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Das Mönchskraut

Das Mönchskraut

Titel: Das Mönchskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gewiß nicht hierhergeritten, um dich aufzuspüren. Ich wollte Ifor ap Morgan nur Grüße bestellen, von jenem alten Bruder, den du mit Meurig im Hospital besucht hast. Lieber Ifor, der Bruder deiner Frau, Rhys ap Griffith, ist noch am Leben, und für sein Alter geht es ihm recht gut. Als er hörte, daß ich in diese Gegend reisen würde, bat er mich, seinen Verwandten Grüße und Segenswünsche zu überbringen. Er hat seine Familie nicht vergessen, obwohl er lange nicht mehr bei euch war - und ich bezweifle, daß er je wieder zu euch kommen wird. Ich war schon bei Cynfrith ap Rhys und habe ihn ersucht, Rhys' Grüße an seinen Bruder Owain weiterzuleiten. Wenn noch andere aus dieser Generation leben - oder irgendwelche Leute, die sich an Rhys erinnern, sei bitte so freundlich und sag ihnen bei Gelegenheit, daß er sich immer noch an seine Blutsbande und an seine Heimat erinnert und an alle, die wie er hier verwurzelt sind.«
    »Das werde ich tun«, versprach Ifor. Ein plötzliches Lächeln erhellte sein strenges Gesicht. »Er war immer ein getreuer Verwandter, er liebte mein Kind und die übrige Jugend im Clan, nachdem ihm selbst keine Nachkommenschaft vergönnt war.
    Leider verlor er seine Frau schon in jungen Jahren, sonst wäre er wohl bei uns geblieben. Setz dich zu mir, Bruder, und berichte mir von ihm - und wenn du ihm ausrichten würdest, daß ich seine Grüße erwidere, wäre ich dir dankbar.«
    Cadfael ließ sich neben dem alten Mann auf einer Bank nieder, die vor einem rohgezimmerten Tisch stand. »Als Meurig den Jungen hierherbrachte, hat er dir sicher eine ganze Menge von Rhys erzählt, und viel mehr kann ich dir auch nicht sagen.
    Ist er nicht hier?«
    »Mein Enkel macht gerade die Runde bei allen Verwandten und Freunden«, erklärte der Greis. »In letzter Zeit kommt er nur mehr selten in diese Gegend, und deshalb möchte er möglichst viele von seinen alten Gefährten sehen. In ein paar Tagen wird er wieder hier sein. Er hat erwähnt, daß er Rhys zusammen mit Edwin besucht hat, doch er blieb nur eine Stunde, bevor er weiterritt. Nach seiner Rückkehr werden wir genug Zeit finden, um uns zu unterhalten.«
    Cadfael überlegte, daß auch er seinen Aufenthalt nicht allzu lange ausdehnen dürfte. Zwar war er nie auf den Gedanken verfallen, daß die Beamten des Landrats ihn überwachen könnten, seit er Shrewsbury verlassen hatte, doch nachdem es so einfach gewesen war, Edwin aufzustöbern, erfüllte ihn eine bange Sorge. Natürlich hatte er weder erwartet noch gewünscht, den Jungen hier zu finden. Aber Hugh Beringar und vor allem seine Untergebenen vermuteten womöglich das Gegenteil. Vielleicht hatten sie einen diskreten Verfolger auf seine Spur gesetzt. Andererseits brachte er es nicht übers Herz, sich schon nach wenigen Minuten wieder zu verabschieden und den alten Mann zu verlassen, dem es sichtlich Freude bereitete, alte Erinnerungen aufzufrischen.
    Glücklich sprach er von den Zeiten, als seine Frau noch gelebt hatte und seine Tochter ein hübsches, lebhaftes Kind gewesen war. Jetzt waren ihm nur ein einziges Enkelkind und seine eigene unantastbare Würde geblieben.«
    Das unfreiwillige Exil und die Zuflucht, die Edwin an diesem entlegenen Ort gefunden hatte, übten eine starke Wirkung auf ihn aus. Er zog sich in eine dunkle Ecke zurück, um die Männer nicht zu stören, sprach keine Bitte aus, erkundigte sich nicht nach der neuesten Entwicklung der Dinge, die ihn betrafen.
    Schweigend brachte er zwei Becher und einen Krug mit Met, bediente die beiden zuvorkommend und unaufdringlich, voller Demut, aber nicht unterwürfig, und entfernte sich dann wieder.
    Danach wagte er sich nicht mehr in ihre Nähe, bis Ifor einen langen Arm ausstreckte und ihn zum Tisch zog.
    »Mein Lieber, du willst Bruder Cadfael sicher ein paar Fragen stellen und ihm einiges erzählen.«
    Dem Jungen hatte es keineswegs die Sprache verschlagen.
    Nachdem man ihn dazu aufgefordert hatte, redete er genauso wortgewandt und lebhaft wie eh und je. Zuerst wollte er wissen, wie es Edwy ging, und zeigte sich sehr besorgt, was ihm in Gegenwart seines Neffen niemals eingefallen wäre. Als er hörte, daß das Abenteuer ein gutes Ende genommen hatte, war er maßlos erleichtert. »Daß Hugh Beringar so gerecht und großzügig war ... Und er hat wirklich auf dich gehört? Er sucht mein Reliquiar? Wenn er es nur fände! Ich war gar nicht glücklich, als Edwy in meine Rolle schlüpfte, aber er ließ sich nicht davon abbringen. Ich führte

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