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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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auszusprechen.
    »Wenn Sie mir mitteilen wollen, was Sie das verdammt noch einmal angeht«, sagte ich unfreundlich, »dann werde ich Ihnen vielleicht antworten, vielleicht auch nicht. Ein privates Boot ist genauso wie ein Privathaus, Polizeimeister. Sie benötigen einen Durchsuchungsbefehl, ehe Sie hier eindringen dürfen. Oder kennen Sie Ihre Vorschriften nicht?«
    »Er kennt seine Vorschriften«, warf einer der Zöllner ein, ein kleiner dunkler Typ, der um vier Uhr morgens glatt rasiert war und eine gewinnende Stimme hatte, die nicht aus dem Hochland kam. »Das ist ja eigentlich gar nicht sein Job. Wir haben ihn vor drei Stunden aus dem Bett geholt. Er tut uns nur einen Gefallen.«
    Ich ignorierte ihn und sagte zu dem Polizisten: »Es ist jetzt mitten in der Nacht, und wir befinden uns in einer einsamen schottischen Bucht. Wie wäre Ihnen wohl zumute, wenn vier Ihnen unbekannte Personen mitten in der Nacht auf Ihr Schiff kämen?« Ich ging hier ein gewisses Risiko ein, bei dem ich aber eine faire Chance hatte. Falls sie wirklich diejenigen waren, die ich meinte, und wenn ich derjenige war, den sie vor sich zu haben glaubten, würde ich es niemals wagen, so zu sprechen. Nur ein unschuldiger Mensch würde das tun. »Haben Sie irgend etwas bei sich, wodurch Sie sich ausweisen können?«
    »Mich ausweisen?« Der Polizist sah mich kalt an. »Ich bin Polizeimeister MacDonald. Das Polizeirevier in Torbay untersteht mir seit acht Jahren. Fragen Sie in Torbay, wen Sie wollen, alle kennen mich.« Wenn er wirklich derjenige war, der er zu sein behauptete, dann war das hier vielleicht das erstemal, daß er aufgefordert wurde, sich bei irgend jemandem auszuweisen. Er nickte und deutete auf den sitzenden Polizisten. »Das ist Wachtmeister MacDonald.«
    »Ihr Sohn?« Die Ähnlichkeit war unverkennbar. »Da bleibt ja alles in der Familie, was?« Ich wußte nicht, ob ich ihm glauben sollte oder nicht, aber ich fühlte, daß ich lange genug den verärgerten Hausherrn gespielt hatte. Ein wenig mehr Ruhe war jetzt am Platz. »Und Zollbeamte, was? Ihre Vorschriften kenne ich auch. Sie benötigen keinen Durchsuchungsbefehl. Ich glaube, daß die Polizei gern Ihre Machtbefugnisse hätte. Sie können überall hingehen, wohin Sie wollen, ohne irgend jemanden vorher um Erlaubnis fragen zu müssen. So ist es doch, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.« Es war der jüngere Zollbeamte, der mir antwortete. Er war mittelgroß, blond, neigte ein wenig zur Fülle, sprach mit irischem Akzent und hatte wie der andere einen blauen Mantel an, Schirmmütze, braune Handschuhe und eine Hose mit scharfen Bügelfalten. »Wir tun das aber nur äußerst selten. Wir ziehen die Zusammenarbeit vor, wir fragen lieber.«
    »Und Sie möchten gern das Boot durchsuchen, nicht wahr?« warf Hunslett ein.
    »Ja, Sir.«
    »Aber warum?« fragte ich sehr verwundert. Und ich war wirklich erstaunt. Ich wußte einfach nicht, wie ich hier dran war. »Wenn wir schon alle so höflich und hilfsbereit zueinander sein wollen, könnten wir dann vielleicht eine Erklärung für das Ganze bekommen?«
    »Keinerlei Grund, warum Sie die nicht bekommen sollten, Sir.« Der ältere Zollbeamte sprach jetzt beinah in entschuldigendem Ton. »Ein Lastwagen, auf dem sich Gegenstände im Wert von etwa zwölftausend Pfund befanden, ist in der vergangenen Nacht an der Küste von Ayrshire beraubt worden. Das heißt, in der vorletzten Nacht, um korrekt zu sein. Es kam heute abend in den Nachrichten. Nach Informationen, die wir erhalten haben, wissen wir, daß die Beute auf ein kleines Boot umgeladen wurde. Wir nehmen an, daß das Boot nach Norden fuhr.«
    »Warum?«
    »Bedaure, Sir, das ist streng vertraulich. Das hier ist der dritte Hafen, den wir heute aufgesucht haben, und das dreizehnte Boot, das vierte in Torbay, auf dem wir in den letzten fünfzehn Stunden gewesen sind. Wir sind wirklich ganz schön in Trab gehalten worden, das kann ich Ihnen versichern.« Eine leise freundliche Stimme, eine Stimme, die ausdrücken wollte: »Sie glauben doch nicht etwa, daß wir Sie verdächtigen. Wir müssen unsere Arbeit tun, das ist alles.«
    »Und Sie durchsuchen alle Boote, die vom Süden heraufgekommen sind, oder von denen Sie annehmen, daß dies der Fall gewesen sein könnte. Jedenfalls alle neuangekommenen? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, daß ein Boot, das Diebesbeute an Bord hat, es niemals wagen würde, durch den Crinan-Kanal zu fahren? Wenn man da erst mal drin ist, sitzt man in der Falle.

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