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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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die Türen in der Mitte nachgaben, brachen sie an den Scharnieren ab, und wir stießen sie mit einem unbeschreiblichen Getöse vor uns her. Dadurch verloren wir einen guten Knoten an Geschwindigkeit. Der Vormast aus Aluminium, in dem sich unsere teleskopische Spezialantenne befand, brach beinahe rechtwinklig ab und fiel gerade noch am Steuerhaus vorbei auf das Deck. Dadurch wurde unsere Geschwindigkeit um einen weiteren Knoten vermindert. Die Schraube, die mit Maximalgeschwindigkeit sich nach Steuerbord festbiß, reduzierte unsere Fahrt um einen weiteren Knoten. Trotz allem hatten wir noch genügend Geschwindigkeit, als wir unter dem Geräusch von splitterndem Holz – teils unsere eigenen Planken, hauptsächlich aber die Türen – und dem Quietschen der Gummireifen, die unsere Schiffsseiten schützten, plötzlich mit einem harten Ruck anhielten. Wir waren zwischen der Backbordseite des Tauchbootes und der Mauer des Bootshauses festgefahren. Die Gefühle Onkel Arthurs mußten in diesem Augenblick beinah genauso verletzt sein wie sein zerkratztes und beschädigtes Boot, seine heißgeliebte ›Firecrest‹. Hutchinson ließ die Maschine auf langsam Vorwärts laufen, um uns in unserer Position zu halten. Dann schaltete er unseren Fünfzehn-Zentimeter-Scheinwerfer an, weniger um den ausreichend beleuchteten Schuppen noch heller zu machen, als um die Umstehenden zu blenden. Ich ging hinaus auf Deck, die Maschinenpistole in den Händen.
    Wir waren, wie es so schön in Reisebüchern heißt, von einer Szene geschäftigster Aktivität umgeben. Oder präziser ausgedrückt, die Szene war bei unserem Eintreffen von geschäftigster Aktivität gewesen, jetzt waren unsere Freunde wie gelähmt, sie verharrten in den gleichen Stellungen, in denen sie gerade gewesen waren. Ganz rechts starrten uns drei Gesichter vom Laderaum des Tauchbootes an. Es war ein typisches Fünfzehn-Meter-Boot, ein Motorflottenboot, ungefähr von der gleichen Größe wie die ›Charmaine‹. Zwei Männer auf Deck schienen beim Versenken einer Kiste in den Laderaum vom Starrkrampf befallen worden zu sein. Zwei andere standen aufrecht da, einer von ihnen die Arme einer Kiste entgegengestreckt, die von einem Ladekrahn herabhing. In diesem Augenblick war die Kiste das einzige, was sich im Bootshaus bewegte. Der Mann am Kran, der eine außerordentliche Ähnlichkeit mit dem falschen Zollbeamten Thomas hatte, stand da, einen Hebel gegen die Brust gedrückt, den anderen in der ausgestreckten rechten Hand, und machte den Eindruck, als ob die Lava aus dem Vesuv ihn in dieser Stellung vor zweitausend Jahren übergossen und versteinert hätte. Zwei Männer standen mit gebeugtem Rücken an der Wand des Bootshauses und hielten ein Tau, an dem sich eine große Kiste befand, die zwei Froschmänner gerade aus dem Wasser hoben. Was das Verstecken von Beute anlangt, waren sie nicht gerade originell. Ganz links stand Kapitän Imrie, offensichtlich mit der Aufgabe betraut, die Arbeit zu überwachen, und neben ihm seine Auftraggeber, Lavorski und Dollmann. Schließlich war das ihr großer Tag, die Verwirklichung all ihrer Träume, und sie wollten sich keinen Augenblick davon entgehen lassen.
    Imrie, Lavorski und Dollmann gehörten mir. Ich ging nach vorn, bis sie sehen konnten, daß der Lauf des Maschinengewehrs auf sie gerichtet war.
    »Kommen Sie näher«, sagte ich, »ja, Sie drei. Kapitän Imrie, sprechen Sie zu Ihren Leuten. Sagen Sie ihnen, falls sie sich bewegen, falls sie auch nur irgend etwas zu tun versuchen, bringe ich Sie alle drei um. Vier von Ihren Leuten habe ich bereits erledigt, und falls ich die Anzahl verdoppeln sollte, was macht's? Nach den neuen Gesetzen kriegen Sie sowieso nur fünfzehn Jahre, für eine mörderische Pest ist das nicht genug. Mir wäre es lieber, wenn Sie hier sterben würden. Glauben Sie mir, Kapitän Imrie?«
    »Ich glaube Ihnen.« Die volle Stimme war tief und mißmutig. »Sie haben Quinn heute nachmittag umgebracht.«
    »Er hat den Tod verdient.«
    »Er hätte Sie damals in der Nacht auf der ›Nantesville‹ umlegen sollen«, erwiderte Imrie. »Dann wäre nichts von dem hier passiert.«
    »Kommen Sie einzeln zu uns an Bord«, sagte ich. »In diesem Augenblick sind Sie, Kapitän Imrie, ohne Zweifel der gefährlichste von allen. Nach Ihnen Lavorski und dann …«
    »Halten Sie sich ruhig, ganz ruhig.« Die Stimme hinter mir war fast tonlos, aber die Pistole, die sich in meinen Rücken bohrte, sprach eine Sprache, die nicht

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