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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Zollbootes hörte, als sein Scheinwerfer die steinerne Kaimauer etwa eine halbe Meile von uns entfernt beleuchtete. »Haben sie an irgend etwas übertriebenes Interesse gezeigt?«
    »An allem haben sie übertriebenes Interesse gezeigt. Aber warte mal, warte einen Augenblick. Thomas schien sich ganz besonders für unsere Batterien zu interessieren und dafür, daß wir über eine so große Reserve an elektrischem Strom verfügen.«
    »Wirklich? Tatsächlich? Und erinnerst du dich, wie frei und leicht sich unsere beiden Freunde vom Zoll beim Abschied auf ihr Boot schwangen?«
    »Na, das haben sie doch schon tausendmal gemacht.«
    »Beide hatten die Hände frei, sie trugen nichts – dabei hätten sie doch etwas tragen müssen.«
    »Das Fotokopiergerät.«
    »›Das Fotokopiergerät gehört zur normalen Ausrüstung heutzutage.‹ Blödsinn. Aber wenn unser blonder Freund nicht damit beschäftigt war, Fotokopien anzufertigen, dann tat er in der Zeit irgend etwas anderes.«
    Wir gingen in das Steuerhaus. Hunslett nahm den größeren Schraubenzieher aus dem Werkzeugregal, das neben dem Echolot stand, und entfernte innerhalb von sechzig Sekunden die Deckplatte von unserem Radiotelegraphen und Funkpeilgerät. Er betrachtete das Innere fünf Sekunden lang und sah dann mich genauso lange an, danach schraubte er die Deckplatte wieder auf. Eins war sicher, wir würden diesen Sender lange Zeit nicht benutzen.
    Ich wandte mich ab und starrte durch die Fenster des Steuerhauses in die Dunkelheit. Der Wind wurde stärker, die schwarze See schimmerte fahl, während ihre weißen Schaumkronen von Südwesten her anzogen, die ›Firecrest‹ schaukelte heftig an ihrer Ankerkette und, da sie sich dem Wind und der Flut entgegengesetzt bewegte, fing sie recht merklich an zu schlingern. Ich fühlte mich hundemüde, aber meine Augen waren wachsam. Hunslett bot mir eine Zigarette an. Ich wollte keine, nahm sie aber trotzdem. Wer weiß, vielleicht half mir das beim Denken. Und dann packte ich ihn am Handgelenk und betrachtete seinen Handteller.
    »Ja, ja«, sagte ich, »Schuster, bleib bei deinen Leisten.«
    »Was meinst du?«
    »Falsches Sprichwort, ich kann mich im Moment nicht an das richtige erinnern. Ein guter Handwerker benutzt nur sein eigenes Werkzeug. Unser Freund mit dem Hang, Radioröhren und Kondensatoren zu zerstören, hätte das bedenken sollen. Kein Wunder, daß sich die Muskeln in meinem Nacken jedesmal krampfhaft zusammenzogen, wenn Durran in der Nähe war. Wo hast du dich denn geschnitten?«
    »Ich hab' mich nicht geschnitten.«
    »Ich weiß, aber in deinem Handteller ist ein Blutfleck. Es würde mich nicht wundern, wenn der Bursche bei Peter Sellers Unterricht genommen hätte. Auf der ›Nantesville‹ sprach er südenglischen Dialekt, auf der ›Firecrest‹ nordirdischen. Ich bin gespannt, wie viele Dialekte er noch aus dem Ärmel schüttelt oder vielmehr aus seiner Kehle hervorbringen kann. Ich dachte, er wäre ein bißchen dick, aber er ist ganz schön muskulös. Erinnerst du dich, daß er niemals seine Handschuhe auszog, nicht einmal, als er das Glas in die Hand nahm?«
    »Ich bin der beste Beobachter, den du je gesehen hast. Hau mir mit einem Knüppel eins über den Schädel, und ich bemerke einfach alles.« Es hörte sich bitter an. »Warum haben sie uns dann nicht zusammengeschlagen? Wenigstens dich? Ihren Kronzeugen?«
    »Vielleicht handelt es sich wirklich um Leute, die viel besser sind als wir. Es gibt zwei Gründe. Erstens konnten sie nichts tun, solange die Polypen hier waren, echte Polypen, wie wir beide übereinstimmen. Es sei denn, sie hätten auch noch die beiden fertiggemacht. Nur ein Verrückter würde absichtlich einen Polizeimeister umbringen. Und was diesen Burschen auch sonst fehlen mag, Intelligenz fehlt ihnen bestimmt nicht.«
    »Aber warum haben sie dann überhaupt die Polizisten mitgebracht?«
    »Es gab ihnen einen Mantel von Achtbarkeit. Polizisten sind über jeden Verdacht erhaben. Wenn ein Polizist in Uniform seine Mütze in dunkler Nacht über die Reling schiebt, dann schlägst du ihm nicht mit dem Enterhaken auf den Kopf. Du bittest ihn an Bord. Alle anderen hingegen schlägst du vielleicht nieder. Insbesondere, wenn du ein schlechtes Gewissen hast, wie sie von uns mit Recht annehmen konnten.«
    »Möglich, man kann darüber streiten. Und der zweite Grund?«
    »Sie sind ein großes Risiko eingegangen, ein verzweifeltes Risiko, indem sie Durran schickten. Er wurde den Wölfen vorgeworfen, um zu

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