgegangen - von Dunstschleiern verhüllt, aber hell genug. Das Dorf war längst erwacht. Zahlreiche Leute eilten zur Holzkirche. Jedes Haus in der Nachbarschaft mußte Freunden und Verwandten aus anderen Teilen des Bezirks Obhut gewährt haben, denn die normale Einwohnerzahl dieses Dorfes konnte höchstens ein Zehntel der Menge betragen, die sich an diesem Tag eingefunden hatte. Cadfael führte sein Pferd auf die Weide neben dem Friedhof, wo ein Wassertrog stand. Dort würde es friedlich grasen und seinen Durst stillen. Er schloß sich der Prozession an, die langsam in die Kirche zog. Auf der Straße war er in seiner schwarzen Benediktinerkutte aufgefallen, denn Mönche verirrten sich nur selten hierher. Aber nun konnte er sich in eine dunkle Ecke des Kirchenschiffs zurückziehen. Er wollte nicht vorzeitig entdeckt werden.
    Cadfael war froh, daß sich Ifor ap Morgan nicht zu den Leuten gesellte die hierherkamen, um das Walten der Gerechtigkeit zu beobachten. Dies war die Pflicht all jener, die das Land und die Menschen kannten, die sich um Grenzsteine stritten. Die Aussagen dieser allseits bekannten und geachteten Männer würden schwerer wiegen als die Argumente der Anwälte, obwohl auch diese zahlreich vertreten sein würden.
    Cynfrith ap Rhys sah er erst, nachdem die drei

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