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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Mindestens vier Stunden lang. Also müßte er um den Mull von Kintyre herumfahren. Wir sind seit heute nachmittag hier. Wer das in der kurzen Zeit schaffen wollte, müßte ein ziemlich schnelles Boot haben.«
    »Sie haben ein ziemlich schnelles Boot hier, Sir«, sagte Polizeimeister MacDonald. Ich wunderte mich, wie das zuging, daß von den westlichen Inseln bis herunter zu den Docks in Ost-London jeder Polizeimeister im Land die gleiche hölzerne Stimme hat, das gleiche starre Gesicht und den gleichen kalten, starren Blick. Es muß mit der Uniform zusammenhängen. Ich beachtete ihn nicht.
    »Was sollen wir denn – hm – angeblich gestohlen haben?«
    »Chemikalien. Es war ein Lastwagen von einem chemischen Konzern.«
    »Chemikalien?« Ich sah zu Hunslett hinüber, grinste und wandte mich dann wieder an den Zollbeamten. »Chemikalien, was? Unser Boot ist voll davon, allerdings fürchte ich, nicht im Wert von zwölftausend Pfund.«
    Einen Augenblick herrschte völlige Ruhe, dann sagte MacDonald: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns das zu erklären?«
    »Nicht im geringsten.« Ich zündete mir eine Zigarette an, um meinen großen Auftritt besonders zu genießen, und lächelte dann. »Das hier ist ein Regierungsboot, MacDonald. Ich dachte, das hätten Sie bereits an der Flagge erkannt. Es gehört dem Landwirtschafts- und Fischereiministerium. Wir sind Meeresbiologen. Unsere hintere Kabine ist ein schwimmendes Laboratorium. Schauen Sie sich die Bücher hier an.« Ich wies auf zwei Regale voller Fachliteratur. »Und falls Sie noch weitere Zweifel hegen, kann ich Ihnen zwei Telefonnummern geben, eine in Glasgow, und eine in London. Dort können Sie sich unsere Identität jederzeit bestätigen lassen. Oder rufen Sie den Schleusenmeister von Crinan an. Dort haben wir die vergangene Nacht zugebracht.«
    »Gewiß, Sir.« Meine Erklärung hatte auf den Polizeimeister nicht den geringsten Eindruck gemacht. »Wohin sind Sie heute abend mit Ihrem Schlauchboot gefahren?«
    »Wie bitte, MacDonald?«
    »Sie wurden beobachtet, wie Sie dieses Schiff gegen fünf Uhr nachmittags in einem schwarzen Gummischlauchboot verließen.«
    Ich habe schon von eisigen Fingern reden hören, die einem in bestimmten Situationen das Rückgrat hinauf- und hinunterstreichen, nur schienen es bei mir keine Finger zu sein, sondern ein Tausendfüßler mit hundert eisigen Beinen. »Sie fuhren auf den Sund zu. Mr. McIlroy, der Postmeister, hat Sie gesehen.«
    »Es tut mir außerordentlich leid, den Charakter eines Mannes, der Beamter ist wie ich, anzuzweifeln, aber er muß betrunken gewesen sein.« Es ist merkwürdig, daß ein solch eisiges Gefühl einen zum Schwitzen bringen kann. »Ich besitze kein schwarzes Schlauchboot, und ich habe auch niemals eins besessen. Holen Sie nur Ihr Vergrößerungsglas hervor, MacDonald, und wenn Sie ein schwarzes Schlauchboot finden sollten, dann mache ich Ihnen das braune Holzboot, das einzige, das wir auf der ›Firecrest‹ haben, zum Geschenk.«
    Der starre Ausdruck des Gesichts veränderte sich ein wenig. MacDonald war jetzt nicht mehr so sicher. »Sie sind also nicht weg gewesen?«
    »Ich war fort, und zwar mit unserem eigenen Boot. Ich bin nur um Garve Island herumgefahren und habe dort einige Proben aus dem Sund geholt. Ich kann sie Ihnen hinten in der Kabine zeigen. Wissen Sie, wir sind hier nämlich nicht im Urlaub.«
    »Aber bitte, bitte, ich wollte Sie nicht beleidigen.«
    Jetzt war ich auch kein Plutokrat mehr, sondern einer, der arbeiten mußte, und er konnte es sich gestatten, ein wenig lockerer zu werden. »Mr. McIlroy hat heute auch nicht mehr so gute Augen wie früher, und außerdem sieht gegen die untergehende Sonne alles schwarz aus. Und ich muß sagen, Sie kommen mir nicht wie ein Mann vor, der am Ufer des Sundes landet und dort die Telefonverbindung mit dem Festland unterbricht.«
    Der Tausendfüßler brach jetzt in einen schnellen Galopp aus. Vom Festland abgeschnitten? Das mußte einigen Leuten sehr gut passen. Ich zerbrach mir nicht den Kopf darüber, wer die Verbindung unterbrochen hatte. Ich war ganz sicher, mit höherer Gewalt hatte das nichts zu tun.
    »Wollen Sie damit vielleicht ausdrücken«, sagte ich langsam, »daß Sie mich verdächtigen …«
    »Wir können uns keine Fehler leisten, Sir.« Er entschuldigte sich jetzt fast. Ich war nicht nur ein Mann, der arbeitete, ich war ein Mann, der für die Regierung arbeitete. Und alle Menschen, die für die Regierung arbeiten, sind von

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